Trumps Zölle treffen den Markt – auch ohne direkten Treffer
Die neue Welle von Strafzöllen des US-Präsidenten hat die Aktienmärkte weltweit durchgerüttelt. Der NASDAQ Composite verlor binnen weniger Tage rund 7 Prozent, auch der S&P 500 geriet unter Druck.
Getroffen hat es dabei nicht nur Exportunternehmen – auch US-Tech-Werte wie NVIDIA mussten Federn lassen. Die Aktie des KI-Vorzeigekonzerns hat in den vergangenen drei Monaten rund 18,4 Prozent verloren. Und das, obwohl elektronische Komponenten wie jene von NVIDIA bislang ausdrücklich von den Zollerhöhungen ausgenommen sind.
Warum also diese Korrektur? Analysten sprechen von einem Sekundäreffekt: Kapitalflucht aus Risikoassets, steigende wirtschaftliche Unsicherheit, eine Umschichtung in Gold und sichere Währungen.
Vor allem aber: Die Sorge, dass Kunden Bestellungen zurückhalten, Lagerbestände abbauen und Investitionen verschieben. In einem solchen Umfeld trifft es auch Marktführer – einfach, weil niemand immun ist, wenn sich alle absichern.
Bank of America bleibt dennoch bei „Kaufen“
Trotz der Turbulenzen sieht die Bank of America in der NVIDIA-Aktie weiter erhebliches Aufwärtspotenzial. Analyst Vivek Arya nennt das Papier „eine seltene Chance auf Qualität inmitten des Chaos“ – und hebt das Kursziel auf 200 US-Dollar an.
Das entspricht einem Plus von knapp 75 Prozent gegenüber dem aktuellen Kursniveau von rund 114 US-Dollar (Stand: 9. April 2025). Arya nennt NVIDIA „Top Pick im Halbleitersektor“, geführt von einem Management mit klarem Fokus auf Wachstumsmärkte wie künstliche Intelligenz, Cloud und High Performance Computing.
Die Bank of America steht mit dieser Einschätzung nicht allein. Von 41 Analysten empfehlen aktuell 37 den Kauf, nur vier stufen das Papier mit „Halten“ ein. Das durchschnittliche Kursziel liegt laut aktuellen Erhebungen bei 175,06 US-Dollar – rund 53 Prozent über dem aktuellen Kurs.
Was das bullishe Szenario antreibt
NVIDIA gilt seit Jahren als Herzstück des KI-Booms. Die Chips des Unternehmens werden in nahezu allen großen Rechenzentren verbaut, vom Training neuronaler Netze bis zum Echtzeit-Rendering.
Kein anderes Unternehmen im Halbleitersektor hat eine vergleichbare Marktstellung bei sogenannten GPU-Beschleunigern – ein Bereich, der künftig stark wachsen dürfte.
Auch fundamental steht das Unternehmen gut da: zweistellige operative Margen, hohe Skaleneffekte, solide Bilanzkennzahlen. Die operative Marge liegt bei über 40 Prozent, das Umsatzwachstum der letzten Jahre im zweistelligen Bereich. Das alles macht NVIDIA zu einem Tech-Titel, der in Krisenzeiten vergleichsweise robust wirkt – zumindest auf mittlere Sicht.
Was dagegen spricht: Bewertung, geopolitische Unsicherheit, Lieferketten
Kritiker verweisen allerdings auf die hohe Bewertung: Selbst nach dem Kursrückgang wird NVIDIA an der Börse mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von über 30 gehandelt – in einem Umfeld, das zunehmend von Investitionszurückhaltung geprägt ist.
Dazu kommen strukturelle Risiken: Unterbrechungen globaler Lieferketten, geopolitische Spannungen in Ostasien – und nicht zuletzt die Frage, ob die Nachfrage nach KI-Hardware tatsächlich so exponentiell weiterwächst wie bisher angenommen.
Die Investmentbank Jefferies etwa warnt, dass viele Rechenzentrumsbetreiber ihre Fertigungsstrategien überdenken und vorerst weniger Chips ordern könnten. Zudem müsse NVIDIA zunehmend neue Märkte außerhalb der klassischen Cloud-Player erschließen, um das aktuelle Wachstumstempo zu halten.
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