24. November, 2024

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Die Hisbollah und der riskante Balanceakt im Krieg mit Israel

Trotz massiver Angriffe auf ihre Stellungen hat die Hisbollah bislang keinen Großangriff auf Israel gestartet. Der Grund: Anführer Hassan Nasrallah spielt ein taktisches Spiel – und der Iran hält die Fäden in der Hand.

Die Hisbollah und der riskante Balanceakt im Krieg mit Israel
Trotz erheblicher Zerstörung durch israelische Angriffe bleibt die Hisbollah durch Tunnelnetzwerke und flexible Strukturen kampfbereit.

Die Lage an Israels Nordgrenze bleibt angespannt. Seit Wochen bombardiert die israelische Luftwaffe Stellungen der Hisbollah im Libanon, doch die erwartete Großoffensive der Miliz bleibt aus. Dabei könnte die Hisbollah jederzeit mit einem Arsenal von schätzungsweise 120.000 bis 150.000 Raketen losschlagen. Warum also dieses Zögern?

Abwarten statt Eskalation

Hassan Nasrallah, der Anführer der Hisbollah, hält sich zurück – vorerst. Obwohl seine Miliz seit Beginn des Konflikts Israel wiederholt mit Raketen beschossen hat, blieb der befürchtete Großangriff aus. Der Grund? Nasrallah verfolgt eine klare Strategie der Eskalationskontrolle.

Er weiß: Ein massiver Angriff würde eine ebenso massive Reaktion Israels provozieren. Die Hisbollah könnte schwere Verluste erleiden, und das Risiko, weite Teile des Libanons in Mitleidenschaft zu ziehen, ist hoch.

Der Iran im Hintergrund

Ein weiterer Grund für das Zögern liegt im Iran. Teheran, der wichtigste Unterstützer der Hisbollah, hält sich derzeit auffallend zurück. Zwar fließen weiterhin Gelder und Waffen aus dem Iran, doch das Mullah-Regime scheint aktuell kein Interesse an einer offenen Konfrontation mit Israel oder dem Westen zu haben.

Zu groß sind die internen Probleme im Iran: Eine angeschlagene Wirtschaft, wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung und der Wunsch nach einer Entspannungspolitik stehen im Vordergrund.

Der Iran, der wichtigste Unterstützer der Hisbollah, hat momentan kein Interesse an einer offenen Konfrontation mit Israel oder dem Westen.

Nasrallah ist sich dessen bewusst. Ohne die Rückendeckung Teherans kann die Hisbollah keinen Krieg gegen Israel führen. Und der Iran ist momentan nicht bereit, ein solches Risiko einzugehen – schon gar nicht in einer Zeit, in der Teheran auf neue Atomverhandlungen mit dem Westen hofft.

Technisch überlegen, aber taktisch gebunden

Israel weiß um die Gefahr, die von der Hisbollah ausgeht, und hat deshalb in den vergangenen Wochen über 1600 Stellungen der Miliz bombardiert. Dabei wurden nicht nur Raketenlager getroffen, sondern auch Kommunikationsnetzwerke und wichtige Infrastruktur der Hisbollah zerstört.

Doch Nasrallah hat vorgesorgt: Ein unterirdisches Tunnelnetzwerk und flexible Befehlsketten machen die Hisbollah zu einem schwer fassbaren Gegner, der jederzeit zuschlagen könnte.

Sollte der Iran seine Haltung ändern, könnte auch die Hisbollah ihre bisherige Strategie aufgeben und einen Großangriff wagen.

„Eine israelische Invasion wäre ein Geschenk“, sagte Nasrallah kürzlich – wohl wissend, dass die Hisbollah auf einen solchen Angriff vorbereitet ist. Doch bislang setzt die Miliz auf kleinere Scharmützel und testet Israels Reaktion. Ein offener Krieg könnte das Ende der Hisbollah bedeuten, aber auch eine Schwächung Israels, das im Süden des Landes ohnehin stark unter Druck steht.

Der Iran will keinen offenen Krieg – noch nicht

Die große Frage bleibt: Wie lange kann Nasrallah diese Strategie durchhalten? Der Iran scheint vorerst nicht an einer Eskalation interessiert. Die wirtschaftliche Lage im Land ist desaströs, und die Regierung in Teheran setzt auf Verhandlungen mit dem Westen, um die Sanktionen zu lockern.

„Wir wollen nicht die Ursache für Instabilität im Nahen Osten sein“, erklärte der iranische Präsident kürzlich auf der UN-Vollversammlung – ein klares Signal, dass der Iran im Moment keinen Krieg riskieren möchte.

Nasrallah ist an die Entscheidungen Teherans gebunden. Doch sollte der Iran seine Haltung ändern, könnte auch die Hisbollah ihre Taktik anpassen. Solange die Miliz sich zurückhält, bleibt die Eskalation kontrolliert – aber wie lange noch?