Mark Zuckerberg hat wieder einmal die Richtung geändert. In einem Instagram-Video erklärte der Meta-Chef am Dienstag, dass die Moderationsrichtlinien für Facebook und Instagram neu ausgerichtet werden.
Der Kern der Botschaft: Weniger Zensur, mehr Meinungsfreiheit – zumindest aus Zuckerbergs Sicht.
„Wir wollen zurück zu den Wurzeln der freien Rede“
Faktenchecker, die in den letzten Jahren kontroverse Inhalte prüften, sollen verschwinden. Stattdessen sollen sogenannte „Community Notes“ eingeführt werden, ein Modell, das sich Elon Musk bei X bereits zunutze macht. Nutzer können Hinweise zu strittigen Beiträgen erstellen, andere stimmen über deren Relevanz ab.
„Wir wollen zurück zu den Wurzeln der freien Rede“, sagte Zuckerberg und begründete die Entscheidung mit dem Wunsch, Fehler und übermäßige Zensur zu reduzieren. „Zu viele Inhalte wurden gelöscht, die hätten bleiben sollen.“
Zuckerbergs Bruch mit Faktencheckern
Die Abschaffung der Faktenchecker dürfte vor allem in den USA politisch Wellen schlagen. Zuckerbergs Kritik: Diese seien zu politisch voreingenommen gewesen und hätten „mehr Vertrauen zerstört als aufgebaut“.
Kooperationen mit Organisationen wie Correctiv, die auch in Deutschland umstritten waren, gehören damit der Vergangenheit an.
Die neue Moderationsstrategie sei nötig, um die Plattformen wieder glaubwürdiger zu machen, so der Meta-Chef. Statt komplexer Filter und strikter Regeln will Zuckerberg künftig mehr Spielraum lassen – auch auf die Gefahr hin, dass problematische Inhalte länger online bleiben.
„Trump-Effekt“ oder Kalkül?
Zuckerbergs Timing ist bemerkenswert. Die Ankündigung kommt kurz nach der Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten. Bereits während seiner ersten Amtszeit war Meta regelmäßig unter Beschuss.
Liberale Politiker forderten strengere Moderationsregeln, während konservative Stimmen den Konzern als voreingenommen brandmarkten.
Trump selbst hatte Zuckerberg 2020 in seinem Buch mit Gefängnis gedroht, weil er Meta vorwarf, konservative Ansichten systematisch zu unterdrücken. Nun schlägt Zuckerberg eine andere Richtung ein – eine, die sich auffällig an Trumps Vorstellungen von Meinungsfreiheit orientiert.
Neue Ära der Plattform-Moderation
Ein weiterer Punkt: Die Rückkehr politischer Inhalte. Während Meta diese in den letzten Jahren bewusst zurückgedrängt hatte, sollen sie nun wieder prominenter in den Feeds erscheinen.
„Die Nutzer wollen den politischen Diskurs zurück“, behauptet Zuckerberg.
Doch wie verträgt sich diese neue Freiheit mit strengeren Gesetzen in Europa? Die EU setzt auf klare Regeln, um Hassrede und Desinformation zu bekämpfen. Zuckerberg sieht darin jedoch eine Bedrohung. „Europa institutionalisiert die Zensur“, erklärte er in seinem Video.
Strategische Rückendeckung gesucht
Zuckerberg setzt offensichtlich auf eine enge Zusammenarbeit mit der neuen US-Regierung. „Wir werden Präsident Trump unterstützen, um Regierungen weltweit zurückzudrängen, die auf mehr Zensur drängen“, sagte er.
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Insbesondere in China, Lateinamerika und Europa sieht der Meta-Chef Herausforderungen für die freie Meinungsäußerung.
Die Moderationsteams von Meta sollen zudem vom liberalen Kalifornien in das konservativere Texas verlegt werden. Auch Elon Musk hat seine Firmen zunehmend dorthin verlagert – ein symbolischer Schritt, der die Nähe zur republikanischen Politik unterstreicht.
Was bedeutet das für Nutzer?
Zuckerbergs Entscheidung ist ein riskanter Balanceakt. Einerseits könnte die neue Strategie konservative Kritiker besänftigen, andererseits droht eine Verschärfung des Konflikts mit liberalen Regierungen, vor allem in Europa.
Für die Nutzer bedeutet der Kurswechsel, dass sie mit einer größeren Bandbreite an Meinungen – aber auch mehr Desinformation – rechnen müssen. Experten warnen bereits vor den möglichen Konsequenzen.
„Die Plattformen laufen Gefahr, wieder zu Echokammern für Hassrede und Manipulation zu werden“, sagt die Medienforscherin Dr. Claudia Bergmann.
Zwischen Risiko und Opportunismus
Zuckerberg spielt ein riskantes Spiel. Die politische Kehrtwende könnte Meta kurzfristig entlasten, langfristig jedoch neue Probleme schaffen.
Während sich Trump und andere konservative Akteure wohlwollend zeigen dürften, bleibt abzuwarten, wie Regierungen und Nutzer weltweit reagieren.