Milliarden verschwendet, Sparpotenzial ignoriert
Deutschlands Energiewende wird teurer als nötig. Laut einer neuen Studie der Boston Consulting Group (BCG) könnten bis 2035 rund 370 Milliarden Euro gespart werden – wenn die Politik ihre Pläne an die Realität anpassen würde.
Doch viele dieser Einsparpotenziale bleiben ungenutzt. Die Folge: Hohe Strompreise belasten Unternehmen und private Haushalte unnötig.
Falsche Annahmen, teure Folgen
Ein zentrales Problem: Die Planer in Berlin gehen von einem massiv steigenden Strombedarf aus. Bis 2030 sollen 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen fahren, dazu Millionen neuer Wärmepumpen. Gleichzeitig soll Deutschland bis 2035 eine eigene Wasserstoffindustrie aufbauen und fossiles Erdgas ersetzen.
Die Studie zeigt jedoch: Diese Annahmen sind übertrieben. Der tatsächliche Strombedarf dürfte weit unter den bisherigen Prognosen liegen. Trotzdem wird in neue Stromnetze, Wasserstoff-Infrastruktur und erneuerbare Energien investiert, als wären diese Szenarien bereits Realität. Ergebnis: Milliarden an unnötigen Kosten.
Der unnötige Netzausbau
Ein großes Einsparpotenzial liegt beim Netzausbau. Die Bundesregierung plant, die Stromnetze massiv auszubauen, um steigende Strommengen zu transportieren.

Doch laut BCG wird der Strombedarf bis 2030 wohl um 100 Terawattstunden geringer ausfallen als bisher angenommen. Würde man die Ausbaupläne darauf anpassen, ließen sich 190 Milliarden Euro sparen.
Teure Fehler beim Ausbau erneuerbarer Energien
Auch die Energiewende selbst ist teurer, als sie sein müsste. Statt große Solarparks und Windkraftanlagen an den besten Standorten zu fördern, setzt die Politik auf kleinteilige Anlagen über das ganze Land verteilt.
Würde man den Ausbau stärker auf Effizienz ausrichten, könnten laut BCG 140 Milliarden Euro gespart werden. Außerdem könnten private Stromspeicher, Wallboxen für E-Autos und Wärmepumpen besser ins Netz eingebunden werden, statt nur der Eigenversorgung zu dienen.
Subventionen statt echter Reformen
Von den 20 Maßnahmen, die die BCG-Studie vorschlägt, setzt die Regierung bisher nur zwei vollständig um – und beide betreffen neue Subventionen. Einerseits sollen neue Kraftwerke gefördert werden, andererseits gibt es höhere Strompreis-Kompensationen für die Industrie. Doch echte Kostensenkungen? Fehlanzeige.
Zwölf Maßnahmen zur Senkung der Energiewende-Kosten werden komplett ignoriert. Darunter die Streichung der Gasspeicher-Umlage für Unternehmen oder die gezielte Förderung der günstigsten Energieträger.
Atomkraft bleibt Tabuthema
Ein weiteres Thema, das die Studie nur am Rande streift: der Atomausstieg. Klar ist: Die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke hat die Strompreise in Deutschland weiter steigen lassen. Trotzdem wurde nicht einmal geprüft, ob eine Reaktivierung der jüngst stillgelegten Anlagen eine Option wäre. Stattdessen bleibt Deutschland auf einem der teuersten Strommärkte der Welt.
Hohe Strompreise sind kein Naturgesetz
Selbst wenn alle 20 Sparmaßnahmen umgesetzt würden, würde Strom in Deutschland nicht mehr so günstig wie früher. Die Energiewende hat das Preisniveau dauerhaft angehoben.
Aktuell kostet eine Megawattstunde Strom in Deutschland 200 Euro – 2010 waren es noch 117 Euro. Ohne Reformen steigt dieser Preis bis 2045 auf 230 Euro. Falls die Politik endlich gegensteuert, könnte er auf 154 Euro sinken.
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