Die Reallöhne in Deutschland sind im Jahr 2024 so stark gestiegen wie seit anderthalb Jahrzehnten nicht mehr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stiegen die Löhne nominell um 5,4 Prozent.
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Nach Abzug der Inflation bleibt ein reales Plus von 3,1 Prozent. Doch trotz dieser positiven Entwicklung bleibt die Kaufkraft vieler Arbeitnehmer auf dem Niveau von 2017.
Starker Reallohnzuwachs nach Jahren der Stagnation
Die aktuellen Zahlen markieren einen Wendepunkt: Während die Reallöhne 2023 stagnierten und 2022 sogar um vier Prozent einbrachen, bedeutet das Plus von 3,1 Prozent für viele Arbeitnehmer eine lang ersehnte Erholung.
Die Inflationsrate ist 2024 deutlich gesunken, was dazu beiträgt, dass Lohnerhöhungen nicht wie in den Vorjahren sofort von steigenden Preisen aufgezehrt werden.
Das Wachstum fällt allerdings je nach Branche unterschiedlich aus: Die größten Zuwächse gab es im Bereich Information und Kommunikation mit 6,9 Prozent, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen (6,5 Prozent) sowie der Finanz- und Versicherungsbranche (6,5 Prozent). Deutlich schwächer war das Wachstum dagegen in der Wohnungswirtschaft und der Landwirtschaft.
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Inflationsausgleichsprämien treiben Löhne von Geringverdienern
Besonders Arbeitnehmer im untersten Einkommensfünftel konnten 2024 von starken Lohnsteigerungen profitieren. Ihre Nominallöhne stiegen im Durchschnitt um 7,8 Prozent – das ist der beste Wert unter allen Einkommensgruppen.
Der Hauptgrund dafür ist die Inflationsausgleichsprämie: Viele Arbeitgeber zahlten ihren Beschäftigten eine steuerfreie Einmalzahlung, die gerade für Geringverdiener einen hohen prozentualen Effekt hatte.
Ein Beispiel verdeutlicht dies: Eine Prämie von 1.200 Euro bedeutet für jemanden mit einem Jahreseinkommen von 30.000 Euro ein Plus von vier Prozent, während sie für einen Arbeitnehmer mit 90.000 Euro Einkommen nur 1,3 Prozent ausmacht. Dadurch ist das Lohnwachstum in unteren Einkommensgruppen prozentual stärker ausgefallen als in höheren Gehaltsklassen.
Mieten und Inflation bremsen Kaufkraft
Trotz der steigenden Löhne bleibt die Kaufkraft vieler Arbeitnehmer begrenzt. Die Verbraucherpreise liegen rund 20 Prozent höher als noch 2019. Besonders hohe Mietsteigerungen in Großstädten relativieren die Lohngewinne: Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft sind die Mieten in Berlin um 8,5 Prozent, in Frankfurt um acht Prozent und in Essen um 8,2 Prozent gestiegen.
Gerade Berufseinsteiger und junge Arbeitnehmer stehen vor der Herausforderung, dass steigende Mieten einen immer größeren Anteil ihres Einkommens verschlingen. In vielen Metropolen sind Nettolöhne nicht in dem Maß gestiegen, wie sich die Mietpreise verteuert haben.
Lohnentwicklung und politische Auswirkungen
Die Lohnzuwächse und die anhaltende Inflation könnten auch politische Folgen haben. Vor allem in städtischen Regionen mit hohen Lebenshaltungskosten haben Parteien, die für Mietregulierungen und soziale Umverteilung eintreten, an Zustimmung gewonnen.
Besonders junge Wähler, die oft unter den hohen Wohnkosten leiden, tendieren vermehrt zu linken Parteien, die sich für eine Reichensteuer oder Mietobergrenzen starkmachen.
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