24. November, 2024

Wirtschaft

Griechenland privatisiert erfolgreich: 2024 bricht alle Rekorde

Dank erfolgreicher Privatisierungen fließen Milliarden in die Staatskasse – doch das ursprüngliche Ziel der Privatisierungswelle bleibt unerreicht. Was bedeutet das für die griechische Wirtschaft?

Griechenland privatisiert erfolgreich: 2024 bricht alle Rekorde
Mit der Pacht des Athener Autobahnrings für 3,27 Milliarden Euro erzielt die griechische Regierung 2024 das bisher ertragreichste Jahr der Privatisierungen – ein wichtiger Schritt im Schuldenabbau.

Es war ein überraschender Geldregen: 3,27 Milliarden Euro gingen am vergangenen Freitag auf dem Konto der griechischen Privatisierungsbehörde HRADF ein. Möglich machte dies die Pacht des Athener Autobahnrings Attiki Odos, der nun für die kommenden 25 Jahre in den Händen der Bau- und Energieholding GEK Terna liegt.

Mit diesem Deal stellt die Regierung unter Premierminister Kyriakos Mitsotakis sicher, dass 2024 zum bisher ertragreichsten Jahr in der Geschichte der griechischen Privatisierungen wird.

Insgesamt sollen bis zum Jahresende 5,8 Milliarden Euro in die Kassen fließen – ein Rekord, der weit über den bisherigen Höchststand von 2017 hinausgeht.

Ein wichtiger Schritt für Griechenlands Wirtschaft

Privatisierungen spielen seit der Schuldenkrise in den 2010er-Jahren eine Schlüsselrolle in Griechenlands Wirtschaftsstrategie. Sie waren eine der Bedingungen, um Hilfskredite von den Euro-Partnern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zu erhalten.

Der Erlös aus diesen Verkäufen fließt direkt in den Schuldenabbau – und das ist auch bitter nötig. Denn die Staatsschulden Griechenlands sind nach wie vor hoch, trotz eines beeindruckenden Wirtschaftswachstums, das dreimal so schnell wächst wie der EU-Durchschnitt.

„Die Botschaft ist klar: Griechenland verändert sich“, erklärt Wirtschafts- und Finanzminister Kostis Hatzidakis.

Tatsächlich strahlt der Deal um den Athener Autobahnring eine Signalwirkung aus. Er zeigt, dass internationale Investoren wieder Vertrauen in den griechischen Markt haben, der vor wenigen Jahren noch als unsicher galt.

Finanzminister Hatzidakis treibt Schuldenabbau voran: Kostis Hatzidakis setzt auf Privatisierungen, um Griechenlands Schuldenquote bis 2027 auf 138 Prozent zu senken – ein ehrgeiziges Ziel, das Griechenland die Spitzenposition als EU-Land mit der höchsten Schuldenquote kosten soll.

Rekordjahr 2024 – doch was kommt als Nächstes?

Mit dem Autobahnprojekt ist es Griechenland gelungen, das größte Privatisierungsprojekt seit dem Beginn der Schuldenkrise unter Dach und Fach zu bringen. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Der Gesamterlös des Privatisierungsprogramms seit 2011 beläuft sich mittlerweile auf rund 13,2 Milliarden Euro. Zwar beeindruckend, doch immer noch weit entfernt von den ursprünglich geplanten 50 Milliarden Euro, die innerhalb von fünf Jahren angestrebt wurden. Dieses Ziel ist längst als illusionär abgestempelt.

Dennoch nimmt das Programm Fahrt auf. Nach einer Durststrecke während der Krisenjahre und einem Rückschlag während der Pandemie kehrt das Vertrauen der Investoren zurück. So wurde der Autobahndeal zum Paradebeispiel für den neuen Aufschwung.

Die Privatisierungen als Wachstumsmotor

Der Athener Autobahnring ist nicht das einzige Privatisierungsprojekt, das hohe Summen einbringt. Bereits 2017 hatte die griechische Regierung Betriebskonzessionen für 14 Regionalflughäfen an Fraport Greece vergeben.

Die privatisierten griechischen Flughäfen, darunter Athen und 14 Regionalflughäfen, profitieren vom Tourismusboom, der 2023 zu Einnahmen von über 600 Millionen Euro führte.

Der Deal brachte 2,15 Milliarden Euro ein und sorgte für ein weiteres wirtschaftliches Highlight in den vergangenen Jahren. Der Tourismusboom in Griechenland ließ die Einnahmen sprudeln.

Fraport Greece | en
Fraport Greece | gr

Im Jahr 2023 meldete die Flughafengesellschaft Athens International Airport Einnahmen von über 600 Millionen Euro, ein klares Zeichen dafür, dass solche Deals für Griechenland äußerst lukrativ sind.

Weitere Privatisierungsprojekte sind bereits in der Pipeline: Der Flughafen Kalamata im touristisch wachsenden Süden der Peloponnes sowie 22 kleinere Regionalflughäfen stehen auf der Liste. Zudem soll die Autobahn Egnatia Odos privatisiert werden, die von der türkischen Grenze bis zum Adriahafen Igoumenitsa führt. Die griechische Regierung erhofft sich dadurch Einnahmen von rund 1,5 Milliarden Euro.

Der steinige Weg zum Schuldenabbau

Trotz des aktuellen Erfolgs bleibt der Schuldenabbau eine große Herausforderung. Griechenlands Schuldenquote, die während der Coronakrise auf 207 Prozent des BIP anstieg, liegt derzeit immer noch auf einem Rekordniveau.

Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels: Finanzminister Hatzidakis hat das ehrgeizige Ziel, diese Quote bis 2027 auf 138 Prozent zu senken. Das würde Griechenland nicht nur aus der Rolle des EU-Landes mit der höchsten Schuldenquote befreien, sondern das Land auch für Investoren noch attraktiver machen.

Ein Beispiel für das gestiegene Investorenvertrauen ist die jüngste Platzierung von Aktien der National Bank of Greece. Der griechische Bankenrettungsfonds HFSF verkaufte zehn Prozent der Aktien an den Märkten, und die Platzierung war zwölffach überzeichnet. Ein starkes Signal, dass Griechenland auch auf internationalem Parkett wieder ernst genommen wird.

Griechenland auf dem Weg in eine stabile Zukunft?

Das Jahr 2024 markiert einen wichtigen Wendepunkt in Griechenlands Privatisierungsprogramm. Zwar wird das ursprüngliche Ziel von 50 Milliarden Euro wahrscheinlich nie erreicht werden, doch der aktuelle Erfolg zeigt, dass die Strategie langfristig aufgeht.

Mit einem beeindruckenden Wirtschaftswachstum und der Rückkehr des Investorenvertrauens könnte Griechenland den Weg aus der Schuldenkrise tatsächlich schaffen. Doch es bleibt viel zu tun – und der Schuldenabbau wird noch Jahre in Anspruch nehmen. Aber die Weichen für eine stabile Zukunft sind gestellt.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren:

Butter auf Rekordhoch: Warum die Preise weiter steigen könnten
Der Preis für Butter hat ein neues Rekordniveau erreicht. Was steckt hinter dem Anstieg, und warum es nicht nur an der Rohmilch liegt? Zwei zentrale Faktoren treiben die Entwicklung.