17. Dezember, 2024

Milliardäre im Hintergrund: Die stillen Wetten der Strüngmann-Zwillinge

Was Thomas und Andreas Strüngmann mit Startups in Fintech, Versicherungen und Gesundheit planen – und wo es hakt

Milliardäre im Hintergrund: Die stillen Wetten der Strüngmann-Zwillinge
Mit Investments in Hexal, Biontech und einer Vielzahl von Startups setzen die Brüder auf strategische Geduld und zukunftsweisende Technologien – ein Erfolgsrezept abseits des Rampenlichts.

Thomas und Andreas Strüngmann sind Namen, die vielen in der Wirtschaftswelt Respekt einflößen. Als Gründer des Generikaherstellers Hexal und frühe Investoren bei Biontech haben sie Milliarden verdient.

Doch abseits des Pharmamarkts setzen sie auf unkonventionelle Wetten: von Fintechs über Versicherungsstartups bis zu Hörtest-Innovationen. Nicht jede Wette ging bisher auf – und einige Investments sorgen für Fragezeichen.

Ein Blick hinter die Kulissen

Die Strüngmann-Zwillinge sind vor allem für ihre bahnbrechenden Pharma-Erfolge bekannt. Hexal brachte generische Medikamente in Millionen Haushalte, der frühe Einstieg bei Biontech katapultierte sie endgültig in die Liga der Superreichen.

Ihr geschätztes Vermögen von rund 20 Milliarden Euro nutzen sie heute, um in diverse Startups zu investieren. Dabei zeigen sie Mut und Geduld – beides Eigenschaften, die in der dynamischen Startup-Welt essenziell sind. Doch der Weg ist nicht immer geradlinig.


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Der weltgrößte Autozulieferer Bosch plant den Abbau von bis zu 10.000 Stellen in Deutschland – ausgerechnet in Zukunftsbereichen wie Elektromobilität und autonomem Fahren. Das Unternehmen gesteht Fehlkalkulationen ein, doch die Gewerkschaften sprechen von einem „Kulturbruch“.

Solaris: Ein Fintech im Krisenmodus

Ein Beispiel ist ihr Investment in Solaris, ein Berliner Fintech, das als White-Label-Bank für andere Finanzdienstleister fungiert. 2021 stiegen die Strüngmanns mit 25 Millionen Euro ein, doch das Timing hätte schlechter kaum sein können. Kurz darauf fiel der Markt in eine Krise.

Hohe Verluste, der Verlust von Partnern und aufsichtsrechtliche Probleme brachten Solaris an den Rand der Belastbarkeit. Dennoch bleiben die Brüder an Bord – und setzten Ende 2022 sogar nach. Ob diese Hartnäckigkeit belohnt wird, bleibt abzuwarten.

Ottonova: Hoffnungsträger mit Smartphone-Ansatz

Weitaus besser scheint es bei Ottonova zu laufen, einem Insurtech aus München, das die Strüngmanns seit 2022 unterstützen. Das Unternehmen, das auf private Krankenversicherungen mit einer „Smartphone-First“-Strategie setzt, meldete zuletzt ein Wachstum von knapp 30 Prozent.

Das Münchner Insurtech steigert seine Prämieneinnahmen um 30 %, doch die Profitabilität bleibt ein langfristiges Ziel. Ein Hoffnungsträger im Portfolio der Strüngmanns.

Zwar ist Ottonova noch nicht profitabel, doch der langfristige Plan, eine Milliarde Euro Prämieneinnahmen zu erreichen, lässt aufhorchen. Es zeigt sich: Geduld könnte sich hier auszahlen.

Getsafe: Hohe Ambitionen, aber ein steiniger Weg

Auch beim Heidelberger Versicherungsstartup Getsafe sind die Strüngmanns beteiligt. Mit Fokus auf Hausrat- und Haftpflichtpolicen will das Unternehmen ein europäischer Champion werden. Trotz positiver Zahlen für 2024 bleibt die Profitabilität ein Ziel für die Zukunft.

Der Verkauf des UK-Geschäfts und die vorübergehende Aussetzung in Frankreich zeigen jedoch, dass der Weg zum Erfolg nicht ohne Stolpersteine ist.

Mimi Hearing: Gesundheit trifft auf KI

Ein besonders zukunftsträchtiges Investment ist Mimi Hearing, ein Berliner Startup für Hörtests auf Smartphones. Das Unternehmen schreibt noch Verluste, aber mit dem Einstieg von Apple in diesen Bereich steigt das Interesse an solchen Technologien. Die Strüngmanns zeigen hier wieder ihr Gespür für innovative Märkte – auch wenn der Weg zu den schwarzen Zahlen noch Zeit braucht.

Flops gehören dazu: Der Fall Movinga

Nicht alle Investitionen der Strüngmanns haben Erfolg. Ein schmerzhaftes Beispiel ist die Umzugsplattform Movinga, die einst als eines der heißesten Startups in Berlin galt.

Nach Missmanagement und hohen Verlusten war 2024 endgültig Schluss – das Unternehmen meldete Insolvenz an. Solche Rückschläge sind jedoch Teil des Risikos, das mit Startups einhergeht.

Bankingly: Ein Nebenwert mit Potenzial

Wenig beachtet, aber dennoch interessant ist Bankingly, ein Startup aus Uruguay, das Finanzdienstleistungen in Schwellenländern digitalisiert. Mit 20 Millionen Dollar Beteiligung zeigt sich, dass die Strüngmanns auch Märkte außerhalb Europas und der USA ins Visier nehmen. Der Erfolg hängt jedoch stark von den wirtschaftlichen Entwicklungen in diesen Regionen ab.