22. April, 2025

Technologie

Wie der neue Thermomix TM7 unsere Redaktion spaltete

Vorwerk hat mit dem TM7 ein Küchengerät geschaffen, das mehr ist als ein smarter Helfer – es ist eine Projektionsfläche für eine Gesellschaft im Effizienzmodus. Unsere Redaktion hat den TM7 getestet. Das Ergebnis: faszinierend, irritierend, entlarvend.

Wie der neue Thermomix TM7 unsere Redaktion spaltete
Das neue Display erinnert eher an ein Tablet als an ein Küchengerät. Die WLAN-Anbindung ermöglicht Updates, doch viele Nutzer berichten, dass sie am Ende doch nur drei bis vier Rezepte regelmäßig nutzen – meist Klassiker wie Bolognese oder Eierlikör.

Ein Testgerät wie ein Gesellschaftsspiegel

Als die Redaktion der InvestmentWeek den neuen Thermomix TM7 testete, ahnten wir nicht, dass wir am Ende mehr über uns selbst erfahren würden als über ein Küchengerät.

Wuppertals Vorzeigemarke Vorwerk liefert mit der neuesten Generation eine KI-gestützte Allzweckwaffe fürs Kochen – und ein leises Statement über die deutsche Seele: effizient, technisch raffiniert, detailverliebt.

Der TM7 im Redaktionsalltag

Platz beansprucht der TM7 ordentlich, überzeugt aber mit stiller Eleganz. Sein schwarzes, aufgeräumtes Design fügt sich nahtlos in moderne Küchen ein, selbst wenn diese, wie in unserer Redaktion, eher funktional als kulinarisch geprägt sind.

Wir testeten den TM7 in zwei Umgebungen: zu Hause und in der Redaktion. Beide Male galt: Wer Rezepte lesen kann, kann auch kochen – zumindest im Vorwerk-Kosmos.

Die Bedienung ist ein Muster an Reduktion. Der grüne Startknopf, die schlanke Navigation, die Rezeptvorschläge aus der Cookidoo-Datenbank – alles wirkt durchdacht.

Spargel mit Kartoffeln? Kein Problem. Eierlikör? Der thermomixianische Publikumsliebling war innerhalb von Minuten fertig. Selbst die selbstgemachte Bolognese wurde zur Nebensache. Der TM7 erledigt fast alles. Außer: Gemüse schälen, schneiden, anbraten. Letzteres immerhin ist nun möglich, wenn auch nur vorsichtig.

Technik ersetzt keine Kompetenz

Der wahre Zauber liegt jedoch woanders: Der TM7 demokratisiert Küchenkönnen. Er nivelliert Unterschiede, vereinfacht Komplexität, kaschiert Unsicherheit. Genau deshalb fühlt sich der Gerätetest auch wie ein Gesellschaftsexperiment an.

Was macht ein solches Gerät mit dem Rollenverständnis? Was mit unserer Idee von Hausarbeit, Genuss, Leistung?

Der TM7 wird nicht mehr in Wuppertal produziert, sondern in der Nähe von Nantes. Das Image als deutsches Qualitätsprodukt hält sich dennoch – ein geschickter Marketingzug von Vorwerk.

Kritikpunkte im Alltagstest

Nicht alles glänzt: Die Reinigung erfordert oft trotzdem manuelle Nacharbeit. Der neue Gemüsehobel fehlt. Und dass das Gerät in Deutschland entwickelt, aber in Frankreich produziert wird, stieß bei einzelnen Kollegen durchaus auf Stirnrunzeln.

Auch der Preis – rund 1.549 Euro – löst Diskussionen aus. Ein Kollege nannte den TM7 den „Küchenporsche für Menschen mit wenig Zeit und viel Stilwillen“. Andere befanden: Die Gerätevielfalt, die er ersetzt, habe in ihrer individuellen Qualität mehr Wert.

Der eigentliche Mehrwert

Worin liegt also das Erfolgsgeheimnis des TM7? Vielleicht darin, dass er in einer überdrehten Welt etwas Vertrautes suggeriert: Kontrolle, Planbarkeit, Ergebnisgarantie.

Er ist das technische Pendant zur Steuererklärung mit Elster: Man folgt den Schritten, drückt auf Start, hofft auf das Beste – und bekommt am Ende meistens ein brauchbares Resultat.

Symbol einer Gesellschaft, die Übersicht sucht

Der Thermomix TM7 ist ein Symbol. Für Technikbegeisterung, für Rationalisierung, für den Glauben an Prozessoptimierung – aber auch für eine Verunsicherung gegenüber dem Echten, Rohen, Unvorhersehbaren. In seiner kühnen Reduktion ist er ein stiller Kommentar zur deutschen Wirtschafts- und Alltagskultur.

Und genau deshalb verdient er einen Platz im Sortiment der InvestmentWeek: Nicht als Küchenhilfe – sondern als Zeitdiagnose in Edelstahl und Kunststoff.