15. November, 2024

Unternehmen

Von SAP bis Siemens: Lehren aus den Höhen und Tiefen der DAX-Giganten

SAP führt den DAX an, doch die Geschichte früherer Spitzenreiter zeigt: Der Erfolg an der Spitze ist oft flüchtig. Was Anleger aus den Auf- und Abstiegen von DAX-Größen wie Siemens, E.ON und Bayer lernen können.

Von SAP bis Siemens: Lehren aus den Höhen und Tiefen der DAX-Giganten
SAP bleibt sich treu und setzt auf Kundenbindung und Integrationspartnerschaften statt kostspieliger Übernahmen. Eine Erfolgsstrategie.

SAP steht derzeit an der Spitze des DAX – ein Erfolg, der bei Deutschlands größtem Softwarekonzern auf einem klaren Mix aus Technologie und Bodenständigkeit beruht.

Doch die Geschichte des DAX ist auch eine Geschichte des Wandels. Vor SAP standen bereits acht andere Konzerne an der Spitze – mit oft beispiellosen Höhenflügen und schmerzhaften Abstürzen.

Welche Lehren können Anleger aus den Strategien und Fehlern der einstigen DAX-Riesen ziehen? Die Antworten finden sich in ihren Erfolgsrezepten und Fehltritten.

Siemens: Anpassung als Erfolgsrezept

Die Münchener Siemens AG zeigt, dass es eine Kunst ist, sich ständig neu zu erfinden. Seit den späten Achtzigern zählt der Technologiekonzern beständig zu den wertvollsten Unternehmen im DAX. Siemens ist zyklisch, also stark abhängig von konjunkturellen Schwankungen.

Quelle: Eulerpool

Doch mit dem Ausbau neuer Geschäftsfelder – von intelligenter Gebäudetechnik bis zur Digitalisierung von Städten – hat sich Siemens als moderne Technologiemarke neu positioniert.

Unternehmenswandel statt Stillstand: Siemens‘ Transformation von einem Maschinenbauer zum IT-Spezialisten zeigt, dass Flexibilität und Innovationsdrang das Überleben sichern können.

Der Fokus auf globale Märkte und der starke Auftragspolster von rund 114 Milliarden Euro belegen die Robustheit des Geschäftsmodells.

SAP: Erfolg durch Fokus und Kundenbindung

SAP steht aktuell mit einem Börsenwert von rund 250 Milliarden Euro an der Spitze des DAX – und das in einem technologisch oft unberechenbaren Umfeld. Statt sich im Übernahmewettlauf zu verausgaben, setzt SAP auf Stabilität und Kundennähe.

Quelle: Eulerpool

CEO Christian Klein verfolgt eine Strategie, bei der er innovative KI-Lösungen von Partnern wie Microsoft und Amazon in die Softwarelösungen von SAP integriert, anstatt eigene zu entwickeln. Dieses Modell ermöglicht es dem Konzern, flexibel zu bleiben und zugleich die jeweils besten Technologien für seine Kunden anzubieten.

Unabhängigkeit vom Hype: SAP zeigt, dass es für nachhaltigen Erfolg nicht immer die neuesten Trends sein müssen. Die konsequente Fokussierung auf Kundenzufriedenheit und Partnerschaften hat das Unternehmen zur beständigen Größe im DAX gemacht.

E.ON: Ein Neustart nach dem Absturz

Der Essener Energiekonzern E.ON war einst die deutsche Energie-Ikone im DAX. Doch nach dem deutschen Atomausstieg 2011 fiel das Unternehmen, als sein einstiges Erfolgsmodell durch die Energiewende entwertet wurde.

Quelle: Eulerpool

Der Fokus wurde auf Stromnetze und den Ausbau von Infrastruktur für die Energiewende gelegt – ein Geschäftsfeld, das stabile, staatlich regulierte Einnahmen bringt. Der Kurs hat sich stabilisiert, die Dividenden steigen wieder.

Neustart nach Verlusten: Die Geschichte von E.ON zeigt, wie entscheidend ein radikaler Strategiewechsel sein kann. In einem sich politisch verändernden Umfeld muss ein Unternehmen sein Modell neu ausrichten, um langfristig erfolgreich zu bleiben.

Bayer: Eine Übernahme als Stolperstein

Die Geschichte von Bayer ist eine der gewagtesten und teuersten Übernahmen der deutschen Unternehmensgeschichte. Der Kauf des US-Saatgutherstellers Monsanto brachte dem Pharma- und Chemiekonzern jahrelange Rechtsstreitigkeiten und hohe Schulden.

Die Monsanto-Akquisition brachte Bayer zahlreiche Klagen und Schulden ein – ein teurer Fehltritt in der Unternehmensgeschichte.

Seit dem Rekordhoch 2015 hat die Aktie rund 80 Prozent an Wert verloren. Bayer bleibt unter der Last von Milliardenklagen und hohen Schulden.

Risiken bei Übernahmen: Bayer zeigt, wie riskant ein strategischer Fehltritt bei Übernahmen sein kann. Selbst große Unternehmen können unter der Last einer verfehlten Akquisition zusammenbrechen, wenn die Risiken im Vorfeld unterschätzt werden.

Deutsche Telekom: Geduld zahlt sich aus

Die Deutsche Telekom galt nach der Übernahme des US-Mobilfunkanbieters Voicestream lange als „Milliardengrab“ im DAX. Doch heute trägt gerade das US-Geschäft maßgeblich zum Konzernumsatz bei und lässt die Telekom-Aktie kräftig wachsen. Der Deal, einst als zu teuer kritisiert, hat sich mit der starken Marktposition in Nordamerika bezahlt gemacht.

Langfristiger Erfolg: Die Deutsche Telekom ist ein Beispiel dafür, dass sich Geduld und ein klarer Fokus auf langfristige Marktchancen auszahlen können. Trotz eines jahrelangen Kurseinbruchs bewährte sich die Strategie in einem zukunftsträchtigen Markt.