Ab dem 9. Juni schaut die Tech-Welt nach Cupertino. Apple lädt zur Worldwide Developers Conference 2025 – und das mit deutlich mehr Druck als in früheren Jahren. Zwar ist die WWDC traditionell ein Schaufenster für Software, doch in diesem Jahr geht es um mehr: Relevanz, Richtung und Rückhalt.
Vor allem in Sachen Künstliche Intelligenz hinkt Apple den Erwartungen bislang hinterher. Und das ausgerechnet in einer Phase, in der KI zur strategischen Kerntechnologie der Branche geworden ist.
iOS 19: Neues Design, alte Hoffnungen
Zentraler Baustein der diesjährigen Konferenz dürfte iOS 19 werden. Das Update soll laut Leaks unter anderem ein visuelles Redesign mit Anleihen an visionOS bringen: abgerundete App-Icons, neue Kamera-UI, modernisierte Transparenzeffekte.
Für Apple ist das mehr als ein kosmetisches Update – es ist ein Versuch, den Nutzer:innen ein sichtbares Zeichen für Innovation zu liefern, nachdem Siri zuletzt eher wie ein Relikt aus der iPhone-3GS-Ära wirkte.
Dabei wird auch an der Oberfläche sichtbar, dass Apple die Lücke zu Microsoft, Google und OpenAI verkleinern muss – oder zumindest den Eindruck davon erwecken. Denn während Konkurrenten längst KI-gestützte Office- und Assistenzsysteme ausrollen, kämpft Apple mit Verzögerungen.
KI-Defizit wird zur strategischen Schwäche
Die Ankündigung im März, dass die überarbeitete Siri und generative KI-Funktionen auf „nächstes Jahr“ verschoben wurden, hatte in der Branche für Stirnrunzeln gesorgt. Wer einmal den Google Assistant oder ChatGPT in vollem Funktionsumfang erlebt hat, merkt schnell: Siri wirkt antiquiert.
Dabei hatte Apple früh Zugang zu KI-Rechenpower und Datenmengen – doch der Fokus auf lokale Verarbeitung und Datenschutz bremste die Entwicklung spürbar. Nun muss das Unternehmen auf der WWDC beweisen, dass es technologisch nicht den Anschluss verloren hat.

Design statt Durchbruch?
Dass Apple in diesem Jahr möglicherweise weniger über KI-Funktionen und mehr über Design sprechen wird, ist bezeichnend. Laut Bloomberg-Reporter Mark Gurman könnte die überarbeitete Benutzeroberfläche sogar gezielt dazu dienen, von den inhaltlichen Defiziten bei der KI abzulenken.
Das „Wow“ soll aus der Optik kommen – nicht aus der Intelligenz.
Dabei wäre gerade jetzt ein substanzielles KI-Update notwendig, um Apples Plattform für Entwickler:innen attraktiv zu halten. Denn viele Third-Party-Apps setzen inzwischen auf Modelle, die tief in Android oder Windows integriert sind – mit Apple-kompatiblen Alternativen tut sich die Szene zunehmend schwer.
Kommt noch mehr? macOS, iPadOS, Vision Pro
Neben iOS 19 stehen auch macOS 16, iPadOS 19, watchOS 12 und tvOS auf dem Plan. Erwartet werden kleinere Funktionserweiterungen und visuelle Angleichungen – vor allem iPadOS könnte sich dem visionOS-Ansatz weiter annähern.
Hardwareseitig bleibt die Gerüchteküche ruhig – vielleicht zu ruhig. Immerhin: Ein überarbeitetes MacBook Air mit M4-Chip oder ein neues Vision Pro-Modell wären plausible Kandidaten.
Die WWDC-Einladung selbst gibt traditionell Rätsel auf. Diesmal erweckt die mattschimmernde „25“ im WWDC-Schriftzug Erinnerungen an visionOS-Elemente. Ob dies auf eine stärkere Verknüpfung von Plattformen hindeutet oder nur Designeffekt ist, bleibt offen.
Der Druck auf Apple steigt – auch an der Börse
Für Anleger und Analysten wird die WWDC 2025 zu einem Lackmustest. Apple steht zunehmend unter Erklärungszwang, wohin die Reise langfristig geht. Die Aktie hat 2025 bislang schlechter abgeschnitten als andere Tech-Schwergewichte – auch, weil die Innovationserzählung stockt. CEO Tim Cook wird vermutlich nicht selbst auf der Bühne stehen, doch seine Strategie wird mitgelesen.
Marktbeobachter sehen in der nächsten großen Softwarewelle rund um KI und Mixed Reality eine entscheidende Weichenstellung. Bleibt Apple hinter den Erwartungen zurück, könnten Investoren ungeduldig werden – zumal Vision Pro bislang ein Nischenprodukt mit hohen Stückkosten ist und keine Wachstumsstory trägt.
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