Donald Trump hat ein Talent dafür, mit provokanten Aussagen die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das ist nichts Neues. Doch im aktuellen Wahlkampf schlägt der Ex-Präsident mit seinen Beleidigungen in eine Richtung, die ihm gefährlich werden könnte: Er greift Wählergruppen an, auf die er dringend angewiesen ist.
Juden, Katholiken, Frauen und Senioren – all jene, die in den kommenden Monaten den Unterschied in den Swing States machen könnten – bekommen die volle Breitseite ab. Dabei hat Trump in diesen Staaten ohnehin kein leichtes Spiel.
Trumps gefährliche Rhetorik
Bei einem Auftritt vor dem Israeli-American Council konnte Trump seine Verwunderung über jüdische Wähler, die ihn nicht unterstützen, kaum verbergen.
„Wenn ich verliere, dann haben die Juden eine Menge damit zu tun“, polterte er.
Dieser Satz löste sofort Empörung aus. Rabbi Rick Jacobs, Präsident der Union for Reform Judaism, warf ihm vor, antisemitische Stereotype zu bedienen. Auch bei Katholiken setzte Trump auf Konfrontation.
Als Kamala Harris ankündigte, nicht an einer Spendengala der katholischen Kirche teilnehmen zu wollen, griff er sie scharf an und nannte katholische Wähler, die sie unterstützen, „nicht ganz bei Trost“.
Noch deutlicher wurde Trump, als er vor Senioren in North Carolina sprach. „Wer mich nicht wählt, dem schicken wir einen Psychiater vorbei“, erklärte er. Eine Ansage, die für Lacher in der Halle sorgte, aber politisch heikel ist. Senioren zählen zu den wichtigen Wählergruppen in den Swing States.
Die letzte Gruppe, die Trumps Spott zu spüren bekam, waren die Frauen. „Ihr werdet nicht mehr einsam, verängstigt und verlassen sein“, versprach er in einer Rede. „Ihr werdet nicht mehr über Abtreibung nachdenken. Ich werde euer Beschützer sein.“ Auch das kam nicht überall gut an.
Parteifreunde schlagen Alarm
Dass Trump sich mit seiner aggressiven Rhetorik ins Abseits manövriert, scheint auch vielen Republikanern nicht zu entgehen. Senator Lindsey Graham, eigentlich ein treuer Verbündeter des Ex-Präsidenten, forderte Trump offen dazu auf, sich auf politische Inhalte zu konzentrieren.
„Es wäre besser, ihre Politik zu kritisieren, statt persönliche Beleidigungen loszuwerden“, sagte Graham in einem Interview.
Auch andere Parteifreunde äußern sich besorgt. „Jeden Tag, an dem wir nicht über die wichtigen Themen sprechen, lassen wir Harris unangetastet“, warnte der republikanische Stratege David Urban, der Trumps erfolgreiche Kampagne in Pennsylvania 2016 leitete.
Swing States werden zur Schicksalsfrage
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: In den entscheidenden Swing States könnte Trump auf der Kippe stehen. In Michigan und Wisconsin liegt Kamala Harris bei weiblichen Wählern mit bis zu 22 Prozentpunkten vorne.
Bei Senioren führt Trump zwar in Arizona und Georgia, doch in Pennsylvania, Michigan und North Carolina bewegt er sich laut Umfragen nur im Bereich der statistischen Fehlertoleranz. Ähnlich sieht es bei katholischen Wählern aus. In Nevada und Arizona ist das Rennen zwischen Trump und Harris unter Katholiken völlig offen.
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