06. Januar, 2025

Banking

Wero gegen die Giganten: Kann Europa sich unabhängig machen?

Mit dem neuen Bezahlsystem Wero wagen europäische Banken einen weiteren Anlauf gegen US-Dienste wie PayPal und Apple Pay. Doch skeptische Verbraucher und geringe Reichweite könnten den Erfolg gefährden.

Wero gegen die Giganten: Kann Europa sich unabhängig machen?
Wero soll den Traum eines unabhängigen europäischen Zahlungssystems verwirklichen, doch mit nur 14 Millionen Nutzern ist der Weg zur breiten Akzeptanz noch weit.

Ein schwerer Start für Wero

Das ambitionierte Projekt Wero, das neue europäische Zahlungssystem, soll eine Alternative zu den US-amerikanischen Platzhirschen PayPal, Apple Pay und Google Pay bieten.

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Doch der Erfolg ist ungewiss: Nur 12 % der Deutschen haben bislang von Wero gehört, und die Konkurrenz ist übermächtig.

Mit der Einstellung des Vorgängers Giropay, der in neun Jahren nie den Durchbruch schaffte, soll Wero die Vision eines unabhängigen europäischen Zahlungssystems verwirklichen. Doch wie realistisch ist das?

Herausforderungen der Akzeptanz

Eine Umfrage des Vergleichsportals Verivox aus Oktober 2024 zeigt, wie schwierig die Situation für Wero ist: 88 % der befragten Deutschen kennen den Dienst nicht, und nur 2 % haben ihn bisher genutzt.

Mit 14 Millionen registrierten Nutzern in Frankreich, Belgien und Deutschland bleibt Wero weit hinter PayPal zurück, das alleine in Deutschland 35 Millionen aktive Konten verzeichnet.

Skepsis herrscht nicht nur bei Verbrauchern, sondern auch bei Banken: So fehlen bedeutende Institute wie die Commerzbank und die Neobank N26 bislang im Kreis der Unterstützer.

Wero: Ein Marathon, kein Sprint

Joachim Schmalzl, Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), sieht dennoch Potenzial: „Der Aufbau eines neuen Zahlungssystems braucht Zeit. Wir müssen Vertrauen und Akzeptanz gewinnen.“

PayPal hat mit 35 Millionen Kunden allein in Deutschland einen riesigen Vorsprung. Kann Wero diese Lücke schließen?

Wero ermögliche bereits das Senden und Empfangen von Geld über Telefonnummern oder E-Mail-Adressen. Zukünftige Funktionen wie Online- und Einzelhandelszahlungen, Ratenzahlungen und Treueprogramme könnten den Dienst attraktiver machen.

Schmalzl betont, dass der langfristige Erfolg entscheidend sei, und bezeichnet Wero als „Marathon, keinen Sprint“.

Wettbewerb mit US-Konzernen

Die European Payments Initiative (EPI), die hinter Wero steht, wird von 16 europäischen Finanzdienstleistern getragen, darunter die Deutsche Bank, BNP Paribas und ING. Ziel ist es, ein europäisches Gegengewicht zu den global dominierenden US-Zahlungssystemen zu schaffen.

Mit der geplanten Einführung in weiteren Ländern wie den Niederlanden und Luxemburg soll Wero seine Reichweite in den nächsten Jahren ausbauen.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Dienste wie PayPal oder Apple Pay sind nicht nur etabliert, sondern bieten auch umfangreiche Funktionen, die von Millionen Menschen weltweit genutzt werden. Zudem profitieren diese Anbieter von starken Marken und einer hohen Kundenbindung.

Kann Wero den Durchbruch schaffen?

Die kommenden Jahre werden zeigen, ob Wero sein ambitioniertes Ziel erreichen kann. Die ersten Tests mit Händlern, wie dem 1. FC Kaiserslautern, verliefen erfolgreich.

Dennoch bleibt die Frage, ob Wero rechtzeitig genügend Akzeptanz bei Verbrauchern und Händlern finden wird, um sich gegen die übermächtige Konkurrenz durchzusetzen. Skepsis bleibt, denn auch der Vorgänger Giropay scheiterte an den hohen Erwartungen und geringen Nutzerzahlen.