17. März, 2025

Automobile

Mercedes in der Zwickmühle: Handelskrieg könnte die Zukunft des Autobauers belasten

US-Zölle und protektionistische Maßnahmen setzen Mercedes-Benz unter Druck – Konzernchef Ola Källenius warnt vor wirtschaftlichen Risiken.

Mercedes in der Zwickmühle: Handelskrieg könnte die Zukunft des Autobauers belasten
Handelskrieg als Bedrohung – Mercedes-Chef Ola Källenius warnt: Strafzölle könnten nicht nur die deutschen Autobauer, sondern die gesamte europäische Wirtschaft hart treffen.

Die Spannungen im Handelsstreit zwischen den USA und der Europäischen Union nehmen zu – und mittendrin steckt Mercedes-Benz. Der deutsche Premium-Autobauer, der seit über einem Jahrhundert auf dem US-Markt aktiv ist, steht nun vor neuen Herausforderungen.

Firmenchef Ola Källenius warnt vor einem möglichen Handelskrieg und dessen drastischen Folgen für den Export und die gesamte Automobilindustrie.

„Mercedes-Benz ist seit 120 Jahren in den USA vertreten – wir sind fast so amerikanisch wie jedes andere Unternehmen“, betonte Källenius bei der Vorstellung des neuen Mercedes CLA in Rom.

Doch diese langjährige Verwurzelung schützt den Konzern nicht vor den wirtschaftlichen Folgen von protektionistischen Maßnahmen, die insbesondere durch die Politik von US-Präsident Donald Trump verschärft werden könnten.

Das Handelsmodell auf der Kippe

Mercedes-Benz hat sich in den letzten Jahrzehnten stark internationalisiert und produziert Fahrzeuge in mehreren Ländern – darunter Deutschland, China und die USA. Vor allem die Produktion in Tuscaloosa (Alabama), wo jährlich rund 260.000 SUVs vom Band laufen, und im Vans-Werk in Charleston (South Carolina) sind essenziell für den US-Markt.

Bislang profitiert Mercedes von den US-Produktionsstandorten, da dort gefertigte Autos nicht unter Trumps Strafzölle fallen. Doch der Konzern ist stark auf den internationalen Handel angewiesen: Rund zwei Drittel der US-Produktion gehen in den Export, was Mercedes bei einem verschärften Handelsstreit verwundbar macht.

„Wir importieren und exportieren in alle Richtungen“, erklärt Källenius. Ein Handelskrieg könnte jedoch genau dieses Geschäftsmodell ins Wanken bringen – und damit nicht nur Mercedes-Benz, sondern die gesamte exportorientierte europäische Wirtschaft massiv schädigen.

Trump verschärft die protektionistische Politik

Bereits während seiner ersten Amtszeit verhängte Donald Trump hohe Zölle auf Stahl, Aluminium und Automobilimporte.

Die europäischen Automobilhersteller, allen voran Mercedes, BMW und Volkswagen, gerieten dadurch unter Druck. Sollte Trump nach einem möglichen Wahlsieg 2024 seinen protektionistischen Kurs weiter ausbauen, könnten noch höhere Strafzölle auf deutsche Autos folgen.

Mercedes wäre dabei besonders betroffen: Der Konzern setzt weltweit stark auf den Export – eine Abschottung des US-Marktes könnte sich als existenzielle Bedrohung entpuppen.

Exportmodell auf der Kippe – Zwei Drittel der in den USA gebauten Mercedes-Fahrzeuge gehen in den Export. Strafzölle könnten das Geschäftsmodell des Premiumherstellers ins Wanken bringen.

Europa als Verlierer im Handelskrieg?

Källenius warnt davor, dass Europa bei einem Handelskrieg besonders viel zu verlieren hätte. Das europäische Wirtschaftsmodell basiert auf Exporten – und gerade Deutschland hat als weltweit drittgrößter Exporteur von Automobilen einen besonders hohen Anteil am globalen Handelsvolumen.

„Wir dürfen nicht vergessen, dass Handel das Wirtschaftswachstum der letzten 30 Jahre erheblich angetrieben hat“, so der Mercedes-Chef.

Sollte sich der Trend zu protektionistischen Maßnahmen fortsetzen, müssten sich nicht nur Automobilhersteller, sondern auch zahlreiche Zulieferer und andere exportorientierte Branchen auf massive Umsatzeinbußen einstellen.

Wie Mercedes gegensteuert

Um sich abzusichern, setzt Mercedes-Benz verstärkt auf den Ausbau seiner Produktionskapazitäten in China sowie eine stärkere Fokussierung auf Elektromobilität und digitale Dienste.

Zudem könnte der Konzern langfristig versuchen, die Produktion innerhalb der Handelszonen stärker zu bündeln, um Zölle und Handelsbarrieren zu umgehen.

Doch kurzfristig bleibt die Unsicherheit groß. Investoren beobachten die geopolitischen Spannungen mit Sorge, was sich auch an den Börsen widerspiegelt. Die Mercedes-Benz-Aktie notierte zuletzt nur leicht im Plus, während Analysten ein mögliches Handelsrisiko einpreisen.

Für Mercedes-Benz ist der Ausgang des Handelsstreits von entscheidender Bedeutung. Sollte die EU mit Gegenmaßnahmen auf US-Strafzölle reagieren, droht eine Eskalation, die den gesamten Sektor destabilisieren könnte. Källenius bleibt dennoch optimistisch: „Es liegt an uns, die Politik daran zu erinnern, dass offener Handel langfristig allen Seiten nützt.“

Ob diese Botschaft in Washington und Brüssel Gehör findet, bleibt jedoch abzuwarten.

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