Ein Billig-Modell, das die Branche revolutioniert
Plötzlich war es da: Mit „R1“ hat das chinesische Start-up DeepSeek einen Algorithmus vorgestellt, der die etablierten Schwergewichte der KI-Welt nicht nur herausfordert, sondern ihre Arbeitsweise komplett infrage stellt.
Entwickelt mit gerade einmal sechs Millionen Dollar, behauptet sich das Modell nicht nur gegen die milliardenschweren Systeme von OpenAI und Co., sondern übertrifft diese in Tests sogar. Das Geheimnis: Eine bahnbrechende Effizienz.
Während KI-Modelle bisher enorme Ressourcen in Form von Chips und Rechenzentren verschlangen, benötigt „R1“ im Betrieb rund 95 Prozent weniger Energie und Hardwarekapazität. Es läuft sogar auf handelsüblichen Grafikkarten für Gaming-PCs – ein Szenario, das in der Branche bis vor Kurzem als unmöglich galt.
Rechenzentren? Überflüssig!
Der Schlüssel zu DeepSeeks Erfolg liegt in seiner Struktur. Anders als traditionelle Modelle aktiviert „R1“ nur jene Algorithmen, die für die jeweilige Aufgabe benötigt werden. Statt alle Parameter gleichzeitig zu nutzen, setzt DeepSeek auf spezialisierte „Experten-KIs“, die selektiv arbeiten.
„Es ist, als ob ein Unternehmen nur die Mitarbeiter einsetzt, die für eine Aufgabe qualifiziert sind, statt alle gleichzeitig zu beschäftigen“, erklärt ein Analyst.
Das Ergebnis: Wo Nvidia-Hardware bisher in Hunderttausenden benötigt wurde, reichen DeepSeek laut Berichten gerade einmal 2.000 Chips.
Diese Effizienz sei eine direkte Folge der US-Sanktionen, die den Export von Hochleistungs-Chips nach China unterbinden. DeepSeek wurde gezwungen, mit wenig auszukommen – und hat daraus eine Tugend gemacht.
Weltweite Auswirkungen
Die Veröffentlichung von „R1“ hat die Märkte erschüttert. Aktien von Nvidia, Alphabet und anderen Technologiegrößen erlitten Verluste, und die Nervosität in der Branche ist greifbar.
Doch das Potenzial geht weit über die kurzfristigen Marktreaktionen hinaus. Effizientere KI-Systeme könnten den Einsatz künstlicher Intelligenz weltweit beschleunigen und Unternehmen Zugang zu dieser Technologie bieten, die bisher außen vor blieben.
Für Europa birgt dies eine große Chance. „DeepSeek zeigt, dass Milliarden-Investitionen nicht zwingend erforderlich sind“, sagt Aljoscha Burchardt vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz.
„Gerade für kleinere Entwickler und Start-ups könnte dies ein Signal sein, mutig zu innovieren.“
KI als Massenprodukt – der nächste Schritt?
Auch wenn DeepSeek für den Moment den Ton angibt, stehen andere bereits in den Startlöchern. Modelle wie „R1“ könnten die Kosten für KI so stark senken, dass ihre Verbreitung einen neuen Schub erhält.
„Effizienz ist nicht das Ende der Entwicklung – sie ist der Anfang einer neuen Phase“, sagt ein Branchenexperte. Nvidia und andere Hardwarehersteller könnten trotz des vermeintlichen Rückschlags profitieren, wenn KI-Projekte künftig breiter eingesetzt werden.
Die Branche bleibt in Bewegung, und die Karten werden neu gemischt. Fest steht: Mit „R1“ hat DeepSeek den ersten Stein ins Rollen gebracht – und die KI-Welt wird nie mehr dieselbe sein.
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