23. November, 2024

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Der hohe Preis der Ideologie: Wenn Unternehmen politisch werden

Firmen, die sich politisch positionieren, riskieren den Verlust von Kunden und Marktführerschaft – ein kritischer Blick auf die aktuellen Marketingtrends.

Der hohe Preis der Ideologie: Wenn Unternehmen politisch werden
Die Anhängerschaft politischer Parteien zeigt signifikante Unterschiede in der Akzeptanz von Elektroautos, wobei Anhänger der Grünen deutlich aufgeschlossener gegenüber der Technologie sind als die der AfD.

In einer Zeit, in der die Grenzen zwischen Marktstrategie und politischer Botschaft zunehmend verschwimmen, stellen sich viele Unternehmen die Frage: Belebt das unsere Marke wirklich, oder birgt es Risiken?

Jüngste Entwicklungen und Expertenmeinungen legen nahe, dass die politische Aufladung von Marken nicht immer den gewünschten Effekt hat.

Vom Verkaufsschlager zum politischen Statement

Die Automobilindustrie, allen voran Tesla, zeigt deutlich, wie politische Äußerungen von Firmenchefs wie Elon Musk das Kaufverhalten beeinflussen können.

Raoul Roßmann, Chef der Drogeriekette, entschied sich öffentlich gegen Tesla, um ein Zeichen zu setzen. Diese Entscheidung spiegelt einen Trend wider, bei dem Konsumenten ihre Kaufentscheidungen vermehrt an den politischen und sozialen Stellungen der Unternehmen ausrichten.

Die Risiken der Politisierung

Die Politisierung der Produktwelt ist ein Phänomen, das weit über einzelne Branchen hinausgeht. Eine Studie des Instituts Allensbach zeigt, dass politische Überzeugungen zunehmend Kaufentscheidungen beeinflussen.

Während 41 Prozent der Anhänger der Grünen ein Elektroauto als nächstes Fahrzeug in Betracht ziehen, lehnen 63 Prozent der AfD-Anhänger diese kategorisch ab. Diese Polarisierung stellt Unternehmen vor die Herausforderung, ihre Zielgruppen genau zu kennen und strategisch anzusprechen.

Marketing im Spannungsfeld von Ideologie und Verkaufszahlen

Firmen wie Otto und Edeka zeigen, wie unterschiedlich Unternehmen auf das Bedürfnis nach politischer Positionierung reagieren. Während Otto beim Christopher Street Day aktiv mitmischt und politische Statements abgibt, wählt Edeka bewusst unpolitische Slogans.

Unternehmen wie Otto nutzen politische Statements, um gesellschaftliche Verantwortung zu demonstrieren, riskieren dabei jedoch die Abkehr einiger Kundengruppen.

Diese unterschiedlichen Ansätze illustrieren das Dilemma, in dem sich viele Marken befinden: einerseits die gesellschaftliche Verantwortung zu spüren und andererseits das Risiko einzugehen, Kunden zu verlieren.

Die Fallstricke der politischen Werbung

Das Beispiel der amerikanischen Biermarke Bud Light zeigt die Gefahren auf, die entstehen, wenn politische Botschaften die Zielgruppe verfehlen.

„Wie wichtig muss sich ein Unternehmen nehmen, dass es glaubt, die Leute würden am Supermarktregal über seine Haltung nachdenken?“

Die Unterstützung einer transsexuellen Influencerin führte zu einem massiven Backlash und dem Verlust der Marktführerschaft in den USA. Dies verdeutlicht, wie schnell gut gemeinte Initiativen zu einer Belastung für die Marke werden können.

Marketing jenseits der Politik

Experten wie der Markensoziologe Oliver Errichiello und der Wirtschaftspsychologe Stephan Grünwald raten zur Vorsicht. Unternehmen sollten ihre Kernbotschaften nicht überladen und sich stattdessen auf das konzentrieren, was sie authentisch vermitteln können.

Die ethische Verantwortung, so Errichiello, liege im verantwortungsbewussten Wirtschaften, nicht in der öffentlichen Selbstinszenierung.