31. März, 2025

Wirtschaft

Mehr Wirtschaftswachstum durch weniger Feiertage?

Die Streichung eines Feiertags könnte das deutsche BIP um bis zu 8,6 Milliarden Euro steigern. Doch ist das ein gangbarer Weg?

Mehr Wirtschaftswachstum durch weniger Feiertage?
Ein zusätzlicher Arbeitstag könnte das deutsche BIP laut IW um bis zu 8,6 Milliarden Euro steigern – doch wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen bleiben umstritten.

Ein Arbeitstag mehr – Milliarden für die Wirtschaft?

Die Wirtschaftsweise Monika Schnitzer hat eine kontroverse Idee ins Spiel gebracht: Die Abschaffung eines Feiertags in Deutschland könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) signifikant steigern.

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat berechnet, dass ein zusätzlicher Arbeitstag die Wirtschaftsleistung um bis zu 8,6 Milliarden Euro pro Jahr erhöhen könnte. Doch die Umsetzung einer solchen Maßnahme wäre kompliziert.

Dänemark als Vorbild?

In Dänemark wurde 2024 ein Feiertag gestrichen, um zusätzliche Mittel für die Verteidigungsausgaben bereitzustellen. Die deutsche Wirtschaft könnte von einem ähnlichen Schritt profitieren – doch der Einfluss eines gestrichenen Feiertags ist nicht so leicht vorherzusagen, wie das IW betont.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen hängen stark von der Jahreszeit ab: Ein zusätzlicher Arbeitstag im Sommer könnte produktiver sein als einer im Winter, wenn wetterbedingte Arbeitsausfälle in der Bau- und Logistikbranche drohen.

Unterschiedliche Berechnungsmethoden, gleiche Erkenntnis

Laut IW gibt es zwei zentrale Berechnungsansätze:

  • Eine Kalenderbereinigung, die Schwankungen der Arbeitstage berücksichtigt (z. B. Ostern in unterschiedlichen Quartalen), kommt auf einen positiven Effekt von etwa fünf Milliarden Euro.
  • Ein Vergleich mit der Abschaffung des Buß- und Bettags in den 1990er Jahren ergibt ein ähnliches Resultat: Würde man diese Berechnungen auf heutige Verhältnisse übertragen, ergäbe sich eine zusätzliche Wirtschaftsleistung von bis zu 8,6 Milliarden Euro.

Ein Lösungsansatz für die demografische Krise?

Das deutsche Arbeitsmarktproblem wird sich in den kommenden Jahren verschärfen. Laut IW-Experte Christoph Schröder treten künftig mehr Arbeitnehmer in den Ruhestand, als junge Fachkräfte nachrücken.

„Daher müssen wir nicht darüber reden, weniger zu arbeiten, sondern mehr“, argumentiert Schröder.

Die Abschaffung eines Feiertags sei daher nicht nur eine wirtschaftliche Maßnahme, sondern auch ein symbolisches Zeichen für eine stärkere Arbeitsmarktbeteiligung.

Politischer Sprengstoff

Trotz der möglichen wirtschaftlichen Vorteile ist die Streichung eines Feiertags politisch heikel. Feiertage haben nicht nur wirtschaftliche, sondern auch kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung. In Deutschland sind die Feiertagsregelungen zudem Ländersache, was eine einheitliche Abschaffung zusätzlich erschweren würde.

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