Die Elektromobilität boomt – und mit ihr der Wettlauf um die beste Ladetechnik. Inzwischen ist klar: Wer die Effizienz und den Ausbau von Ladeinfrastrukturen beherrscht, wird im Zukunftsmarkt die Nase vorn haben.
Ein Blick auf die Patentanmeldungen zeigt, dass China in dieser Disziplin das Spiel dominiert. Das Land hat sich durch gezielte Förderung und eine enge Vernetzung von Industrie und Forschung eine führende Position erarbeitet. Für deutsche Autobauer ist das eine Herausforderung.
China auf dem Vormarsch
Das Thema Ladetechnik hat sich in den letzten Jahren zum zentralen Forschungsschwerpunkt in der Elektromobilität entwickelt. Noch vor wenigen Jahren lag der Fokus der Hersteller vor allem auf der Weiterentwicklung von Batterien.
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Doch inzwischen hat sich der Schwerpunkt deutlich verlagert: 39 Prozent der Patentanmeldungen im Bereich der Elektromobilität betreffen die Ladetechnik – Tendenz steigend.
China nimmt dabei eine Spitzenposition ein. Über 62.000 Patente wurden in diesem Bereich angemeldet, während Deutschland mit knapp 4.000 Patentanmeldungen weit abgeschlagen ist.
Diese Zahlen verdeutlichen nicht nur die Innovationskraft Chinas, sondern auch die Herausforderungen, vor denen die deutsche Automobilindustrie steht.
„Die schiere Zahl und das technische Know-how der chinesischen Unternehmen sind beeindruckend“, sagt Jens Koch, Studienleiter bei Grünecker, einer Münchener Anwaltskanzlei, die die Patentanmeldungen untersucht hat.
Diese Überlegenheit beruht nicht zuletzt auf massiver staatlicher Förderung, die China gezielt auf den Ausbau der Elektromobilität ausgerichtet hat.
Was macht China anders?
Ein entscheidender Unterschied zwischen China und Europa liegt im Ansatz zur Ladetechnik. Während in Deutschland noch immer auf fest installierte Ladesäulen gesetzt wird, arbeitet China an innovativen Konzepten wie Wechselstationen.
Hier werden Batterien in wenigen Minuten ausgetauscht, anstatt sie lange zu laden. Der größte Betreiber solcher Wechselstationen, Aulton, ist inzwischen der zweitgrößte Patentanmelder weltweit in diesem Bereich.
China verfolgt dabei eine klare Strategie: Es geht nicht nur um die Technologie selbst, sondern auch um die Infrastruktur, die dafür benötigt wird. Während in Deutschland die Zahl der Ladesäulen nur langsam wächst, hat China längst flächendeckende Netze aufgebaut.
Das Ziel ist die „smarte Ladesäule“, die nicht nur Fahrzeuge auflädt, sondern auch mit dem Stromnetz kommuniziert, um Energieflüsse optimal zu steuern.
Die Rolle der deutschen Autobauer
Auch die deutschen Autobauer haben die Bedeutung der Ladetechnik erkannt und ihre Forschungsanstrengungen deutlich verstärkt. Mit VW, BMW und Mercedes-Benz befinden sich gleich drei deutsche Unternehmen unter den zehn größten Patentanmeldern weltweit. Doch das reicht nicht, um Chinas Dominanz zu brechen.
Die deutsche Autoindustrie steht vor einem Dilemma: Einerseits müssen sie ihre eigene Forschung und Entwicklung vorantreiben, um technologisch nicht ins Hintertreffen zu geraten. Andererseits führt kein Weg an Kooperationen mit chinesischen Zulieferern und Partnern vorbei.
BMW etwa bezieht seine Batteriezellen von den chinesischen Herstellern CATL und Eve. Auch Volkswagen kooperiert eng mit Xpeng, um neue Modelle für den Mittelklassemarkt zu entwickeln.
Politik mischt mit
Die Abhängigkeit von chinesischer Technologie bleibt jedoch nicht ohne Folgen. Gerade erst hat die EU den Weg für Strafzölle auf chinesische Elektroautos geebnet – ein Schritt, der die Spannungen zwischen Europa und China weiter anheizt. Für deutsche Hersteller, die in China produzieren und nach Europa exportieren, könnte das zur Zerreißprobe werden. Besonders BMW, das die Elektroversion seines iX3 in China fertigt, sieht sich hier in einer schwierigen Lage.
Während die französische Autoindustrie auf die Zölle drängte, sind die deutschen Hersteller eher zurückhaltend. Sie wissen, dass eine Verschärfung der Handelsbeziehungen langfristig ihre eigenen Geschäfte gefährden könnte.
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