22. November, 2024

Reichtum

„Die Rente reicht nicht“: Warum das nicht die ganze Wahrheit ist

Der Alterssicherungsbericht 2024 zeigt, dass die Mehrheit der deutschen Senioren finanziell gut abgesichert ist. Aber warum hält sich das Bild von der Altersarmut so hartnäckig?

„Die Rente reicht nicht“: Warum das nicht die ganze Wahrheit ist
Mit 2769 Euro monatlichem Einkommen sind Deutschlands Senioren finanziell deutlich besser abgesichert als noch vor vier Jahren – ein Plus von 25 Prozent trotz Inflation.

Senioren besser aufgestellt als erwartet

Die gesetzliche Rente wird oft als unzureichend dargestellt, doch der Blick auf die Zahlen erzählt eine andere Geschichte. Laut dem aktuellen Alterssicherungsbericht 2024 liegt das durchschnittliche Alterseinkommen deutscher Senioren bei 2769 Euro monatlich – ein Anstieg von 25 Prozent seit 2019, der selbst nach Abzug der Inflation eine reale Verbesserung darstellt.

„Von Altersarmut kann hier kaum die Rede sein“, betont Bundesarbeitsminister Hubertus Heil.
BMAS - Renten­ver­sicherungs­­bericht / Alterssicherungs­bericht
Einmal im Jahr legt die Bundesregierung den Rentenversicherungsbericht vor. Er enthält ausführliche Informationen zur gesetzlichen Rentenversicherung.

Zusätzliche Einkommensquellen sorgen für Stabilität

Was den meisten nicht bewusst ist: Die gesetzliche Rente ist nur eine von vielen Einkommensquellen. Mehr als 60 Prozent der Rentner verfügen über betriebliche Altersvorsorge, private Vorsorge oder zusätzliche Erwerbstätigkeit.

Besonders Paare profitieren: Ihr durchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen liegt bei 3759 Euro im Monat – deutlich mehr als die Durchschnittsrente.

Ost-West-Gefälle bleibt bestehen

Die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland sind jedoch nach wie vor erheblich. Während im Westen viele Senioren von Betriebsrenten und privater Vorsorge profitieren, ist im Osten die gesetzliche Rente für 90 Prozent der Senioren die Haupteinkommensquelle. Dennoch hat sich auch hier die finanzielle Situation vieler Rentner stabilisiert.

1,7 Millionen Menschen über 65 arbeiten weiter – ein neuer Höchststand. Für viele ist es keine Notwendigkeit, sondern eine bewusste Wahl für finanzielle und soziale Sicherheit.

Erwerbstätigkeit als Sicherheitsnetz

Eine weitere Säule der finanziellen Absicherung ist die gestiegene Erwerbstätigkeit älterer Menschen. 1,7 Millionen Deutsche über 65 sind noch berufstätig – fast dreimal so viele wie vor 20 Jahren.

Vor allem die Gruppe der 65- bis 69-Jährigen treibt diese Entwicklung voran. „Arbeiten im Alter ist für viele weniger eine Notwendigkeit, sondern vielmehr eine bewusste Entscheidung“, heißt es im Bericht.

Altersarmut: ein begrenztes Phänomen

Entgegen der weit verbreiteten Annahme ist Altersarmut in Deutschland kein flächendeckendes Problem. Nur 3,9 Prozent der über 65-Jährigen sind auf Grundsicherung angewiesen – ein Anteil, der weit unter dem Bevölkerungsdurchschnitt liegt. Besonders Migranten sind jedoch gefährdet, da sie häufig auf geringere Rentenansprüche zurückgreifen können.

Ein Blick in die Zukunft

Auch die jüngeren Generationen sind zunehmend auf zusätzliche Vorsorge angewiesen. Rund 21 Millionen Arbeitnehmer haben bereits Ansprüche aus der betrieblichen Altersvorsorge, während 15,5 Millionen Riester-Verträge abgeschlossen wurden.

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