„Döneressen ist keine Wirtschaftspolitik“
Wahlkampf kann witzig sein – zumindest, wenn es nach Robert Habeck geht. Bei „Maybrit Illner“ nahm sich der Grünen-Politiker kein Blatt vor den Mund: CSU-Chef Markus Söder sei „so weit weg von der Realität, dass er seinen Wahlkampf wie ein Food-Blogger führt.“
Hintergrund? Söder postet auf Social Media gerne Bilder, die ihn beim Döneressen oder beim Weißwurstfrühstück zeigen – Volksnähe 2.0. Habeck sieht darin ein Symptom für fehlende politische Substanz: „Wenn man glaubt, mit solchen Possen den Wahlkampf zu gewinnen, hält man die Leute für dumm.“
Der Angriff kommt nicht von ungefähr. Die Grünen kämpfen in den Umfragen mit schlechten Werten, während die CSU in Bayern gewohnt stabil bleibt. Söder polarisiert, aber seine Strategie scheint aufzugehen – zumindest lokal. Habeck dagegen versucht sich mit einem Mix aus Selbstkritik und Angriffslust in Szene zu setzen.
Ein Wahlkampf zwischen Kritik und Chaos
Habeck weiß, dass es für ihn kein leichter Weg wird. „Wir haben vieles richtig gemacht – aber immer zu spät“, räumte er ein. Er verwies auf die wirtschaftlichen Schäden durch Russlands Krieg und die Abhängigkeit von Gasimporten, die Industrie und Bauwirtschaft gleichermaßen getroffen hätten.
Aber die Kritik an der eigenen Partei kam nicht ohne Seitenhiebe: „Dass die FDP systematisch versucht hat, die Regierung zu sabotieren, ist für niemanden hilfreich gewesen.“
Doch reicht das, um das Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen? Der Grünen-Politiker versucht, sich als derjenige zu präsentieren, der trotz Streit und Fehlern noch die großen Linien sieht. „Wir müssen uns neu erfinden“, sagte er – was das konkret heißt, blieb allerdings offen.
Die Wirtschaftsexperten mahnen: Struktur statt Schlagabtausch
Abseits der politischen Sticheleien wurde die Sendung von den ernsten Worten der Experten geprägt. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, brachte die Probleme des Landes auf den Punkt: Bürokratie, fehlende Investitionen und marode Infrastruktur bremsen Deutschland aus.
„Wir haben eine Investitionslücke von 600 Milliarden Euro – und irgendwann spürt man das eben.“
Sein Vorschlag: Eine neue Deregulierungskommission, ähnlich wie unter Helmut Kohl in den 1980er-Jahren, könnte frischen Wind bringen.
Auch in der Halbleiterindustrie sieht Hüther Handlungsbedarf. Ohne staatliche Subventionen gebe es weltweit keine wettbewerbsfähigen Standorte für Mikroelektronik. „Aber das muss aus dem Haushalt kommen – nicht über neue Schulden.“
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Während Experten auf konkrete Maßnahmen pochen, bleibt der Wahlkampf geprägt von Schlagzeilen und Inszenierungen. Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff zeigte sich skeptisch, ob langfristige Pläne die Wähler noch erreichen.
„Die Leute wollen schnelle Antworten – die Kosten des Alltags sind entscheidend.“ Statt visionärer Programme dominieren persönliche Angriffe und gegenseitige Schuldzuweisungen. „Das zerstört das Vertrauen in die Politik“, warnte sie.