Wenn sich das sonst so stolze Zahlenwerk der Porsche SE in eine Abwärtsspirale verwandelt, horcht die Finanzwelt auf. 20 Milliarden Euro Verlust meldete die Holding der Familien Porsche und Pï ch für das Jahr 2024 – ein Rückschlag historischen Ausmaßes. Der Grund: massiver Wertverfall bei den Beteiligungen an Volkswagen und der Porsche AG.
Buchverluste statt operatives Debakel
Doch anders als es die nackte Zahl vermuten lässt, steckt hinter dem Rekordminus kein operatives Fiasko. Die Porsche SE verzeichnete zwar unter dem Strich einen Konzernverlust, doch operativ sieht das Bild stabiler aus.
Das bereinigte Ergebnis nach Steuern betrug immerhin 3,2 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 5,1 Milliarden. Der Großteil des Verlusts geht auf nicht zahlungswirksame Abschreibungen zurück – ein bilanzieller Effekt, der die wahre Lage verzerrt.
VW-Aktie als Belastungsfaktor
Die Ursache für die Abschreibungen liegt in der Kursentwicklung der VW-Stammaktien. Die Porsche SE hält rund 53 Prozent der Stimmrechte an der Volkswagen AG und ist damit der Hauptaktionär des Wolfsburger Konzerns.
Der anhaltende Kursverfall der VW-Aktie – ausgelöst durch Probleme in China, schwächelnde Absatzmärkte und eine unsichere Strategie bei Elektromobilität – zwingt die Holding zu drastischen Korrekturen in ihrer Bilanz.
Auch die Porsche AG, deren Börsengang 2022 gefeiert wurde, steht mittlerweile nicht mehr ganz so strahlend da. Die hohen Erwartungen konnten bislang nicht vollständig erfüllt werden. Zwar bleibt die Marke profitabel, doch auch sie ist dem volatilen Marktumfeld ausgesetzt.
Dividende trotz Verlust – ein Signal der Solidität?
Bemerkenswert ist, dass die Porsche SE trotz des bilanziellen Milliardenlochs eine Dividende auszahlt. 1,91 Euro je Vorzugsaktie sollen es sein – weniger als die 2,56 Euro des Vorjahres, aber angesichts der Schlagzeile "20 Milliarden Euro Verlust" ein selbstbewusstes Signal. Es zeigt: Die Porsche SE hat genug Substanz, um kurzfristige Marktverwerfungen auszuhalten.
Ausblick 2025: verhalten optimistisch
Für das laufende Geschäftsjahr 2025 rechnet die Holding mit einem bereinigten Gewinn von 2,4 bis 4,4 Milliarden Euro. Die Nettoverschuldung soll sich stabil zwischen 4,9 und 5,4 Milliarden Euro bewegen. Die Zahlen sind kein Befreiungsschlag, aber sie deuten auch nicht auf ein Abrutschen hin.
Ein systemisches Risiko für Deutschland?
Die Schieflage der Porsche SE wirft zugleich Fragen zur Abhängigkeit deutscher Beteiligungsholdings von einzelnen Großkonzernen auf. Wenn eine Aktie wie die von VW zur Belastung für eine der größten Industrie-Dynastien des Landes wird, dann ist das mehr als ein Einzelfall. Es ist ein strukturelles Warnsignal.
Der Fall Porsche SE zeigt: Selbst die größten Namen der Wirtschaft sind nicht immun gegen die Verwerfungen der Börse – auch wenn sie sich noch so mächtig geben.
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