14. November, 2024

Quartalszahlen 2024

Hohe Kosten ruinieren Frankfurt als Luftfahrtstandort

Deutschlands größter Flughafen bleibt weit unter Vorkrisenniveau – staatliche Gebühren und eigene Preissteigerungen lasten schwer auf der Erholung.

Hohe Kosten ruinieren Frankfurt als Luftfahrtstandort
Der Flughafen Frankfurt wirkt wie gelähmt: Hohe staatliche Gebühren und steigende Betriebskosten belasten die Erholung der Passagierzahlen, während internationale Drehkreuze schnell aufholen.

Der Frankfurter Flughafen, Deutschlands wichtigstes Drehkreuz für internationalen Flugverkehr, bleibt weiter unter dem Passagiervolumen von 2019 zurück. Für das laufende Jahr erwartet der Betreiber Fraport nur knapp über 61 Millionen Passagiere – fast zehn Millionen weniger als im Rekordjahr vor der Coronakrise.

Die Aufholjagd, die nach den Pandemie-Lockerungen begonnen hatte, scheint ins Stocken zu geraten. Während Flugziele in Europa und darüber hinaus die früheren Passagierzahlen nahezu erreichen, bleibt Deutschland auf den hinteren Rängen der Erholung.

Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender von Fraport, macht hohe staatliche Gebühren für die Flaute im Passagierverkehr verantwortlich. Er bemängelt, dass Deutschland eine der höchsten Luftverkehrssteuern in Europa erhebt, was die Kostenstruktur erheblich belastet. Hinzu kommen weitere Gebühren für die Sicherheit und Flugsicherung, die deutlich über denen anderer europäischer Flughäfen liegen.

„Der Heimatmarkt liegt am Ende der Erholungsskala für Passagierzahlen in Europa,“ erklärte Schulte und betonte, dass die hohen Standortkosten dem internationalen Wettbewerb schaden.

Kaum Fortschritte trotz steigender Passagierzahlen

Im wichtigen Sommerquartal konnte Frankfurt gegenüber dem Vorjahr nur einen Zuwachs von 1,8 Prozent bei den Passagierzahlen verzeichnen – eine geringe Steigerung im Vergleich zur schnellen Erholung vieler anderer europäischer Drehkreuze.

Dabei ist die Frankfurter Bilanz nicht nur durch die staatlich verursachten Zusatzkosten belastet. Auch Fraport selbst plant höhere Start- und Landegebühren, die die finanzielle Belastung für Fluggesellschaften weiter erhöhen könnten. Geplant sind Steigerungen von 5 bis 9,5 Prozent, wobei die obere Grenze laut Schulte nicht erreicht werden soll.

Ausland rettet die Bilanz

In der Gesamtbilanz kann Fraport dank internationaler Beteiligungen dennoch optimistischere Zahlen präsentieren. Fast die Hälfte des operativen Gewinns (EBITDA) wird durch Auslandsbeteiligungen erzielt, unter anderem an Flughäfen in Griechenland und der Türkei. Ein zusätzlicher Lichtblick ist die geplante Erweiterung der Beteiligung am Flughafen Kalamata auf der Peloponnes, die das internationale Standbein weiter stärkt.

So konnte Fraport nach den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Quartalsgewinn von fast 380 Millionen Euro ausweisen – ein deutliches Plus im Vergleich zum Vorjahr. Die Erlöse kletterten in diesem Zeitraum um 12,2 Prozent auf rund 3,4 Milliarden Euro, und der operative Gewinn im Bereich Aviation stieg um fast 29 Prozent auf 176 Millionen Euro.

Dreimal so teuer wie Paris: Frankfurts Langstreckenkosten

Die staatlich bedingten Zusatzkosten für einen Flug ab Frankfurt sind signifikant: Fraport beziffert die Kosten für einen Langstreckenflug mit einer Boeing 787 nach New York auf über 18.000 Euro – fast dreimal so hoch wie dieselbe Strecke ab Paris.

Diese Kostenlast verschärft sich auf innereuropäischen Strecken, wo die Steuern seit 2019 um mehr als die Hälfte gestiegen sind. Für die Fluggesellschaften bleibt Frankfurt damit ein teures Pflaster, das die Attraktivität des Standorts in Frage stellt.

Investitionen und Eigenbelastungen: Kommt die Trendwende?

Schulte betonte, dass Fraport trotz der gestiegenen Gebühren durch den Bund und das Land Hessen die eigenen Kosten seit der Pandemie nur maßvoll angehoben habe, durchschnittlich um rund 2,1 Prozent jährlich.

Doch der Konzern sieht sich in der Pflicht, Mittel für Großprojekte wie das dritte Terminal bereitzustellen, das nach Ostern 2026 eröffnet werden soll. Die Baukosten und die Corona-bedingten Verluste habe das Unternehmen bislang eigenständig bewältigt, ohne staatliche Unterstützung.

Allerdings stehen viele deutsche Flughäfen unter ähnlichem Druck – und könnten mit der wirtschaftlichen Entwicklung noch stärkere Auswirkungen spüren. In den kommenden Monaten wird deutlich werden, wie sehr die Preisstruktur und die Steuerpolitik die Wettbewerbsfähigkeit des Frankfurter Flughafens belasten. Der Umsatz bleibt im Aufwärtstrend, doch die Passagierzahlen stagnieren, während internationale Mitbewerber die Erholung deutlich schneller vorantreiben.

Passagierzahlen als unsicherer Faktor

Dank der stabilen internationalen Beteiligungen erwartet Fraport für das Geschäftsjahr Ergebnisse im mittleren Bereich der Zielvorgaben. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wird auf etwa 1,26 bis 1,36 Milliarden Euro prognostiziert, während der Nettogewinn auf rund 435 bis 530 Millionen Euro veranschlagt wird.

Doch die deutschen Standortbedingungen belasten die Zukunftsaussichten. Schulte appelliert an die Politik, die Standortvorteile wieder wettbewerbsfähiger zu gestalten – doch konkrete Zusagen fehlen bisher.

Für die Erholung des deutschen Luftverkehrssektors wird der Winterflugplan einen Test darstellen. Nur ein geringes Wachstum von drei Prozent wird erwartet.