03. Oktober, 2024

Börse

Milliarden-Deal: wie lukrativ ist die Übernahme Covestro durch den arabischen Staatskonzern?

Der Leverkusener Chemiekonzern Covestro wird von der Abu Dhabi National Oil Company übernommen. Was dieser historische Schritt für das Unternehmen, die Mitarbeiter und die deutsche Wirtschaft bedeutet.

Milliarden-Deal: wie lukrativ ist die Übernahme Covestro durch den arabischen Staatskonzern?
Mit der Übernahme durch Adnoc verliert Deutschland erstmals einen DAX-Konzern an den Nahen Osten. Was bedeutet dieser historische Schritt für die Zukunft der deutschen Industrie?

Es ist ein Paukenschlag für die deutsche Wirtschaft: Zum ersten Mal übernimmt ein Staatskonzern aus dem Nahen Osten einen DAX-Konzern. Covestro, der Chemieriese aus Leverkusen, geht für 16 Milliarden Euro an die Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc).

Covestro unterzeichnet eine Investitionsvereinbarung mit ADNOC und unterstützt öffentliches Übernahmeangebot an alle Covestro-Aktionäre durch ADNOC
• ADNOC International Germany Holding AG unterbreitet ein Übernahmeangebot zu 62,00 Euro je Covestro-Aktie • Die Investitionsvereinbarung definiert Eckpunkte der strategischen Partnerschaft, inklusive klarer Zusagen zur uneingeschränkten Unterstützung der Wachstumsstrategie „Sustainable Future“ durch ADNOC International und der Beibeh…

Der Deal sorgt für große Aufmerksamkeit – nicht nur wegen seiner finanziellen Dimension, sondern auch wegen seiner Signalwirkung.

Markus Steilemann, der CEO von Covestro, zeigte sich am Dienstag äußerst zufrieden:

„Wir haben eine Win-win-Situation für alle erreicht.“

Der Leverkusener Konzern, vor zehn Jahren aus der Bayer AG ausgegliedert, wechselt somit in arabische Hände. Für die knapp 17.500 Mitarbeiter soll sich kurzfristig nichts ändern – Adnoc hat umfassende Beschäftigungsgarantien abgegeben. Auch die Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen bleiben bestehen.

Adnoc übernimmt Covestro für 16 Milliarden Euro und sichert umfassende Garantien zu. Doch Experten fragen sich: Wie nachhaltig sind diese Versprechen?

Ein Deal, der für Sicherheit sorgt

Branchenkenner bewerten die Übernahme überwiegend positiv. Der arabische Staatskonzern hat nicht nur finanzielle Macht, sondern auch ehrgeizige Pläne. Ziel ist es, Covestro auf globaler Ebene wettbewerbsfähiger zu machen. Insbesondere Investitionen in die Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Chemieproduktion könnten jetzt verstärkt angegangen werden.

Quelle: Eulerpool

An der Börse sorgt der Deal ebenfalls für Aufwind: Die Covestro-Aktie stieg um knapp vier Prozent. Auch die Aktionäre freuen sich – das Angebot von 62 Euro pro Aktie ist attraktiv. Union Investment, einer der großen Anteilseigner, unterstützt den Deal. „Es ist ein faires Angebot, das alle Beteiligten zufriedenstellt“, erklärt Arne Rautenberg, Fondsmanager bei Union Investment.

Quelle: Eulerpool

Warum Adnoc auf Europa setzt

Für Adnoc ist die Übernahme von Covestro mehr als nur ein strategischer Zug im Chemiesektor. Der Staatskonzern aus Abu Dhabi verfolgt schon länger das Ziel, sich von der Abhängigkeit des Ölgeschäfts zu lösen und sein Portfolio zu diversifizieren. Das Geschäft mit Chemikalien, vor allem im Bereich der Kunststoffproduktion, bietet hier große Chancen.

Adnoc hat bereits in der Vergangenheit mit Übernahmen von Chemiekonzernen wie Borealis und Borouge gezeigt, dass man langfristige Pläne verfolgt. Die Covestro-Übernahme könnte der Anfang einer weiteren Expansion in Europa sein.

Was bedeutet das für Deutschland?

Dass ein DAX-Konzern in die Hände eines Staatskonzerns aus dem Nahen Osten fällt, ist ein Novum. Für Deutschland könnte dies ein Signal für eine wachsende Rolle internationaler Investoren aus der Region sein. Der Deal könnte den Beginn einer stärkeren wirtschaftlichen Vernetzung zwischen Europa und den Golfstaaten markieren.

Adnoc verspricht neue Investitionen und mehr finanzielle Flexibilität für Covestro. Doch mit der wachsenden Abhängigkeit von Staatskonzernen aus dem Nahen Osten stellen sich kritische Fragen zur langfristigen Strategie.

Für Covestro bedeutet die Übernahme vor allem eins: finanzielle Stabilität und neue Wachstumschancen. CEO Steilemann sieht den Deal als große Chance, um Covestro auf „die Überholspur“ zu bringen.

„Wir haben jetzt die Unterstützung, die wir brauchen, um global in hochattraktiven Branchen zu wachsen.“

Ein Bekenntnis zu Deutschland

Trotz der Übernahme bleibt Covestro mit seinem Hauptsitz in Leverkusen fest in Deutschland verankert. Adnoc hat zudem versichert, bis 2028 keine wesentlichen Verkäufe oder Schließungen vorzunehmen. Der Chemiekonzern bleibt also vorerst ein vertrauter Arbeitgeber für seine Mitarbeiter.