05. November, 2024

Wirtschaft

Deutschland zahlt, China baut – wer profitiert wirklich von unserer Entwicklungshilfe?

Mit deutschen Fördergeldern werden nachhaltige Projekte in Namibia finanziert, doch bei der Umsetzung kommen deutsche und lokale Unternehmen oft zu kurz. Die Aufträge landen stattdessen in China.

Deutschland zahlt, China baut – wer profitiert wirklich von unserer Entwicklungshilfe?
Förderung ohne Wirkung für die lokale Wirtschaft: Millionen fließen für Projekte nach Afrika, doch nur wenige namibische Firmen profitieren von deutschen Geldern.

Deutschland steckt Millionen in Entwicklungshilfeprojekte, um Wachstum und Infrastruktur in Schwellenländern wie Namibia zu fördern. Doch anstatt deutsche Technologie vor Ort zu nutzen und lokale Firmen zu stärken, profitiert vor allem ein Akteur von diesen Mitteln: China.

Jüngstes Beispiel ist ein Solarkraftwerk, das die KfW-Bank im südafrikanischen Namibia mit 66 Millionen Euro unterstützt. Zwar liefert die Anlage saubere Energie, doch mit der eigentlichen Umsetzung haben deutsche Unternehmen wenig zu tun.

Wie bei vielen Projekten im südlichen Afrika erhielt ein chinesisches Konsortium den Zuschlag. Die Firma Chint New Energy Development aus Zhejiang übernimmt Bau und Lieferung, während das deutsche Entwicklungsministerium und die KfW die Millionen bereitstellen.

Dieser Deal ist kein Einzelfall: China sichert sich immer wieder solche Aufträge und stellt dabei nicht nur den Bau, sondern auch die Arbeitskräfte. Die einheimische Bevölkerung bleibt oft außen vor.

Mangelnde lokale Chancen: Regionale Unternehmen bleiben bei den Vergaben außen vor, während strenge Anforderungen chinesischen Konsortien den Weg ebnen.

China als Entwicklungshilfe-Profitierer

Im Entwicklungsministerium ist diese Problematik bekannt. „In einigen Bereichen ist China sehr stark“, bestätigt eine Sprecherin. Deutsche Firmen sind in Namibia und anderen afrikanischen Ländern bei Ausschreibungen hingegen selten vertreten.

Viele Unternehmen scheuen die teils strikten Vergabekriterien, die staatlich subventionierte chinesische Großkonzerne deutlich leichter erfüllen können als mittelständische Anbieter aus Deutschland oder lokale Firmen. So fehlen den regionalen Anbietern häufig die Referenzen und finanziellen Nachweise, die für die Ausschreibung nötig sind.

Conrad Roedern, ein deutscher Solarexperte, der seit über 30 Jahren in Namibia lebt und arbeitet, erklärt, wie sich das auswirkt.

„Es passiert hier sehr oft, dass Projekte von der deutschen Entwicklungshilfe ausgeschrieben werden, die dann von chinesischen Firmen gebaut werden“, sagt er. „Das trifft nicht nur deutsche Unternehmen, sondern auch lokale Firmen, die nicht mithalten können.“

Besonders im Solar- und Infrastrukturbereich machen chinesische Konsortien inzwischen das Rennen.

Lokale Chancen bleiben auf der Strecke

Doch nicht nur deutsche Firmen verlieren Aufträge an China. Auch namibische Unternehmen haben kaum Chancen. Im Fall des Solarparks in Rosh Pinah müssen zwar 25 Prozent des Projektbudgets bei lokalen Firmen ausgegeben werden.

Doch das reicht kaum, um einen nennenswerten lokalen Effekt zu erzielen, zumal Chinas Baufirmen in der Regel eigene Arbeitskräfte mitbringen. Damit wird der wirtschaftliche Effekt für Namibia stark eingeschränkt, während die lokale Konkurrenz zusieht.

Dieser wirtschaftliche Einfluss ist keine Einbahnstraße. Laut Roedern hat China seinen Fußabdruck in Namibia längst vergrößert. „Hier sind Straßen, Minen und selbst der Hafen in Walvis Bay in chinesischer Hand“, erzählt er. Diese strategischen Investments sichern nicht nur Marktanteile, sondern auch geopolitischen Einfluss.

Die deutsche Entwicklungshilfe hat dabei indirekt geholfen, diese Position weiter auszubauen – oft zum Frust der lokalen Bevölkerung.

„Deutschland finanziert, China wächst“

Trotz der kritischen Stimmen aus Namibia betont die KfW, dass das Hauptziel der Entwicklungsprojekte ihre entwicklungspolitische Wirkung ist. „Wir fördern den fairen Wettbewerb aller Marktteilnehmer“, so eine Sprecherin der Bank.

Ausschreibungen werden demnach zwar von der KfW begleitet, aber vom Projektträger – im Fall Namibia der Energieversorger NamPower – eigenständig durchgeführt. „Die lokalen Gegebenheiten und Mindeststandards fließen in die Vergabekriterien ein“, erklärt die KfW weiter.

Dennoch sehen namibische Medien die lokale Einbindung mit Skepsis und beklagen, dass chinesische Firmen einen unfairen Vorteil haben.

Chinas wirtschaftliche Expansion in Namibia zeigt sich längst auch im Alltag. Die eingereisten chinesischen Arbeiter bilden Gemeinschaften, während einheimische Arbeiter oft nur als Subunternehmer beschäftigt werden.


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Das führt nicht nur zu wirtschaftlicher Konkurrenz, sondern zunehmend auch zu sozialen Spannungen. „Die Leute vor Ort verstehen nicht, warum sie von diesen Projekten ausgeschlossen werden“, beschreibt Roedern die Stimmung.

Deutschlands Dilemma: Fördergelder ohne Rückgewinn

Mit Blick auf die aktuelle Wirtschaftslage in Deutschland und den Stellenabbau bei großen Industrieunternehmen steht die deutsche Entwicklungshilfe zunehmend in der Kritik.

Projekte wie das Solarkraftwerk in Namibia werfen die Frage auf, ob Fördergelder wirklich sinnvoll eingesetzt werden, wenn vor allem andere Länder – und insbesondere China – profitieren. Ein Dilemma, das nach Meinung vieler Experten eine strategische Neuausrichtung erfordert.