Das Bundeskartellamt hat die geplante Übernahme des Kindersenders Nickelodeon durch RTL gestoppt. Für das Kölner TV-Unternehmen ein harter Rückschlag. RTL wollte Nickelodeon in sein bereits starkes Portfolio aus Super RTL und Toggo integrieren und damit seine Vorreiterrolle im Kinderfernsehen ausbauen. Doch die Kartellwächter sahen das kritisch.
Die Argumentation des Kartellamts ist klar: RTL hat schon jetzt eine dominante Stellung im Kindersegment. Super RTL ist der unangefochtene Marktführer, weit vor Konkurrenten wie Disney Channel und Nickelodeon.
Hätte RTL auch noch Nickelodeon übernommen, wären die Alternativen für Werbetreibende noch weiter geschrumpft. Der Markt für Kinderwerbung wäre faktisch von einem einzigen Anbieter kontrolliert worden.
RTL wollte Nickelodeon stärker ins Portfolio einbinden
RTL hatte große Pläne. Der TV-Riese wollte Nickelodeon-Inhalte über sein bestehendes Toggo-Netzwerk stärker ins lineare Fernsehen bringen. Die Strategie: Mehr Inhalte für die junge Zielgruppe und damit einhergehend auch mehr Werbeeinnahmen.
Doch dieser Expansionskurs stößt nun an seine Grenzen. Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, erklärte: „Der Markt für Kinderwerbung ist begrenzt. RTLs Stellung wäre durch diese Übernahme noch dominanter geworden. Das können wir nicht zulassen.“
Für RTL ist die Entscheidung ein herber Dämpfer. Der TV-Konzern steht, wie die gesamte Branche, vor großen Herausforderungen. Streaming-Dienste wie Netflix und Disney+ ziehen zunehmend junge Zuschauer vom klassischen Fernsehen ab.
Mit der Übernahme von Nickelodeon wollte RTL seinen Einfluss im Kindersegment sichern und sich langfristig gegen die wachsende Konkurrenz aus dem Streaming-Bereich positionieren.
Kartellamt sieht RTLs Werbemonopol gefährdet
Ein zentraler Punkt, den das Kartellamt ins Feld führt, ist die Bedeutung von Werbung im Kinderfernsehen. Anders als die öffentlich-rechtlichen Sender, die wie der KiKA keine Werbung ausstrahlen, finanzieren sich Super RTL und Nickelodeon maßgeblich über Werbeeinnahmen.
Eine Konzentration beider Sender unter einem Dach hätte den Wettbewerb drastisch eingeschränkt.
„Wer im Bereich der Kinderwerbung aktiv sein will, hätte fast ausschließlich mit RTL zusammenarbeiten müssen“, so ein Sprecher des Kartellamts.
Auch wenn immer mehr Kinder Inhalte über Streaming-Dienste konsumieren, spielen lineare Sender im Werbemarkt noch eine zentrale Rolle. Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon Prime bieten keine oder nur eingeschränkte Werbemöglichkeiten, was für große Werbetreibende die Bedeutung klassischer TV-Sender weiterhin hochhält.
Was bedeutet das für Nickelodeon?
Für Nickelodeon bleibt alles beim Alten. Der Sender bleibt im Portfolio des US-Medienkonzerns Paramount und wird weiterhin im Free-TV sendefähig sein.
Paramount hatte ohnehin geplant, Teile des Nickelodeon-Contents in sein Streaming-Angebot Paramount+ zu verlagern. Der Free-TV-Kanal sollte jedoch bestehen bleiben, um weiterhin eine breite Reichweite zu garantieren.
Die Marke Nickelodeon bleibt also unabhängig und dürfte in den kommenden Jahren verstärkt auf den Streaming-Markt setzen. Dass der Deal geplatzt ist, könnte für Paramount sogar von Vorteil sein. Schließlich bleibt die eigene Marke stark präsent, während RTL einen Schritt zurückgehen muss.
Und für RTL?
Für RTL bedeutet das Scheitern der Übernahme, dass die Expansionspläne ins Stocken geraten. Der Kampf um junge Zuschauer wird härter, und das auch noch in einem Markt, in dem Streaming-Dienste zunehmend das lineare Fernsehen bedrängen.
RTL muss nun neue Wege finden, um junge Zielgruppen zu erreichen, sei es durch eigene Produktionen oder Kooperationen im Streaming-Sektor. Der Versuch, durch Übernahmen den Kinder-TV-Markt zu dominieren, ist vorerst gescheitert.