Die Pelletier-Brüder hatten ursprünglich andere Karrierewege eingeschlagen, doch die Geschichte eines Freundes mit posttraumatischer Belastungsstörung lenkte ihr Leben in eine neue Richtung.
Heute produzieren Marc und Phil Pelletier mit ihrem Unternehmen Vasco in Kanada medizinisches Cannabis für den europäischen Markt – vor allem für Deutschland. 2024 lag die Produktion bei 550 Kilogramm, 2025 sollen es bereits 1,8 Tonnen sein.
Die Nachfrage in Deutschland boomt: Im Jahr 2024 wurden bis Ende des dritten Quartals über 20 Tonnen medizinisches Cannabis importiert. Zum Vergleich: 2022 waren es im gleichen Zeitraum nur vier Tonnen.
Die Lieferketten werden dominiert von Kanada, das 2023 über 50 % der deutschen Importe stellte und allein bis Mitte 2024 fast 20 Tonnen lieferte.
Engpassgefahr trotz Wachstum
Die deutsche Cannabisindustrie erlebte mit der Teil-Legalisierung 2024 einen Schub: Patienten dürfen nun medizinisches Cannabis einfacher verschrieben bekommen, und die Pflanze fällt nicht mehr unter das Betäubungsmittelgesetz. Dennoch warnen Patientenvertreter vor Engpässen.
„Die Nachfrage hat die Produktion überholt, und Freizeitkonsumenten drängen auf den Markt, was zu einer Verknappung für medizinische Zwecke führen könnte“, sagt Philip Schetter, CEO von Cantourage, dem führenden Cannabis-Unternehmen Europas.
Kanadas Vormachtstellung
Kanada konnte seine führende Position durch frühzeitige Legalisierung und hohe Investitionen in Infrastruktur sichern. Seit 2018 ist dort auch der Freizeitkonsum erlaubt, was den Aufbau eines starken Produktionsnetzwerks begünstigte.
„Die Qualität und Skalierbarkeit der Anlagen in Kanada sind weltweit führend“, betont Schetter.
Ein Großteil der in Deutschland verfügbaren Ware stammt von Unternehmen wie Vasco, die sich durch spezialisierte Anbaumethoden und genetische Forschung abheben. Die Pelletier-Brüder sehen ihre Zukunft klar in Europa: „Deutschland ist nicht nur der größte Markt, sondern auch einer mit strikten Regeln, was langfristig für Stabilität sorgt.“
Boom bei Umsätzen – Börsenerfolge bleiben aus
Cantourage verzeichnete im November 2024 einen Rekordumsatz von 7,2 Millionen Euro, eine Steigerung um 30 % gegenüber dem Vormonat. Die Jahresprognose wurde auf 46 bis 50 Millionen Euro angehoben.
Dennoch spiegelt sich der Erfolg nicht in den Aktienkursen wider: Seit dem Börsengang 2022 ist die Aktie von einem Hoch von 20 Euro auf derzeit 4,80 Euro gefallen.
„Der Markt ist anspruchsvoll, und die Investoren sind skeptisch, was nachhaltige Gewinne betrifft“, räumt Schetter ein.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Die größte Herausforderung bleibt die Regulierung. Schetter ist dennoch optimistisch: „Die strengen Regeln in Deutschland machen es für neue Anbieter schwer, in den Markt einzutreten. Das gibt etablierten Unternehmen wie Cantourage einen strategischen Vorteil.“
Die nächsten Jahre werden zeigen, ob Kanada seine Position als weltweit führender Exporteur halten kann und ob Deutschland seine Nachfrage mit einer stärkeren lokalen Produktion ergänzen wird. Fest steht: Der Markt für medizinisches Cannabis wird weiter wachsen – und mit ihm die Chancen und Herausforderungen für alle Beteiligten.
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