22. April, 2025

Quartalszahlen

Luxus kennt keine Krise – L'Oréal trotzt der Flaute

Der französische Kosmetikkonzern wächst trotz schwieriger Konsumlage – und verdankt das vor allem seiner Nobelmarken-Sparte. Doch der Blick auf die Regionenzahlen offenbart auch Schwächen.

Luxus kennt keine Krise – L'Oréal trotzt der Flaute
L’Oréal wächst im ersten Quartal 2025 um 4,4 % – doch fast ausschließlich dank seiner Luxusmarken wie Lancôme und YSL. Die Massenmärkte bleiben unter Druck.

Wenn die Welt spart, greift sie zu Chanel No. 5

In Zeiten globaler Unsicherheit, Inflation und Konsumzurückhaltung brilliert ausgerechnet ein Unternehmen, das Produkte verkauft, die niemand wirklich braucht: L'Oréal.

First quarter 2025 sales
Solid in the Storm Like-for-like growth of +3.5% Sales: 11.73 billion euros, +4.4% reported and +3.5% like-for-like[1]. Sales growth benefited from the phasing related to the 2024 and 2025 IT transformation with a positive net impact of 100 million euro.

Der französische Kosmetikriese meldet für das erste Quartal 2025 ein Umsatzwachstum von 4,4 % auf 11,47 Milliarden Euro – exakt im Rahmen der Analystenerwartungen. Doch das eigentliche Signal liegt nicht in der Zahl, sondern in ihrer Herkunft: Wachstum kommt fast ausschließlich aus dem Segment der Luxusprodukte.

Marken wie Lancôme, Yves Saint Laurent oder Helena Rubinstein lassen die Kassen klingeln, während andere Segmente wie Haarpflege oder günstige Drogerieprodukte stagnieren. CEO Nicolas Hieronimus zeigt sich dennoch optimistisch: Man sei „auf Kurs“, besser als der Markt abzuschneiden.

Die operative Marge dürfte weiter steigen. Doch die Zahlen werfen auch Fragen auf – besonders mit Blick auf die Regionen.

Europa glänzt, Nordamerika schwächelt

In Europa stieg der Umsatz um 4,9 % auf 3,91 Milliarden Euro. Das überrascht positiv angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche in Deutschland, Frankreich und Italien. L'Oréal profitiert hier vom florierenden Reiseeinzelhandel und der Loyalität wohlhabender Kundengruppen, die auch in rauen Zeiten nicht an der Hautcreme sparen.

Besonders stark performten Prestigeprodukte und Parfüms, die nicht selten als „erschwinglicher Luxus“ gelten – ein psychologisch wirksames Konzept in Krisenjahren.

Quelle: Eulerpool

Weniger rosig sieht es in Nordamerika aus: Dort sank der Umsatz um 1,4 % auf 2,97 Milliarden Euro. Das ist mehr als ein Schönheitsfehler. Denn der US-Markt gilt traditionell als Wachstumsanker – und auch als Frühindikator für globale Konsumtrends.

Die sinkenden Zahlen deuten darauf hin, dass selbst markentreue Käufer dort vorsichtiger werden. Ein Warnsignal für die kommenden Quartale.

Luxus als Burggraben – aber nicht ohne Risiko

Der Erfolg der Luxuslinie ist bemerkenswert, birgt aber strategische Risiken. L'Oréal wird zunehmend abhängig von einem Segment, das auf die Konsumkraft einer relativ kleinen Zielgruppe fokussiert ist.

Sollte diese Klientel angesichts geopolitischer Spannungen, Aktienmarktkorrekturen oder konjunktureller Einbrüche plötzlich sparen, wäre das Unternehmen überproportional betroffen.

Zudem ist der Wettbewerb im Premiumsegment hoch. Marken wie Estée Lauder, Dior oder Hermès investieren massiv in Innovationszyklen, Hautpflegeforschung und exklusive Kooperationen. L'Oréal muss hier dauerhaft hohe Margen rechtfertigen – ohne dabei den Draht zur jungen Zielgruppe zu verlieren, die immer stärker auf Nachhaltigkeit, Transparenz und soziale Werte achtet.

Quelle: Eulerpool

Ein Konzern, viele Gesichter

Neben dem Luxussektor gehören auch die Segmente Consumer Products (etwa Garnier oder L'Oréal Paris), Dermatological Beauty (Vichy, La Roche-Posay) und Professional Products (Friseurbedarf) zum Portfolio. Doch diese Bereiche wuchsen nur moderat – oder schrumpften in einzelnen Regionen sogar.

In China, einem Schlüsselmarkt für viele Kosmetikkonzerne, sei die Lage laut Management „komplex“. Der Konkurrenzdruck durch lokale Anbieter, geopolitische Spannungen und ein sich wandelndes Konsumverhalten setzen der Branche zu.

Die Unternehmensstrategie sieht dennoch keine radikale Neuausrichtung vor. Stattdessen setzt L'Oréal auf bewährte Wachstumsrezepte: geografische Expansion, stärkere Digitalisierung, eine engere Verzahnung von Online- und Offlinegeschäft – und gezielte Zukäufe im Luxussegment. Der jüngste Kauf des australischen Luxus-Labels Aesop ist dafür exemplarisch: teuer, imagefördernd, global anschlussfähig.