Die Aktien europäischer Luxusgüterhersteller erleben derzeit einen Höhenflug. Seit Anfang Oktober hat der Branchenindex „Stoxx Europe Luxury 10“ um bis zu 14 Prozent zugelegt, angefeuert durch Hoffnungen auf eine Erholung der chinesischen Wirtschaft.
Doch während Anleger optimistisch bleiben, zeigen Analysten eine ganz andere Einschätzung: Sie sehen in der aktuellen Entwicklung eher eine Verkaufsgelegenheit als einen Einstiegspunkt.
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China bleibt das große Fragezeichen
China ist der wichtigste Absatzmarkt für Marken wie LVMH, Hermès und Gucci. Doch Analysten sind sich unsicher, wie schnell sich der dortige Konsum erholen wird. Die Regierung in Peking hat zwar Konjunkturmaßnahmen angekündigt, doch bislang gibt es wenig Anzeichen für eine rasche Rückkehr der Kauflust.
„Die Erwartungen für das dritte und vierte Quartal wurden zurückgeschraubt. Jetzt geht es darum, wie es 2025 weitergeht“, sagt Adam Cochran von der Deutschen Bank.
Cochran hat kürzlich die Kursziele mehrerer Luxusmarken deutlich gesenkt. Bei Burberry fiel das Kursziel von 800 auf 740 Pence, bei LVMH von 790 auf 750 Euro. Grund für diese pessimistische Prognose sind schwache Konsumdaten aus China. Die Rückkehr der Luxusnachfrage könnte länger dauern, als viele hoffen.
Warnungen vor stagnierenden Margen
Auch andere Analysten teilen Cochrans Skepsis. Die Bank of America (BofA) erwartet, dass das schwache Umsatzwachstum bis ins Jahr 2025 anhalten wird. Das bedeutet: Der Druck auf die Gewinnmargen der Unternehmen wird zunehmen.
Ashley Wallace, Analystin bei der BofA, hat ihre Gewinnschätzungen für den Luxusgütersektor um 17 Prozent gesenkt. „Die Erwartungen der Investoren könnten zu hoch sein. Wir gehen davon aus, dass die Ergebnisse im zweiten Halbjahr nicht die erhofften Impulse liefern werden“, so Wallace.
Besonders LVMH, der weltweit größte Luxuskonzern, steht im Fokus. Am 8. Oktober veröffentlicht das Unternehmen seine Quartalszahlen – Analysten befürchten, dass sie die Marktrealität schonungslos offenlegen könnten.
Analysten: „Luft nach oben ist begrenzt“
Auch die UBS sieht wenig Spielraum für weitere Kursgewinne. Die Aktienkurse vieler Luxusgüterhersteller seien aus dem überverkauften Bereich nach oben korrigiert worden, doch von hier aus gebe es wenig Luft nach oben.
„Es ist noch zu früh, eine Kaufempfehlung abzugeben“, so UBS-Analystin Zuzanna Pusz. Sie bezweifelt, dass die angekündigten Konjunkturmaßnahmen der chinesischen Regierung ausreichen werden, um die Nachfrage in den kommenden Monaten zu stabilisieren.
China macht rund 30 Prozent des Umsatzes der Luxusbranche aus. Wenn die Kaufkraft dort weiter stagniert, dürfte dies auch die großen Marken in Europa treffen. „Das Risiko liegt auf der Unterseite“, warnt Pusz.
Verkaufen statt kaufen?
Trotz der jüngsten Rally scheinen sich immer mehr Analysten einig: Wer auf langfristige Kursgewinne spekuliert, sollte vorsichtig sein. Die jüngste Erholung mag den Anlegern Auftrieb geben, doch ohne nachhaltige wirtschaftliche Verbesserungen in China könnten die Aktien bald unter Druck geraten. „Wir sehen wenig Klarheit, wie sich die Nachfrage entwickeln wird“, fasst Cochran zusammen.