American Express hat in den letzten Monaten eine beeindruckende Performance gezeigt. Nach einem unerwartet guten dritten Quartal hebt der US-Kreditkartenkonzern erneut seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr an.
Statt der bisher erwarteten 13,30 bis 13,80 US-Dollar je Aktie geht Amex-Chef Stephen Squeri nun von einem Gewinn zwischen 13,75 und 14,05 US-Dollar aus. Damit liegt das Unternehmen deutlich über den Schätzungen der Analysten, die mit einem konservativeren Ergebnis gerechnet hatten.
Trotz dieser positiven Nachricht reagierten die Märkte anders als erwartet: Die Aktie von American Express fiel im vorbörslichen Handel um über 3 Prozent auf 277,02 US-Dollar.
Dieser Kursrückgang überrascht, denn die Aktie hatte in diesem Jahr bereits um fast 50 % zugelegt. Was steckt hinter diesem scheinbaren Widerspruch zwischen starken Zahlen und sinkendem Aktienkurs?
Höhere Kosten und steigende Kreditausfallrisiken
Ein Grund könnte in den wachsenden Risiken liegen, die im aktuellen Geschäft von American Express deutlich werden. Die Vorsorge für Kreditausfälle stieg im dritten Quartal um 200 Millionen Dollar auf insgesamt 1,4 Milliarden Dollar – eine Entwicklung, die von Analysten erwartet wurde, aber dennoch Fragen aufwirft.
Die steigenden Kosten von 12,1 Milliarden Dollar, ein Anstieg von 9 Prozent, verstärken das Bild: Obwohl American Express solide Gewinne erzielt, nehmen die Risiken und Kosten im Kreditgeschäft zu.
Anders als Konkurrenten wie Visa und MasterCard, die lediglich die Zahlungsabwicklung übernehmen, vergibt American Express auch Kredite an seine Kunden. Diese Strategie bietet zwar höhere Ertragschancen, birgt jedoch auch ein deutlich größeres Risiko bei steigenden Kreditausfällen, gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit.
Luxus, Reisen und exklusive Kundenprogramme
American Express hat sich in den letzten Jahren zunehmend auf zahlungsfreudige Kunden konzentriert. Mit exklusiven Angeboten wie Rabatten auf Reisen, Zugang zu Flughafen-Lounges und Premium-Dienstleistungen richtet sich das Unternehmen an eine zahlungskräftige Zielgruppe, die für diese Vorteile bereit ist, hohe Gebühren zu zahlen.
Diese Strategie ist bisher aufgegangen: Unter dem Strich blieb im dritten Quartal ein Gewinn von 2,5 Milliarden Dollar, was einem Anstieg von 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Doch auch hier scheint ein gewisses Risiko mitzuschwingen: Das Luxussegment, auf das sich American Express stützt, ist anfällig für wirtschaftliche Abschwächungen. Wenn Kunden bei Reisen und Luxusgütern sparen, könnte das Geschäft von Amex leiden.
Warum der Aktienkurs fällt
Der Kursrückgang der Amex-Aktie könnte somit eine Reaktion der Märkte auf die gestiegenen Risiken im Kreditgeschäft und die höheren Kosten sein. Trotz der verbesserten Gewinnprognose könnte die Sorge vor einer wirtschaftlichen Abkühlung und steigenden Kreditausfällen den Optimismus dämpfen. Zudem spielt möglicherweise auch Gewinnmitnahme eine Rolle – nach einem Anstieg von fast 50 % in diesem Jahr könnten Anleger den Zeitpunkt für den Verkauf genutzt haben.
American Express steht nun vor der Herausforderung, das Vertrauen der Investoren in seine Wachstumsstrategie zu stärken. Die beeindruckenden Quartalszahlen zeigen, dass das Unternehmen in der Lage ist, auch in einem schwierigen Umfeld solide Ergebnisse zu liefern. Doch die Frage bleibt, wie gut es die wachsenden Risiken im Kreditgeschäft in den Griff bekommt.