23. November, 2024

Crime

Phishing-Angriffe nehmen zu – Banken tragen Mitverantwortung

Betrüger haben immer raffiniertere Methoden, um an Kundendaten zu gelangen, doch Verbraucherschützer werfen den Banken vor, zu wenig für den Schutz ihrer Kunden zu tun.

Phishing-Angriffe nehmen zu – Banken tragen Mitverantwortung
Die Zahl der Betrugsfälle stieg im letzten Jahr um 14 Prozent – Verbraucherschützer werfen den Banken vor, ihre Kunden nicht ausreichend vor Phishing-Angriffen zu schützen.

Phishing-Angriffe sind mittlerweile allgegenwärtig. Während der klassische Betrugsversuch über gefälschte E-Mails längst bekannt ist, entwickeln Kriminelle immer neue Strategien, um Verbrauchern Zugangsdaten zu entlocken.

Besonders dreist: der neue „Quishing“-Trend, bei dem Betrüger falsche Briefe mit QR-Codes verschicken, um Opfer auf gefälschte Webseiten zu locken. Doch wer schützt die Verbraucher wirklich? Verbraucherschützer sagen: Die Banken könnten mehr tun.

Schwachstellen im System

Immer wieder melden sich Kunden bei den Verbraucherzentralen, denen hohe Summen vom Konto abhanden gekommen sind. Der Ärger ist groß, denn oft bleiben die Betroffenen auf dem Schaden sitzen.

Die Banken ersetzen das gestohlene Geld nur dann, wenn sie den Kunden nicht für fahrlässig halten. Doch wo genau liegt die Grenze zwischen Fahrlässigkeit und den immer raffinierteren Methoden der Betrüger? Oft genug sind es Gerichte, die darüber entscheiden müssen.

Claudio Zeitz-Brandmeyer vom Bundesverband der Verbraucherzentralen (VZBV) sieht hier eine Mitverantwortung der Banken: „Banken und Sparkassen könnten Betrug durchaus verhindern, wenn sie sich ausreichend um Sicherheit bemühen.“ Die Sorgfaltspflichten der Finanzinstitute seien oft unzureichend, insbesondere bei hohen Transaktionssummen.

Eine neue Betrugsmasche sorgt für Alarm: Über gefälschte Briefe mit QR-Codes versuchen Kriminelle, Zugangsdaten von Bankkunden zu stehlen.

Der Verbraucherschutz fordert strengere Sicherheitsmaßnahmen, wie die Einführung von zeitverzögerten Überweisungslimit-Erhöhungen, um auffällige Transaktionen zu verhindern.

Die Zahlen sind alarmierend

Laut dem Bundeskriminalamt (BKA) gab es im letzten Jahr über 90.000 gemeldete Fälle von Karten- und Kontobetrug, ein Anstieg von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen sind Phishing-Angriffe, bei denen Betrüger Passwörter und Sicherheitscodes abgreifen.

Trotz immer ausgefeilterer Schutzmaßnahmen der Banken steigen die Fallzahlen weiter an – ein Zeichen, dass die aktuellen Sicherheitsvorkehrungen oft nicht ausreichen.

Ein großes Problem bleibt dabei, dass viele Betrugsfälle so weit von den üblichen Kontobewegungen der Kunden abweichen, dass sie eigentlich auffallen müssten.

„Betrugsopfer berichten, dass Täter in einer Weise über ihr Konto verfügt haben, die von ihrem normalen Nutzungsverhalten stark abweicht“, so Zeitz-Brandmeyer.

Dass die Banken nicht in der Lage seien, solche verdächtigen Transaktionen rechtzeitig zu stoppen, sei ein großes Versäumnis.

Viele Betroffene bleiben auf ihrem Schaden sitzen, da Banken oft nur dann haften, wenn sie keine grobe Fahrlässigkeit beim Kunden nachweisen können.

Mehr Verantwortung bei den Banken gefordert

Die Verbraucherzentralen fordern daher eine umfassende Überprüfung der Bankensysteme, insbesondere wenn es um hohe Transaktionsbeträge geht. „Es sollte nicht möglich sein, Überweisungslimits ohne zeitverzögerte Bestätigung einfach zu erhöhen“, schlägt Zeitz-Brandmeyer vor.

Zudem müssten Banken bei verdächtigen Aktivitäten schneller reagieren und die betroffenen Konten sofort sperren. Auch der Kundenservice stehe in der Kritik, da viele Opfer berichten, dass sie ihre Banken im Notfall nur schwer erreichen konnten.

Die Banken selbst wehren sich gegen die Vorwürfe und betonen, dass die meisten Betrugsfälle außerhalb ihres Einflussbereichs stattfinden. Phishing-E-Mails und -Briefe, die die Betrogenen täuschen sollen, kommen schließlich nicht direkt von den Banken. Dennoch betonen Verbraucherschützer, dass die Kreditinstitute mehr tun könnten, um ihre Kunden zu schützen – vor allem durch eine Verbesserung der internen Sicherheitsmechanismen.

Die Rolle der Politik

Auch die Politik ist gefordert. Die Sorgfaltspflichten der Zahlungsdienstleister sind gesetzlich kaum geregelt, und das sorgt für Unsicherheit. In vielen Fällen wird darüber gestritten, ob der Kunde die Zahlung autorisiert hat oder nicht. Oft glauben die Betroffenen, es handle sich um legitime Transaktionen, nur um später zu erfahren, dass sie Betrügern aufgesessen sind.