In den heiligen Hallen der Automobilbranche steht ein Paradigmenwechsel bevor: Britta Seeger, Mercedes-Benz' Vertriebs- und Marketingvorständin, soll den Stuttgarter Autohersteller in eine neue Ära führen.
Ihre Mission: eine radikale Neugestaltung des Vertriebsnetzes und die Beschleunigung des Elektroautoabsatzes. Doch während ihre Vertragsverlängerung bis 2029 als sicher gilt, zeichnet sich am Horizont eine Herausforderung der besonderen Art ab.
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Revolution im Autohaus
Seegers Strategie sieht vor, alle eigenen Autohäuser und Werkstätten in Deutschland zu veräußern – ein Schritt, der im Konzern als "Riesenthema" gehandelt wird.
Die Vision dahinter: ein schlankeres, effizienteres Vertriebsmodell, das den Weg für den Online-Handel ebnet und die Kosten drastisch senkt. Doch die Umsetzung dieses Plans stößt auf heftigen Widerstand von Arbeitnehmervertretern und Belegschaft, die um ihre Zukunft bangen.
Digitale Vorreiterin mit Widerständen
Seit ihrem Antritt 2017 hat Seeger den Vertrieb bei Mercedes konsequent umgekrempelt. Ihr Ziel: den Autokauf so einfach wie eine Amazon-Bestellung zu machen.
Das sogenannte Agenturmodell und die Vereinheitlichung der IT-Systeme sind erste Schritte auf diesem Weg. Doch die angestrebte Luxusstrategie, die hohe Rabatte ausschließt, und der Druck auf die Händler, sich anzupassen, sorgen für Unruhe im Netzwerk.
Elektromobilität als Sisyphusarbeit
Trotz eines beeindruckenden Wachstums im Segment der Elektroautos bleibt der Anteil am Gesamtabsatz mit zwölf Prozent hinter den Erwartungen zurück. Seegers Bemühungen, Mercedes bis 2030 nahezu komplett auf Elektro umzustellen, erscheinen vor diesem Hintergrund als Herkulesaufgabe – eine, deren Erfolg maßgeblich von ihrer Fähigkeit abhängt, interne und externe Widerstände zu überwinden.
Ein Balanceakt zwischen Tradition und Innovation
Die Transformation, die Seeger vorantreibt, ist beispiellos und notwendig zugleich. Sie steht symbolisch für den Spagat, den traditionelle Autohersteller vollziehen müssen: die Bewahrung ihrer Markenidentität bei gleichzeitiger Anpassung an die digitale und ökologische Revolution.
Während Seeger intern als pragmatisch und ausdauernd gilt, wird ihre größte Herausforderung darin bestehen, die vielfältigen Interessengruppen zu vereinen und Mercedes auf Kurs zu halten.
Zwischen Effizienzdruck und Markenluxus
Die Aufgabe, die vor Seeger liegt, ist gewaltig. Die Kostenlücke zum direkten Konkurrenten BMW offenbart den Druck, unter dem Mercedes steht, und die Notwendigkeit, schnellstmöglich Effizienzsteigerungen zu realisieren.
Gleichzeitig muss Seeger den Spagat meistern, die Exklusivität der Marke zu wahren, während sie das Geschäftsmodell radikal verändert.
Eine Wegbereiterin unter Beobachtung
Britta Seeger steht an der Spitze einer Bewegung, die das Gesicht der Automobilbranche verändern könnte. Ihre Vision von einem schlankeren, digitaleren und grüneren Mercedes ist ambitioniert und riskant zugleich. Während ihre Vertragsverlängerung ihr den nötigen Rückhalt gibt, bleibt abzuwarten, wie sie die bevorstehenden Herausforderungen meistern wird.
Eines ist sicher: Die Augen der Branche, der Belegschaft und der Kunden werden auf ihr ruhen, während sie versucht, Mercedes in die Zukunft zu steuern.