ProSiebenSat.1 kann sich nicht aus der Krise befreien. Die Zahlen für 2024 zeigen zwar ein leichtes Umsatzplus, doch die Gewinne schrumpfen. Auch 2025 wird alles andere als einfach: Der Konzern erwartet entweder Stagnation oder sogar rückläufige Ergebnisse. Analysten reagieren skeptisch, die Aktie bricht ein.
Umsatz steigt, aber Gewinne schmelzen
Das abgelaufene Jahr brachte einen Umsatz von 3,9 Milliarden Euro – ein Plus von knapp zwei Prozent. Doch das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) fiel um vier Prozent auf 557 Millionen Euro.
Besonders bitter: Das wichtige Weihnachtsquartal, in dem der Konzern traditionell stark verdient, wurde durch schwache Konsumlaune und hohe Investitionen in die Streaming-Plattform Joyn belastet.
Die Aktionäre müssen sich auf magere Zeiten einstellen. Trotz des Umsatzwachstums stagnierte der bereinigte Nettogewinn bei 229 Millionen Euro – kaum mehr als im Vorjahr. Die Dividende bleibt bei nur fünf Cent pro Aktie.
Medienfokus oder E-Commerce? Ein Zerren um die Zukunft
ProSiebenSat.1 steckt in einer strategischen Sackgasse. Großaktionär MediaForEurope (MFE), der von der Berlusconi-Familie kontrollierte Konzern, hält inzwischen 29,99 Prozent der Anteile. Die Italiener drängen darauf, dass sich das deutsche Medienhaus auf sein Kerngeschäft konzentriert und Randaktivitäten wie den E-Commerce-Bereich verkauft.
Doch genau dieser Sektor, zu dem die Online-Parfümerei Flaconi und das Vergleichsportal Verivox gehören, ist laut Vorstand weiterhin „sehr profitabel“. Seit Monaten wird mit potenziellen Käufern verhandelt – ohne Ergebnis. Analysten kritisieren die Hinhaltetaktik des Managements: „Entweder verkauft ProSiebenSat.1 endlich die Randgeschäfte oder man riskiert weiteres Chaos mit dem Großaktionär“, warnt ein Brancheninsider.
Strategie im Umbruch: General Atlantic als neuer Partner?
Ein neuer Plan könnte die Fronten verschieben. ProSiebenSat.1 will seinen Partner General Atlantic als Aktionär gewinnen und dafür die E-Commerce-Sparte unter ein gemeinsames Dach holen.
Das bedeutet: Der Konzern würde die restlichen Anteile von General Atlantic an den Tochtergesellschaften NuCom und ParshipMeet übernehmen. Im Gegenzug würde General Atlantic entweder eigene Anteile an ProSiebenSat.1 bekommen oder eine Pflichtwandelanleihe erhalten.
Die Bedingung: Mindestens eines der E-Commerce-Geschäfte – Flaconi oder Verivox – muss verkauft werden, um Kapital für die Übernahme bereitzustellen. Doch da sich der Verkaufsprozess hinzieht, bleibt unklar, ob dieser Plan aufgeht.
Aktienkurs stürzt ab – Vertrauen schwindet
An der Börse quittierten die Anleger die unklaren Perspektiven mit massiven Verkäufen. Die Aktie fiel am Donnerstag um über 13 Prozent auf nur noch 5,23 Euro – der tiefste Stand seit zwei Wochen. Seit Jahresbeginn hat das Papier damit einen großen Teil seiner Erholung wieder eingebüßt. Analysten senkten ihre Prognosen, einige rechneten bereits mit einer weiteren Abwärtsbewegung.
„Die Sorgen sind noch nicht vorbei“, resümierte Analystin Annick Maas von Bernstein Research. Das schwache vierte Quartal und der vorsichtige Ausblick auf 2025 dürften die Konsensschätzungen weiter nach unten ziehen.
Selbst wenn das Unternehmen seine strategischen Baustellen in den Griff bekommt, bleiben wirtschaftliche Unsicherheiten. Der Werbemarkt ist schwankend, das lineare Fernsehen verliert weiter an Bedeutung, und Streaming bleibt eine teure Wette auf die Zukunft.
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