31. März, 2025

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Trumps Zollbefehl: Jetzt wird’s ernst für Europas Autobauer

Mit 25 Prozent Strafzoll auf Autoimporte zündet Donald Trump die nächste Stufe im Handelskonflikt. Deutschland, Japan und Kanada sind die Hauptbetroffenen – und wehren sich. Die EU plant Gegenmaßnahmen, will aber keinen offenen Wirtschaftskrieg.

Trumps Zollbefehl: Jetzt wird’s ernst für Europas Autobauer
Deutsche Autobauer exportierten 2024 rund 470.000 Fahrzeuge in die Vereinigten Staaten. Trumps Strafzölle treffen ein Volumen von über 20 Milliarden Euro – und damit eine der wichtigsten Säulen der deutschen Exportwirtschaft.

Ein Schritt, der sitzt

Donald Trump hat geliefert. Was er monatelang angedeutet hat, ist nun offiziell: Ab dem 2. April erhebt die US-Regierung 25 Prozent Zoll auf sämtliche importierte Autos. Die Ankündigung traf die Märkte sofort – und sorgt politisch wie wirtschaftlich für weltweites Echo.

Für die deutsche Automobilbranche ist das eine schlechte Nachricht mit Ansage. Die USA sind seit Jahren der wichtigste Einzelmarkt für Pkw „Made in Germany“. 2024 gingen über 13 Prozent der deutschen Autoexporte in die Vereinigten Staaten. Trump schneidet damit genau da hinein, wo es wehtut.

Deutschland reagiert – deutlich, aber noch diplomatisch

Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, spricht von einem „fatales Signal für den freien Handel“. Und sie hat recht: Trumps Entscheidung trifft nicht nur deutsche Exporteure, sondern das gesamte Modell des offenen, regelbasierten Handels.

Die deutsche Politik schaltet auf Gegenkurs. CDU-Politiker Armin Laschet fordert eine europäische Reaktion „mit voller Wucht“. Was das heißt, bleibt vage – aber es klingt nach einem Mix aus gezielten Gegenzöllen und diplomatischer Gesprächsbereitschaft. Auch Norbert Röttgen warnt vor Aktionismus, fordert aber „souveräne, europäische“ Maßnahmen.

Mit dem Dekret zu den Autozöllen setzt der US-Präsident nicht nur Partner wie Deutschland und Japan unter Druck – er gefährdet auch zehntausende Jobs in US-abhängigen Zulieferketten.

Brüssel in der Warteschleife – aber nicht ohne Plan

In Brüssel hält man sich offiziell noch zurück – aber hinter den Kulissen wird längst an einem Reaktionspaket gearbeitet. Bereits im April könnten ausgesetzte Gegenzölle auf US-Produkte wie Jeans, Whiskey und Motorräder wieder aktiviert werden. Auch neue Abgaben, etwa auf Tech-Produkte, stehen im Raum.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte an, europäische Unternehmen schützen zu wollen. „Wir werden bewerten, welche weiteren Maßnahmen die USA planen und entsprechend reagieren.“ Man will Trumps Team offenbar nicht zu früh zeigen, welche Karten man auf der Hand hat.

Trumps Logik: Amerika zuerst – alles andere später

Trumps Handelsagenda bleibt einfach gestrickt: Wer in die USA liefert, soll zahlen. Wer produziert, soll es im Inland tun. Seine wirtschaftspolitische Welt ist schwarz-weiß: heimische Industrie stärken, Importe verteuern – koste es, was es wolle.

Dass das Konzept in einer globalisierten Welt kaum funktioniert, spielt für ihn keine Rolle. Komplexe Lieferketten? Internationale Verpflichtungen? Spielt keine Rolle, wenn sich der Kurs politisch auszahlen lässt.

Japan und Kanada: Klare Worte, klare Ansagen

Besonders hart trifft Trumps Entscheidung auch Japan. Rund 28 Prozent aller japanischen Exporte in die USA sind Fahrzeuge. Premierminister Shigeru Ishiba spricht von einem „ernsthaften Eingriff in unsere Wirtschaftsbeziehungen“. Tokio prüft bereits Gegenmaßnahmen – von diplomatischen Schritten bis hin zu handfesten Vergeltungszöllen.

Auch Kanada zeigt sich wenig begeistert. Premierminister Mark Carney nennt die Zölle einen „Angriff auf kanadische Arbeiter“. Er kündigt ein Krisentreffen seines Kabinetts an. In Kanada sitzen viele Zulieferer der US-Autoproduktion. Wenn deren Teile teurer werden, steigen auch die Produktionskosten amerikanischer Hersteller.

Auch Amerika wird zahlen – nur später

Trumps Zollpolitik mag kurzfristig populär sein – langfristig bringt sie Risiken. Wenn Fahrzeuge und Ersatzteile teurer werden, zahlt am Ende der US-Kunde. Gleichzeitig treffen die Strafmaßnahmen auch heimische Hersteller wie Ford oder Tesla, deren Lieferketten international verzahnt sind. Die Aktienkurse der Autobauer reagierten bereits mit Verlusten.

Ein echter Konjunkturimpuls sieht anders aus. Vielmehr droht eine fragmentierte Weltwirtschaft, in der jedes Land für sich kämpft – und in der niemand wirklich gewinnt.

Die EU plant als Reaktion auf Trumps Strafmaßnahmen, Sonderzölle auf US-Produkte wie Motorräder, Jeans und Bourbon-Whiskey wieder einzuführen. Die Strategie: politisch empfindliche Industrien treffen – nicht blind zurückschlagen.

Was die EU jetzt tun kann – und was nicht

Die EU steht vor einem altbekannten Problem: Sie muss Stärke zeigen, darf aber nicht überziehen. Ein offener Zollkrieg mit den USA würde auch europäische Arbeitsplätze kosten – vor allem in der exportorientierten Industrie.

Gleichzeitig kann man Trumps Vorgehen nicht einfach hinnehmen. Wer nicht reagiert, verliert an Glaubwürdigkeit – außen- wie innenpolitisch. Eine abgestufte Antwort mit klaren Bedingungen für Verhandlungen dürfte der wahrscheinlichste Weg sein.

Und jetzt?

Ob Trump einknickt, ist fraglich. Derzeit klingt aus Washington wenig nach Gesprächsbereitschaft. Trumps Wirtschaftsberater sprechen bereits davon, dass die neuen Zölle „von Dauer“ sein sollen.

Doch eines ist klar: Wenn die USA ernst machen, wird Europa nicht tatenlos zusehen. Die Frage ist nicht mehr, ob es eine Antwort gibt. Sondern nur noch, wie sie aussehen wird.

Und wer wissen will, wohin sich die Weltwirtschaft gerade bewegt, sollte nicht nach Wachstumszahlen schauen – sondern auf die Länge der Zolllisten.

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