Der letzte große Börsengang des Jahres steht bevor: Springer Nature, der Berliner Wissenschaftsverlag, wagt den Sprung aufs Parkett. Mit einer Bewertung von 4,5 Milliarden Euro und einem Ausgabepreis von 22,50 Euro je Aktie hofft das Unternehmen auf einen erfolgreichen Start an der Frankfurter Börse. Doch nicht alles spricht für einen reibungslosen Börsengang.
Springer Nature ist in einer Nische tätig – dem Markt für wissenschaftliche Fachliteratur. 13.000 Fachbücher und 3.000 Fachzeitschriften pro Jahr machen den Verlag zu einem der größten Player in dieser Branche. Bekannte Publikationen wie Nature und Scientific American gehören zum Portfolio. Doch reicht das, um Anleger zu überzeugen?
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Was steckt hinter dem IPO?
Mit dem Börsengang verfolgt Springer Nature klare Ziele. Ein Großteil der Erlöse – rund 200 Millionen Euro – soll zum Schuldenabbau genutzt werden. Das Unternehmen hat derzeit einen Verschuldungsgrad von 2,7-mal dem bereinigten Betriebsergebnis (Ebitda). Nach dem IPO soll dieser Wert auf 2,4 sinken.
Finanziert wurde Springer Nature bisher vor allem von BC Partners, die 47 Prozent der Anteile halten, sowie von der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, die 53 Prozent hält. Nach dem Börsengang wird BC Partners seinen Anteil auf 36 Prozent reduzieren, während Holtzbrinck weiterhin eine knappe Mehrheit von 50,6 Prozent behält.
„Springer Nature will mit dem Börsengang den Grundstein für eine stabilere Finanzstruktur legen“, erklärt Analyst Jens Klatt.
Doch das ist nicht das einzige Ziel des Unternehmens.
Chancen für Anleger – und Risiken
Der Markt für wissenschaftliche Veröffentlichungen wächst stetig. 2023 wurde er auf rund 12,7 Milliarden Dollar geschätzt und könnte bis 2030 auf 14,8 Milliarden Dollar anwachsen. Vor allem die steigenden Investitionen in Forschung und Entwicklung weltweit treiben die Nachfrage nach wissenschaftlichen Publikationen in die Höhe.
Doch trotz dieser vielversprechenden Aussichten bleiben Risiken. Die Preisspanne von 21 bis 23,50 Euro wurde hoch angesetzt, was manchen Experten Sorgen bereitet. „Das Unternehmen ist in einer Nische tätig, und das könnte für einige Investoren ein Ausschlusskriterium sein“, warnt Klatt.
Zwar sind die Bücher bereits gut gefüllt, doch der Börsenstart am 4. Oktober fällt auf einen Brückentag, an dem traditionell weniger gehandelt wird. Ein Umstand, der die Erstnotiz belasten könnte.
Ist der IPO ein Erfolg?
Der Erfolg des Börsengangs hängt nicht nur von der Nachfrage ab, sondern auch davon, ob der Kurs sich am Tag des IPO über der Marke von 22,50 Euro halten kann. Sollte der Preis unter diese Grenze fallen, könnte das den Kurs schwächen. „Ein Fall unter 21 Euro wäre kritisch und könnte weiteren Verkaufsdruck auslösen“, sagt Klatt. Anleger sollten die ersten Handelstage genau im Auge behalten.
Zudem hat Springer Nature den IPO bereits zweimal verschoben, was bei manchen Investoren für Unsicherheit sorgt. Doch Analysten sehen darin keinen langfristigen Schaden: „Investoren verzeihen Verschiebungen eher als einen gescheiterten Börsenstart“, so Klatt weiter. Entscheidend ist, dass Springer Nature jetzt lieferfähig ist.
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Das Geschäft von Springer Nature
Springer Nature hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,85 Milliarden Euro erzielt – ein Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch im ersten Halbjahr 2024 stagnierte der Umsatz bei 883 Millionen Euro.
Das Unternehmen gibt an, dass dies auf Währungseffekte und den Verkauf von Unternehmensbereichen zurückzuführen sei. Das bereinigte Betriebsergebnis stieg dennoch auf 225 Millionen Euro.
„Springer Nature profitiert von den weltweit steigenden Ausgaben für Forschung und Entwicklung“, erklärt Klatt. Die Investitionen in diesen Bereich erreichten 2022 allein in Deutschland 121,4 Milliarden Euro – ein neuer Höchststand. Für den Wissenschaftsverlag bedeutet das wachsende Umsätze und stabile Perspektiven, da Forschung ohne Publikationen nicht funktioniert.
Chancenreich, aber nicht risikolos
Der Börsengang von Springer Nature bietet interessante Möglichkeiten für Anleger, die langfristig auf den wachsenden Markt für wissenschaftliche Publikationen setzen wollen. Doch der IPO ist nicht ohne Risiken. Die hohe Bewertung und der ungünstige Zeitpunkt des Börsengangs könnten den Kursverlauf beeinflussen.