23. September, 2024

Environment

Mehrweg-Illusion: Deutschlands verpuffende Verpackungsrevolution

Trotz neuer Gesetze zur Mehrwegnutzung: Einwegverpackungen dominieren weiterhin – die Realität hinter Deutschlands Kampf gegen den Müll.

Mehrweg-Illusion: Deutschlands verpuffende Verpackungsrevolution
Die Mehrwegquote im deutschen To-Go-Segment ist trotz gesetzlicher Vorgaben minimal gestiegen, was die Effektivität der aktuellen Maßnahmen kritisch beleuchtet.

Es sollte ein großer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit sein: Seit 2023 müssen Gastronomie und Handel ihre Speisen und Getränke auch in Mehrwegbehältern anbieten. Die Wirklichkeit sieht allerdings anders aus. Ein Schild in einem Rewe in Vaterstetten verkündet: Mehrwegbehälter ausverkauft. Ein Einzelfall? Leider nicht.

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft einigen großen Ketten vor, absichtlich auf Verzögerungstaktik zu setzen. Die Einführung der Mehrwegpflicht sollte eigentlich den Müll reduzieren, doch viele Unternehmen bieten Mehrwegoptionen nur halbherzig an.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Laut einer Studie des WWF stieg der Anteil der Mehrwegverpackungen im letzten Jahr nur minimal von 0,74% auf 1,6%.

Der unaufhaltsame Anstieg der Einwegverpackungen

Trotz der gesetzlichen Vorgaben bleibt der Verbrauch von Einwegverpackungen hoch. 2023 stieg ihre Zahl um eine Milliarde auf insgesamt 14,6 Milliarden Stück.

Ein Grund dafür: Die Mehrwegangebote sind oft nicht attraktiv genug gestaltet oder schlichtweg nicht verfügbar. Die ironische Folge: In einem Land, das sich Umweltschutz auf die Fahnen geschrieben hat, greifen die Bürgerinnen und Bürger weiterhin alle zwei Tage zu Einwegbehältern.

Anpassungsdruck: Trotz der gesetzlichen Pflicht zur Mehrwegangebotspflicht in Deutschland kämpfen viele Verkaufsstellen mit der Umsetzung, was den tatsächlichen Fortschritt in der Reduzierung von Einwegverpackungen infrage stellt.

Die wirtschaftliche Dimension

Für Unternehmen wie Burger King oder die Valora-Gruppe bleibt der Anteil der Kunden, die Mehrweg nutzen, „im niedrigen einstelligen Prozentbereich“. Die Branchenriesen experimentieren zwar mit eigenen Mehrwegsystemen, doch eine echte Veränderung des Konsumentenverhaltens steht noch aus.

Das Problem: Die gesetzlichen Anforderungen können Mehrweg nicht erzwingen, und die organisatorischen Herausforderungen von Mehrwegsystemen – vom Spülen bis zur Logistik – werden oft unterschätzt.

Der Ruf nach strengeren Maßnahmen

Angesichts des schleppenden Fortschritts fordern Umweltorganisationen nun härtere Maßnahmen. Die DUH schlägt beispielsweise eine Abgabe von mindestens 20 Cent pro Einwegbecher vor, um Mehrweg effektiver zu fördern.

In Tübingen wird bereits eine Gebühr von 50 Cent erhoben, und in Frankreich gibt es sogar ein Verbot von Einweggeschirr für den Verzehr vor Ort.

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