Verhaltener Start, schlechte Aussichten
Südzucker erwartet für das laufende erste Quartal des Geschäftsjahres 2025/26 einen spürbaren Gewinneinbruch – das gab der Konzern am Freitag bekannt. Die Zahlen aus dem Vorjahr verdeutlichen, wie tief der Einschnitt sein dürfte: Zwischen März und Mai 2024 hatte das Unternehmen noch ein EBITDA von 230 Mio. Euro sowie ein operatives Ergebnis von 155 Mio. Euro erzielt. In diesem Jahr soll beides deutlich unter diesen Werten liegen.
Ein konkreter Ausblick fehlt – vermutlich nicht zufällig. Denn das Unternehmen steckt mitten in einem dichten Geflecht aus geopolitischen Risiken, Rohstoffmarkt-Turbulenzen und einem unübersichtlichen Agrarhandel. Für Europas größten Zuckerhersteller ist das ein riskanter Cocktail.
Ukraine-Importe drücken auf die Margen
Besonders belastend wirkt der andauernde Krieg in der Ukraine – nicht in erster Linie wegen der direkten Handelsbeziehungen, sondern wegen der zollfreien Agrarimporte, die die EU im Rahmen der Solidaritätslinien zugelassen hat.
Ukrainischer Zucker, Getreide und Rübenprodukte gelangen zu deutlich günstigeren Konditionen auf den europäischen Markt. Das trifft heimische Produzenten – und senkt die Marktpreise.
Südzucker zählt zu den größten Zuckerrübenverarbeitern Europas und hat in der Vergangenheit von stabilen Binnenpreisen profitiert. Diese Preisstabilität gerät nun ins Wanken – nicht nur wegen der Ukraine. Auch Nord- und Südamerika verstärken den Exportdruck, was den europäischen Markt zunehmend volatil macht.
Zölle, Unsicherheit, Wettbewerbsdruck
Die geopolitischen Unsicherheiten beschränken sich nicht auf den Krieg in Osteuropa. Auch in den USA und in anderen großen Importnationen herrscht zunehmend Nervosität über die Handelsbeziehungen – Stichwort: Zollpolitik.
Zwar richtet sich der Südzucker-Konzern primär an europäische Märkte, doch die Preisbildung ist längst global vernetzt. Wenn Getreideimporte durch Handelsabkommen oder politische Entscheidungen günstiger werden, sinkt auch der Spielraum für europäische Anbieter.
Südzucker selbst beschreibt die Situation nüchtern: „Die wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen sowie die Dauer der globalen zollpolitischen Verwerfungen sind nur schwer abschätzbar.“ Hinter diesem Satz verbirgt sich ein gefährlicher Blindflug.
Konzern hält an Gesamtjahresprognose fest
Trotz aller Widrigkeiten hält Südzucker an seiner Prognose für das Gesamtjahr fest – zumindest vorerst. Das ist ein Signal an die Kapitalmärkte: Wir stehen noch. Doch wie belastbar diese Prognose tatsächlich ist, wird sich erst im Verlauf der nächsten Quartale zeigen.
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie schnell sich Wetter, Politik und globale Logistik auf das Geschäft mit Agrarprodukten auswirken können.
Für Analysten bleibt die Kommunikation vage. Konkrete Zahlen zum erwarteten Quartalsrückgang fehlen, was an den Märkten meist als Warnsignal gelesen wird. Der Aktienkurs reagierte entsprechend zurückhaltend.
Wachstum in anderen Sparten? Ein schmaler Trost
Südzucker ist mehr als Zucker. Der Konzern betreibt Geschäftseinheiten in den Bereichen Frucht, Stärke, Spezialprodukte und Bioethanol. Doch auch dort weht der Gegenwind.
Die Fruchtsparte etwa hängt stark am Konsumklima, die Stärkeproduktion ist von Energiepreisen abhängig. Bioethanol war lange eine Hoffnung – ist aber mit dem aktuellen Zinsniveau und schwankender Förderpolitik kein verlässlicher Ertragspfeiler mehr.
Kurz: Der Rückgang in der Zuckersparte lässt sich kurzfristig kaum kompensieren. Das macht die Quartalszahlen umso bedeutender – sie zeigen, wie tief die Margenprobleme bereits wirken.
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