23. November, 2024

US-Wahlen 2024

Warum die USA den Wahnsinn im Wahlkampf lieben

In den USA eskaliert der Wahlkampf, während Europa den politischen Eifer kaum versteht. Doch hinter der Härte steckt die Mentalität, die die USA zur Supermacht formte. Ein Blick auf Musk, Trump und den grenzenlosen Drang nach Einfluss.

Warum die USA den Wahnsinn im Wahlkampf lieben
Mitten im Wahlkampf kündigt Musk an, zwei Billionen Dollar im Haushalt streichen zu wollen. Die drastischen Kürzungspläne fallen auf fruchtbaren Boden bei Trumps Anhängern.

New York – Auftritt Musk

Madison Square Garden, Sonntagabend. Elon Musk, Gründer von Tesla und SpaceX, wird gefeiert wie ein Rockstar. Das Publikum tobt, als er die Bühne betritt und über seine Pläne für Amerikas Zukunft spricht – Seite an Seite mit Donald Trump, der ihn „ein Genie“ nennt.

Trump-Manie in New York: Harris kämpft um mediale Präsenz
In einer für ihn feindseligen Stadt zieht Trump im Madison Square Garden Massen an, während Harris im Wahlkampf an Schwung verliert. Hat der Ex-Präsident das Momentum auf seiner Seite?

Musks Verwandlung vom Tech-Liberalen zum Trump-Befürworter ist kaum zu übersehen, und was er hier verkündet, spricht Bände. Geht es nach ihm, könnte bald ein Drittel des Bundeshaushalts eingespart werden – eine Kürzung, die Trump nur zu gerne unterstützen würde. Es ist eine Szene, die die politische Entschlossenheit und den Wirtschaftstrieb Amerikas perfekt einfängt.

„Ich denke, mindestens zwei Billionen sind drin,“ ruft Musk dem Publikum zu. Die Antwort ist ohrenbetäubend.

Die USA und ihre Lust am Risiko

Europa mag den radikalen Ton im amerikanischen Wahlkampf als Eskalation wahrnehmen – für viele Amerikaner ist es einfach die Art, wie man Dinge angeht. Die USA lieben den Wettbewerb und nehmen Risiken, die in Europa oft unvorstellbar sind.

Für Trump und seine Unterstützer, darunter prominente Tech-Größen wie Musk und Peter Thiel, ist die Wahl eine Chance, das politische Spielfeld umzugestalten und die Geschäfte zu stärken. In den Augen vieler Amerikaner verkörpert Trump dabei genau den Pioniergeist, der das Land zur Supermacht gemacht hat: Radikal, risikofreudig, ohne Kompromisse.

Trumps Zuspruch unter Tech-Größen zeigt eine überraschende Symbiose zwischen konservativer Politik und den progressiven Visionären des Silicon Valleys.

Zwei Welten, eine Wahl

In Deutschland schüttelt man den Kopf über die Vehemenz, mit der Trump-Anhänger ihre Positionen vertreten. Doch für viele Amerikaner ist der Wahlkampf mehr als ein politisches Ereignis – es ist eine Schlacht um Werte und Lebensweisen.

Während sich deutsche Wähler oft an Stabilität orientieren, suchen Amerikaner den Außenseiter, den „Maverick“, der das System herausfordert. Musk, Trump und ihre Anhänger sehen sich in dieser Rolle. Und je mehr ihre Gegner sie verurteilen, desto mehr stärken sie deren Positionen.

Big Tech und das große Schweigen

Interessant ist, wie sehr der Wahlkampf die Haltung der amerikanischen Wirtschaft prägt. Musk ist längst nicht der einzige, der Trump unterstützt. Unternehmer wie Marc Andreessen oder der Private-Equity-Titan Stephen Schwarzman zählen zu den lautstarken Fürsprechern.

Von Zuckerberg bis Schwarzman: Viele der mächtigsten Unternehmer der USA unterstützen oder schweigen lieber zu Trump, in der Hoffnung auf unternehmerische Vorteile.

Der Grund: weniger Regulierung, niedrigere Steuern und ein Präsident, der ein Verständnis für unternehmerische Interessen zeigt. Selbst diejenigen, die eigentlich auf der Gegenseite stehen, bleiben lieber neutral.

Tradition des Regelbruchs

Die Geschichte der USA ist voller Tabubrüche und radikaler Entscheidungen. Vom Bürgerkrieg bis zum Sturm aufs Kapitol 2021 haben sich die USA stets über Widrigkeiten hinweg entwickelt.

Für Trump-Anhänger ist er genau deshalb die beste Wahl – er steht für das unerschütterliche Amerika, das sich von nichts unterkriegen lässt. Was in Europa als radikal gilt, wird in den USA oft als konsequent gefeiert.

Politologen warnen vor den Folgen eines zweiten Trump-Siegs: Während Harris auf Stabilität setzt, könnte Trumps unberechenbarer Kurs die Balance des amerikanischen Systems gefährden – und sogar das Vertrauen der Wirtschaft in die Demokratie erschüttern.

Die Wahl als Test für die Demokratie

Amerika steht im Spannungsfeld zwischen Tradition und Veränderung. Kamala Harris verkörpert den Gegenentwurf zu Trumps radikalem Kurs, aber ob sie mit soliden Argumenten gegen seine Härte bestehen kann, bleibt fraglich.

Die Wahl ist auch ein Test für die demokratischen Institutionen der USA. Während Trump angekündigt hat, Zölle gegen China und andere Länder zu erheben und die Einwanderung zu beschränken, setzt Harris auf Stabilität und Sozialreformen. Doch ob damit der Sieg in einem zunehmend aggressiven Wahlkampf möglich ist?

Zwischen Kernschmelze und Erneuerung

Amerika liebt die Spannung, die sich aus Widersprüchen ergibt: Weltoffenheit trifft auf Isolationismus, Fortschritt auf radikalen Wandel. Der Wahlkampf spiegelt diese Gegensätze wider und zeigt, wie sehr das Land mit seinen eigenen Werten ringt. Europa beobachtet den Wahlkampf aus der Ferne – verwundert über das, was Amerika zu verlieren und doch so viel zu gewinnen hat.