Die Krise hat die Autobranche fest im Griff
Rückruf bei BMW, mögliche Werksschließungen bei Volkswagen, Qualitätsprobleme bei Continental – der deutsche Automobilsektor hat schon bessere Tage gesehen.
Die Aktien der Branchenriesen stehen massiv unter Druck, und die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Dabei reden wir hier nicht nur über eine kurzfristige Krise, sondern über den grundlegenden Wandel der Automobilindustrie.
Verbrennungsmotoren haben ausgedient, die Elektromobilität rückt immer weiter in den Fokus, und die Konkurrenz aus den USA und China schläft nicht.
Die Kurse von BMW, Volkswagen und Co. spiegeln diese Unsicherheit wider. Doch inmitten des Trubels wittern Analysten eine Chance: Sie sprechen von massiven Kursabschlägen, die für Anleger zum Schnäppchen werden könnten.
BMW: Rückrufe und Gewinnwarnungen – Zeit zu kaufen?
BMW steht im Rampenlicht – leider aus den falschen Gründen. Der Autobauer musste 1,5 Millionen Fahrzeuge wegen fehlerhafter Bremsen zurückrufen. Dazu kommen schwache Verkaufszahlen in China, die dem Unternehmen die erste Gewinnwarnung seit langer Zeit bescherten. Das Ergebnis: Ein Kurssturz, der die Aktie deutlich unter ihren Wert drückte.
Doch genau hier sehen viele Experten Potenzial. Die Rückrufe sind zwar schmerzhaft, aber einmalig. Die Substanz des Unternehmens bleibt bestehen.
Rund 40 Prozent der Analysten empfehlen derzeit den Kauf der BMW-Aktie. Kurspotenzial: knapp 33 Prozent. Wenn BMW die Krise überwunden hat, könnte die Aktie schnell wieder Boden gutmachen.
Volkswagen: Abwärtssog oder Wende?
Volkswagen, der Gigant aus Wolfsburg, hat schon bessere Zeiten gesehen. Der Konzern steckt mitten in einem Umbruch, doch der Weg ist steinig.
Rückrufe für das Elektrofahrzeug ID.4 in den USA und das Ende der Beschäftigungssicherung in Deutschland treiben den Aktienkurs auf ein Rekordtief. Die Börse bewertet den Konzern mittlerweile zu einem Drittel seines Buchwerts.
Klingt dramatisch, oder? Aber das eröffnet Chancen. Zwei Drittel der Analysten sind optimistisch und sehen die Aktie als Kaufkandidat. Ihr Fazit: VW könnte einen ähnlichen Turnaround schaffen wie in den 90ern, als man sich ebenfalls aus einer Krise befreien musste. Wer jetzt einsteigt, könnte bei einem Kursanstieg von 58 Prozent ordentlich profitieren.
Continental: Mehr als nur defekte Bremsen?
Für den Autozulieferer Continental sieht es düster aus. Die Bremsen, die bei BMW den Rückruf ausgelöst haben, stammen von den Hannoveranern. Das allein ist schon ein Problem, doch dazu kommt, dass die gesamte Autosparte schwächelt. Continental plant, diese Sparte abzuspalten – aber wird das reichen?
Analysten sind geteilter Meinung. Während einige die Aktie nach dem Einbruch als Kaufchance sehen, bleibt das Researchhaus Bernstein skeptisch und stuft Continental als „Underperformer“ ein. Das Kurspotenzial liegt laut Experten bei etwa 40 Prozent, aber die Unsicherheiten überwiegen.
Die kleinen Gewinner: Zulieferer im Aufwind
Während die großen Autobauer schwächeln, gibt es im Schatten der Giganten kleine Unternehmen, die Analysten hohe Gewinne zutrauen.
ElringKlinger, ein Spezialist für Dichtungen, und Grammer, Hersteller von Fahrzeuginnenausstattungen, sind nur zwei Beispiele. Besonders spannend: Knaus Tabbert, ein Wohnmobilhersteller, dessen Aktie ein Kurspotenzial von 70 Prozent hat.
Diese kleineren Firmen sind zwar volatiler, aber für risikofreudige Anleger könnten sie genau die richtige Mischung aus Risiko und Chance bieten. Die Bewertungen liegen teilweise weit unter dem Buchwert – und sobald sich die Automobilindustrie stabilisiert, könnten diese Aktien durch die Decke gehen.
Krise als Chance?
Ja, die deutsche Autoindustrie steckt in einer massiven Umbruchphase. Rückrufe, schwache Verkäufe und strukturelle Probleme machen den großen Konzernen das Leben schwer.
Doch gerade in solchen Zeiten lohnt sich oft der Blick auf die Fundamentaldaten. Analysten sehen in vielen Autoaktien deutliches Potenzial – vor allem, weil die aktuellen Kurse weit unter dem eigentlichen Wert der Unternehmen liegen.