19. April, 2025

Finanzen

Europas Zahlungsverkehr am Scheideweg: Die Abhängigkeit von US-Dienstleistern

Die EZB warnt vor der Dominanz von Visa, Mastercard und PayPal im europäischen Zahlungsverkehr. Initiativen wie der digitale Euro und das Bezahlsystem Wero sollen Abhilfe schaffen. Doch der Weg zur Unabhängigkeit ist steinig.​

Europas Zahlungsverkehr am Scheideweg: Die Abhängigkeit von US-Dienstleistern
Über 60 % der Kartenzahlungen in der Eurozone laufen über US-Anbieter – ein geopolitisches Risiko, das die EZB zunehmend alarmiert. ​

In einer zunehmend digitalisierten Welt ist der Zahlungsverkehr zum Rückgrat der Wirtschaft geworden. Doch Europas Zahlungsinfrastruktur hängt maßgeblich von US-amerikanischen Dienstleistern ab. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht hierin eine strategische Schwäche und drängt auf europäische Alternativen.​

Die Dominanz der US-Zahlungsdienstleister

Visa, Mastercard und PayPal sind die dominierenden Akteure im europäischen Zahlungsverkehr. Laut EZB laufen in vielen EU-Ländern Kartenzahlungen nahezu ausschließlich über diese Anbieter.

In 13 von 20 Eurozonen-Ländern gibt es keine nationalen Kartenzahlungssysteme mehr. Dies bedeutet, dass ein Großteil der Transaktionen von US-Unternehmen abgewickelt wird, was Europa in eine Abhängigkeit bringt.

Die Risiken der Abhängigkeit

Die geopolitischen Spannungen, insbesondere Handelskonflikte, können direkte Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr haben. Ein Beispiel ist der Rückzug von Visa und Mastercard aus Russland nach Beginn des Ukraine-Konflikts.

Ein ähnliches Szenario in Europa könnte den Zahlungsverkehr erheblich stören. Zudem fließen durch die Nutzung dieser Dienste erhebliche Gebühren an US-Unternehmen, was die europäische Wirtschaft belastet.​

Die EZB plant den digitalen Euro als Alternative zu US-Systemen. Doch die Einführung verzögert sich, während die Abhängigkeit von Visa & Co. weiter wächst. ​

Der digitale Euro: Hoffnungsträger mit Hürden

Die EZB arbeitet an der Einführung eines digitalen Euros als Ergänzung zum Bargeld. Dieser soll als digitales Zentralbankgeld fungieren und den Bürgern eine sichere und datenschutzfreundliche Zahlungsmöglichkeit bieten.

Die Vorbereitungsphase soll bis Oktober 2025 abgeschlossen sein, doch die endgültige Entscheidung hängt von der Zustimmung der EU-Institutionen ab .​

Wero: Ein europäisches Bezahlsystem in den Startlöchern

Parallel dazu entwickelt die European Payments Initiative (EPI) das Bezahlsystem Wero. Dieses soll eine europäische Alternative zu den US-Diensten bieten und zunächst Peer-to-Peer-Zahlungen ermöglichen.

Ab 2025 sind Erweiterungen für E-Commerce und mobile Zahlungen geplant . Wero wird von führenden europäischen Banken unterstützt und soll die Souveränität im Zahlungsverkehr stärken.

Die Abhängigkeit Europas von US-Zahlungsdienstleistern stellt ein erhebliches Risiko dar. Initiativen wie der digitale Euro und Wero sind wichtige Schritte zur Stärkung der europäischen Souveränität im Zahlungsverkehr.

Doch der Erfolg dieser Projekte hängt von der politischen Unterstützung, der Akzeptanz durch die Bevölkerung und der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber etablierten Anbietern ab. Es bleibt abzuwarten, ob Europa den Weg zur Unabhängigkeit erfolgreich beschreiten kann.​