24. November, 2024

Reichtum

Wie sinkende Zinsen Gold attraktiv machen

Der Goldpreis ist auf einem Höhenflug und hat jüngst die 2700-Dollar-Marke überschritten. Was steckt hinter der Rallye – und wie weit kann es noch gehen?

Wie sinkende Zinsen Gold attraktiv machen
Seit Jahresbeginn hat der Goldpreis über 30 Prozent zugelegt, getrieben von sinkenden Zinsen und geopolitischer Unsicherheit.

Es ist ein Höhenflug, der viele überrascht: Der Goldpreis hat die Marke von 2700 Dollar pro Feinunze durchbrochen, ein Plus von über 30 Prozent seit Jahresbeginn. In Euro gerechnet stieg der Preis auf rund 2500 Euro – und Experten erwarten, dass das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht ist. Doch was treibt den Preis so in die Höhe?

Niedrige Zinsen machen Gold attraktiver

Ein entscheidender Faktor ist das Zinsniveau. Gold wirft keine Zinsen ab – das macht es für Anleger vor allem dann interessant, wenn die Zinsen am Kapitalmarkt niedrig sind. Und genau das ist der Fall.

„Die sinkenden Zinsen haben Gold als Anlageform wieder attraktiver gemacht“, erklärt Thomas Kulp, Experte bei der DZ Bank. „Das senkt die sogenannten Opportunitätskosten für Investoren, die lieber auf Sicherheit setzen.“

Auch wenn die Erwartungen an weitere Zinssenkungen zuletzt etwas nachgelassen haben, bleibt Gold auf der Gewinnerseite. „Die aktuellen Kursgewinne lassen sich damit allerdings nicht vollständig erklären“, sagt Carsten Fritsch, Analyst bei der Commerzbank. Denn auch der US-Dollar, der normalerweise in einem solchen Umfeld schwächer wird, legte zuletzt leicht zu.

Die Angst vor der Unsicherheit

Doch Gold ist nicht nur wegen der niedrigen Zinsen im Fokus der Anleger. Es sind vor allem geopolitische Unsicherheiten, die dem Edelmetall Rückenwind verleihen. Die Spannungen im Nahen Osten, die anstehenden US-Wahlen und die Unsicherheit darüber, wie es politisch weitergeht – all das lässt Gold als sicheren Hafen erstrahlen.

Länder wie China, Russland und Indien stocken ihre Goldreserven massiv auf. Diese Nachfrage treibt den Markt weiter nach oben.

„Insbesondere die US-Wahlen spielen hier eine große Rolle“, meint Fritsch. Sollte Donald Trump zurück ins Weiße Haus kommen, könnten die Inflationsrisiken steigen. „Trumps wirtschaftliches Programm deutet auf ein steigendes Haushaltsdefizit hin, was die Inflation ankurbeln könnte.“ Eine schwächere Währung und höhere Inflation – beides sind Treiber für steigende Goldpreise.

Zentralbanken im Kaufrausch

Doch es gibt noch einen weiteren wichtigen Faktor, der die Rallye befeuert: die Zentralbanken. Sie kaufen seit Jahren massiv Gold, um ihre Währungsreserven zu diversifizieren und unabhängiger vom US-Dollar zu werden.

„Seit 2023 haben Länder wie China, Russland und Indien ihre Goldbestände erheblich aufgestockt“, erklärt Kulp. Und dieser Trend dürfte anhalten.

Die Nachfrage der Zentralbanken ist ein struktureller Treiber, der den Markt nachhaltig beeinflusst. „Wenn große Akteure wie Zentralbanken auf Gold setzen, verstärkt das auch das Vertrauen privater und institutioneller Anleger“, sagt Fritsch.

Die magische Marke von 3000 Dollar

Wie geht es weiter? Experten sind sich einig, dass der Goldpreis noch weiter steigen könnte. Die Bank of America hat als Ziel die Marke von 3000 Dollar ausgerufen, Goldman Sachs erwartet diesen Wert schon im nächsten Jahr. „Auch die UBS sieht den Preis in den nächsten zwölf Monaten bei 2900 Dollar“, fügt Fritsch hinzu.

Sollte Donald Trump die Präsidentschaft zurückerobern, könnten steigende Inflationsrisiken den Goldpreis weiter in die Höhe treiben.

Die Historie zeigt, dass solche Rallyes oft länger anhalten. „In den letzten 50 Jahren gab es neun Phasen, in denen der Goldpreis um rund 40 Prozent gestiegen ist – und in fünf dieser Fälle legte er im Folgejahr nochmal zu“, erklärt Kulp. Besonders während der Finanzkrise 2007 zeigte Gold eine ähnliche Entwicklung, die mit einem weiteren Anstieg von fast 30 Prozent endete.

Gold bleibt im Aufwind

Die Kombination aus niedrigen Zinsen, geopolitischen Unsicherheiten und der hohen Nachfrage von Zentralbanken sorgt dafür, dass die Gold-Rallye weiter anhalten könnte.

Die Marke von 3000 Dollar scheint in greifbarer Nähe – und viele Experten erwarten, dass der Preis sogar noch darüber hinausgehen könnte. Anleger sollten sich jedoch bewusst sein: Der Goldmarkt bleibt volatil und hängt stark von der weiteren wirtschaftlichen und politischen Entwicklung ab.