12. März, 2025

Immobilien

Tchibos Wochenendhaus: Schnäppchen oder teure Baugenehmigungsfalle?

Ein Ferienhaus für 50.000 Euro klingt verlockend – doch das Tchibo-Angebot wirft Fragen auf. Wo darf es überhaupt stehen? Welche versteckten Kosten lauern? Ein Blick auf die Chancen und Risiken des Billig-Baustraums.

Tchibos Wochenendhaus: Schnäppchen oder teure Baugenehmigungsfalle?
Das Tchibo-Fertighaus mag günstig erscheinen, doch ohne Baugenehmigung bleibt es ein unaufbaubares Lagerproblem. In vielen Regionen ist der Bau solcher Häuser schlicht nicht erlaubt.

Ein Fertighaus im Warenkorb – aber wohin damit?

Ein Klick, ein Kauf, ein eigenes Haus: Was nach einem revolutionären Immobilienangebot klingt, könnte für viele Käufer zum bürokratischen Albtraum werden.

Weka Wochenendhaus mit 2 Etagen, 66m2 Wohnfläche, 70 mm Wandstärke
Weka Wochenendhaus mit 2 Etagen, 66m2 Wohnfläche, 70 mm Wandstärke |

Tchibo, bekannt für Kaffee und ein wechselndes Non-Food-Sortiment, erweitert sein Angebot um ein „Wochenendhaus“ mit 66 Quadratmetern Wohnfläche. Kostenpunkt: 44.999,99 Euro. Wer sich den Aufbau ersparen will, zahlt 5.000 Euro extra. Doch was Tchibo-Kunden mit einer Vorliebe für Schnäppchen nicht erwarten: Ohne Baugenehmigung und die richtigen Grundstücksbedingungen bleibt das fertige Holzhaus ein teures Lagerproblem.

Schon bei der Produktbeschreibung wird klar: Das vermeintlich einfache Bauprojekt bringt erhebliche Herausforderungen mit sich. Das Haus wird als Blockbohlenbauweise geliefert, benötigt jedoch ein Fundament – und genau hier beginnt der Haken.

Denn in Deutschland gilt: Ein fest installiertes Gebäude ist ein Fall für das Baurecht. Und das macht es vielen Käufern schwer, ihren Traum von der günstigen Landflucht zu realisieren.

Bauen im Außenbereich? Vergessen Sie es!

Auf dem idyllischen Produktbild von Tchibo steht das Haus inmitten einer Waldlandschaft. Genau dort wird es aber in den meisten Fällen nie stehen dürfen.

„Wer sich vorstellt, das Haus auf einem Stück Land im Grünen ohne Nachbarn zu errichten, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit an den Vorschriften scheitern“, sagt Cedric Vornholt, Experte für Baurecht.

Denn die Regelungen der Baunutzungsverordnung sind klar: Der sogenannte Außenbereich ist für landwirtschaftliche Gebäude reserviert – ein Wochenendhaus gehört nicht dazu.

Der Kaufpreis des Tchibo-Hauses ist nur der Anfang: Fundament, Heizung, Strom- und Wasseranschluss treiben die Kosten schnell in die Höhe. Am Ende könnte die Ersparnis im Vergleich zu konventionellen Fertighäusern gering ausfallen.

Konkret bedeutet das: Wer ein Grundstück besitzt oder kaufen möchte, sollte vorher genau prüfen, ob dort Ferien- oder Wochenendhäuser erlaubt sind. In manchen Bundesländern gibt es Sonderregelungen für Wochenendhausgebiete – etwa in Hessen.

In Nordrhein-Westfalen hingegen ist der Bau solcher Häuser weitgehend untersagt. Ein fehlender Bebauungsplan kann das Vorhaben schnell zunichtemachen.

Versteckte Kosten: Vom Fundament bis zur Heizung

Selbst wenn das Baurecht keine Hürden aufstellt, kann der günstige Einstiegspreis täuschen. Im Grundpreis ist weder die Inneneinrichtung noch eine Heizung enthalten – und genau diese ist bei nur sieben Zentimeter dicken Außenwänden dringend notwendig. Wer auf Dauerbetrieb setzt, muss mit hohen Heizkosten rechnen.

Hinzu kommen Kosten für das Fundament. Dieses kann je nach Beschaffenheit des Bodens schnell mehrere tausend Euro verschlingen. Auch der Anschluss an Wasser, Abwasser und Strom ist nicht im Preis inbegriffen. Und selbst wenn eine autarke Versorgung mit Photovoltaikanlagen oder Wassertanks denkbar wäre – die statischen Anforderungen müssen erst einmal erfüllt werden.

Das Haus inmitten einer grünen Landschaft? Für viele Käufer bleibt das ein unerfüllbarer Traum. Denn im Außenbereich ist der Bau solcher Wochenendhäuser fast überall verboten.

„Das Dach trägt eine Last von 0,85 kN pro Quadratmeter, was für eine einfache Photovoltaikanlage reichen könnte“, erklärt Vornholt. „Doch je nach Standort könnte Schneelast zu einem Problem werden.“ Wer nicht vorsorgt, riskiert statische Probleme oder zusätzliche Kosten für Verstärkungen.

Vom Schnäppchen zum Bürokratiemarathon

Auch wenn das Tchibo-Haus eine spannende Alternative für Bauinteressierte mit kleinem Budget sein mag, bleibt es für viele ein Projekt mit zahlreichen Fallstricken. Käufer müssen sich nicht nur mit Baurecht, sondern auch mit Genehmigungsverfahren und Erschließungskosten auseinandersetzen.

Die Alternative? In ausgewiesenen Wochenendhausgebieten könnte das Konzept funktionieren. „In manchen Gegenden sind Ferienhäuser mit bis zu 80 Quadratmetern erlaubt“, sagt Vornholt. „Dort kann das Modell von Tchibo durchaus eine Option sein – aber eben nicht überall.“

Für all jene, die sich eine günstige Immobilie ohne großen bürokratischen Aufwand wünschen, könnte der Traum vom Tchibo-Haus also schnell zerplatzen. Wer sich jedoch intensiv mit den lokalen Vorschriften beschäftigt und die nötigen Zusatzkosten einplant, hat eine Chance auf eine günstige Ferien- oder Zweitwohnung – aber eben nicht überall und schon gar nicht so einfach, wie der Onlineshop suggeriert.

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