Ein Kurswechsel in der Finanzpolitik
Berlin. Trotz anhaltender Proteste hat Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ein entschiedenes Sparpaket auf den Weg gebracht, das die finanzielle Landschaft Deutschlands grundlegend verändern könnte.
Das Zweite Haushaltsfinanzierungsgesetz, das am Montag vom Kabinett verabschiedet wurde, signalisiert einen klaren Kurswechsel hin zu strengeren Haushaltsdisziplinen.
Umstrittene Einschnitte in der Landwirtschaft
Lindner betont, dass der Sektor, der seit über sieben Jahrzehnten hohe Subventionen genießt, nun seinen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung leisten muss. Die geplante Rückführung der Steuerentlastung auf Agrardiesel ist im Rahmen der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie als klimaschädlich eingestuft und soll bis 2028 Mehreinnahmen von rund 453 Millionen Euro generieren.
Neue Belastungen im Luftverkehr
Der Luftverkehrssektor steht ebenfalls vor Veränderungen. Die Bundesregierung hat sich gegen eine Kerosinsteuer entschieden, stattdessen wird die Luftverkehrssteuer ab Mai erhöht. Diese Maßnahme dürfte die Ticketpreise, insbesondere bei Billigflügen, spürbar ansteigen lassen und soll im laufenden Jahr zusätzliche Einnahmen von 445 Millionen Euro einbringen.
Streitpunkte beim Bürgergeld
Das Bürgergeld, ein Kernstück der Sozialpolitik der Ampelkoalition, wird ebenfalls von den Sparmaßnahmen betroffen sein. Die Regierung plant, "Totalverweigerern" von Arbeitsangeboten das Bürgergeld für bis zu zwei Monate zu entziehen.
Diese Verschärfung der Sanktionen soll Einsparungen von etwa 170 Millionen Euro jährlich ermöglichen. Zudem wird der Bürgergeld-Bonus, der erst kürzlich für Weiterbildungsteilnehmer eingeführt wurde, wieder abgeschafft, um jährliche Minderausgaben von rund 100 Millionen Euro zu erzielen.
Sozialversicherungen im Fokus der Konsolidierung
Ein bedeutender Teil der Haushaltskonsolidierung soll durch die Sozialversicherungen erreicht werden. Die Bundesagentur für Arbeit wird in den nächsten Jahren Zahlungen in Milliardenhöhe an den Bund leisten.
Diese Schritte sind als Gegenleistung für die finanzielle Unterstützung der Arbeitsagentur während der Coronapandemie gedacht. Auch der Zuschuss an die Rentenversicherung wird in den kommenden Jahren jeweils um 600 Millionen Euro reduziert.
Ein schwieriger Spagat zwischen Sparen und Investieren
Das Sparpaket, das ursprünglich einen Konsolidierungsbedarf von 17 Milliarden Euro adressierte, soll nun etwa zwölf Milliarden Euro einsparen. Die verbleibenden Lücken werden voraussichtlich durch niedrigere Zinsausgaben gedeckt.
Dieser finanzielle Balanceakt von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Lindner deutet auf einen schwierigen Spagat zwischen notwendigen Einsparungen und der Aufrechterhaltung wichtiger Investitionen in Deutschlands Zukunft hin.
Die nächsten Schritte im politischen Prozess
Nachdem das Kabinett das Gesetz verabschiedet hat, wird es nun an die Koalitionsfraktionen im Bundestag weitergeleitet. Der Haushaltsausschuss plant, den Haushalt 2024 am 18. Januar final zu beraten, woraufhin er im Bundestag und Bundesrat beschlossen wird.
Weitere Änderungen sind im Laufe dieses Prozesses durchaus möglich. Dieses Sparpaket ist ein klares Zeichen dafür, dass die Bundesregierung bereit ist, schwierige Entscheidungen zu treffen, um die finanzielle Stabilität des Landes in einer Zeit globaler Unsicherheit zu gewährleisten.