Die Wohnungskrise in Deutschland spitzt sich zu. Während die Preise für Baumaterialien und Baufinanzierungen steigen, sinkt die Zahl der genehmigten Neubauten dramatisch.
Die Versprechen der Regierung, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu schaffen, sind längst gescheitert. Jetzt fordern Branchenvertreter eine radikale Kurskorrektur – doch ob die Politik darauf reagiert, bleibt fraglich.
Wohnungsnot trifft auf politische Lethargie
Deutschland fehlen aktuell rund 800.000 Wohnungen, vor allem in den Metropolregionen. Gleichzeitig stehen über zwei Millionen Wohneinheiten auf dem Land leer – ein Paradoxon, das auf falsche Planungsstrategien und fehlende Anreize für Investoren zurückzuführen ist.
Besonders betroffen sind Städte wie München, Köln und Stuttgart, in denen die Diskrepanz zwischen Bedarf und Bautätigkeit am größten ist.
„Wir müssen durch ein Tal der Tränen“, warnt Ralph Henger vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Der dramatische Rückgang an Baugenehmigungen – ein Minus von 45 % gegenüber 2023 – lässt wenig Hoffnung auf eine baldige Entspannung zu. Ohne neue Bauprojekte wird sich die Lage weiter verschärfen. Doch was tut die Politik?
Regulierung erstickt Investitionen
In der Baubranche herrscht Unverständnis über die ausufernden Vorschriften und Steuern, die den Neubau verteuern.
„Etwa 37 % der Baukosten resultieren aus staatlichen Auflagen“, kritisiert Ines Schöberl, Präsidentin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA).
Statt neue Bürokratiemonster zu schaffen, müsse der Staat sich „auf allen Ebenen zurücknehmen“.
Auch Lars Feld, Professor für Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg, warnt: „Die vielen kleinteiligen Regulierungen sind toxisch für den Wohnungsbau.“ Er fordert eine Deregulierung im Bereich Klimaschutz und eine Vereinfachung der Bauvorschriften. „Viele Regeln lassen sich durch eine sinnvolle CO₂-Bepreisung ersetzen“, so Feld.

Ein Blick auf die Grundsteuerreform offenbart zudem ein weiteres Problem: Das Versprechen, dass die Reform „aufkommensneutral“ sei, wird von Experten in Zweifel gezogen. Viele Kommunen könnten die neuen Regelungen nutzen, um zusätzliche Einnahmen zu generieren – zulasten von Eigentümern und Mietern.
Migration verstärkt den Druck auf den Wohnungsmarkt
Ein entscheidender, aber selten thematisierter Faktor in der Wohnungskrise ist die ungebremste Zuwanderung. Zwischen 2012 und 2024 wuchs die Bevölkerung in Deutschland durch Migration um drei Millionen Menschen. Die meisten Zuwanderer zieht es in Großstädte – genau dorthin, wo Wohnraum bereits Mangelware ist.
Doch statt dieses Problem offen anzusprechen, herrscht in der politischen Debatte eine auffällige Zurückhaltung. IW-Ökonom Ralph Henger stellte dazu fest: „Der Wohnungsmarkt ist kein Gewinnerthema.“ Das zeigt sich auch im Wahlkampf: Obwohl die Wohnungskrise Millionen Menschen betrifft, dominiert das Thema kaum die politischen Agenden.
Lösungen: Hamburg als Vorbild für kostengünstigen Wohnungsbau
Trotz der düsteren Aussichten gibt es auch Hoffnungsschimmer. Ein Beispiel ist Hamburg, wo die „Initiative kostenreduziertes Bauen“ innovative Wege gefunden hat, um den Quadratmeterpreis drastisch zu senken. Die Idee: Standardisierte Bauverfahren, weniger teure Auflagen und effiziente Verwaltungsprozesse.
Diese Ansätze könnten bundesweit Schule machen. Doch dafür müsste die Politik die richtigen Weichen stellen – und endlich aufhören, durch immer neue Regulierungen die Krise weiter zu verschärfen.
Das könnte Sie auch interessieren:
