Österreich hat gewählt – und das Ergebnis ist eine politische Erdbebenwarnung: Die FPÖ, lange als Protestpartei verschrien, ist nun offiziell die stärkste Kraft im Land.
Mit satten 29 Prozent katapultiert sich die rechte Partei an die Spitze und lässt die bisherigen Regierungsparteien weit hinter sich. Und jetzt? Die Frage, die auf allen Lippen brennt: Was passiert, wenn die FPÖ wirklich das Kanzleramt beansprucht?
Herbert Kickl, der Chef der Freiheitlichen, hat sein Ziel erreicht. Seine Partei dominiert die politische Landschaft, und das mit einer Deutlichkeit, die nur schwer zu übersehen ist.
Während die ÖVP und die Grünen sich mit einem Debakel abfinden müssen, wächst die FPÖ zum politischen Schwergewicht heran. Was das bedeutet, wird in den nächsten Wochen in Wien entschieden.
ÖVP im freien Fall, aber nicht ohne Optionen
Die ÖVP hat die schwerste Niederlage ihrer jüngeren Geschichte hinnehmen müssen. Elf Prozentpunkte Verlust – so viel hat noch kein Kanzler vor Nehammer verantworten müssen. Und doch könnte die ÖVP der entscheidende Faktor sein, wenn es um die Regierungsbildung geht.
Karl Nehammer hat zwar mehrfach betont, dass eine Koalition mit der FPÖ nicht infrage kommt, aber seien wir ehrlich: In der Politik ist kein Wort in Stein gemeißelt.
Sollte Nehammer seine Haltung ändern, wäre die ÖVP in einer komfortablen Position. Sie könnte als Königsmacher auftreten und mit der FPÖ eine Regierung bilden – eine Konstellation, die vor allem in der Migrations- und Wirtschaftspolitik gut funktionieren könnte. Aber wie oft erwähnt: Kickl gilt als schwierig, seine Positionen als extrem. Ist die ÖVP bereit, dieses Risiko einzugehen? Oder setzt sie doch auf eine Große Koalition mit der SPÖ, die den Wählern bereits jetzt als altbacken erscheint?
SPÖ: Historisches Debakel
Ein weiterer Verlierer dieser Wahl ist die SPÖ. Mit nur 20 Prozent der Stimmen landet die Sozialdemokratie auf dem dritten Platz. Einst die mächtigste politische Kraft in Österreich, scheint die SPÖ endgültig ihren Glanz verloren zu haben.
Andreas Babler, der neue Chef der Partei, hat es nicht geschafft, die internen Grabenkämpfe zu überwinden und den Wählern eine überzeugende Alternative zu bieten.
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Für die SPÖ könnte das Ergebnis nun drastische Konsequenzen haben: Ein Kurswechsel oder gar ein Führungswechsel stehen möglicherweise bevor, und die Chance auf Regierungsbeteiligung bleibt ungewiss.
Die FPÖ als neuer Taktgeber?
Für Österreich selbst stehen turbulente Zeiten an. Wenn die FPÖ tatsächlich den Kanzler stellt, würde das eine grundsätzliche Verschiebung in der politischen Ausrichtung des Landes bedeuten.
Kickl hat in der Vergangenheit klare Positionen vertreten, die in vielen Bereichen mit dem bisherigen Kurs Österreichs kollidieren – von der Haltung zur EU über die Migrationspolitik bis hin zur Außenpolitik im Kontext des Ukraine-Kriegs.
Wird Kickl also tatsächlich Kanzler? Vieles hängt jetzt von der ÖVP ab. Die Gespräche in den kommenden Wochen werden intensiv sein, und nicht wenige Österreicher fragen sich: Wird die FPÖ nach der Wahl weiter zulegen – oder stolpert sie über ihre eigenen Ambitionen?
Der Wendepunkt ist erreicht
Eines steht fest: Diese Wahl markiert einen Wendepunkt in der österreichischen Politik. Egal, welche Regierung letztlich gebildet wird, das politische Klima im Land hat sich grundlegend verändert.
Die FPÖ ist kein Außenseiter mehr, sondern die neue Macht, mit der sich alle anderen arrangieren müssen. Ob das für Österreich gut ist oder nicht, wird sich zeigen. Aber langweilig wird es sicherlich nicht.