Noch vor wenigen Monaten war Oneclimate in aller Munde. Unterstützt vom milliardenschweren Heizungsbauer Viessmann und beworben von Bayern-Star Thomas Müller, schien das grüne Fintech auf einem klaren Erfolgskurs zu sein. Die App, die den CO₂-Fußabdruck ihrer Nutzer tracken und gleichzeitig Investitionen in Klimaschutzprojekte ermöglichen sollte, schien der perfekte Mix aus Nachhaltigkeit und Technologie. Doch nun kam das überraschende Aus.
Viessmann zieht den Stecker – ohne Finanzierung keine Zukunft
Trotz der medienwirksamen Kampagne und der Unterstützung von Viessmann hat es das Fintech nicht geschafft, eine nachhaltige Finanzierung auf die Beine zu stellen. In einer E-Mail an die Nutzer verkündete Oneclimate, dass die App eingestellt wird.
„Nach intensiven Gesprächen mit potenziellen Investoren haben wir leider nicht die erforderliche Anschlussfinanzierung sichern können“, heißt es in der Nachricht.
Die große Frage bleibt, warum Viessmann als starker Unterstützer nicht bereit war, weiter zu investieren. Das Familienunternehmen hatte sich zuletzt auf das milliardenschwere Geschäft mit Wärmepumpen konzentriert, das im Rahmen eines Deals an den US-Konzern Carrier Global verkauft wurde. Ob dieser Fokuswechsel zum Ende von Oneclimate geführt hat, bleibt unklar, da das Unternehmen nicht für eine Stellungnahme erreichbar war.
Lesen Sie auch:
Verbraucherkritik trotz prominenter Werbung
Die Kritik an Oneclimate war nicht ohne Grund. Obwohl die App mit prominenten Testimonials wie Thomas Müller Aufmerksamkeit erregte, stand sie auch im Fokus der Verbraucherzentrale.
Die Verbraucherschützer monierten, dass nur 80 Prozent der Nutzerinvestitionen in den „OneClimate Fund“ tatsächlich in Klimaschutzprojekte flossen, während 20 Prozent als Provision für den Betreiber verwendet wurden.
„Gerade von einem milliardenschweren Unternehmen wie Viessmann hätten wir erwartet, dass die Spenden ohne Abzüge den Klimaschutzinitiativen zugutekommen“, kritisierte die Verbraucherzentrale.
Auch die mangelnde Kennzeichnung von Werbepartnerschaften innerhalb der App sorgte für Unmut. Diese negativen Schlagzeilen könnten ebenfalls dazu beigetragen haben, dass Investoren vorsichtig blieben.
Eine Branche mit viel Konkurrenz
Oneclimate stand in einem hart umkämpften Markt. Tracking-Apps für den CO₂-Fußabdruck sind kein Nischenprodukt mehr – zahlreiche Wettbewerber drängen auf den Markt.
Die App „Klima“ beispielsweise, die von bekannten deutschen Investoren unterstützt wird, hat bereits rund 20 Millionen Dollar an Wagniskapital eingesammelt. In solch einem Umfeld war es für Oneclimate schwer, sich dauerhaft zu behaupten.
Unklar bleibt, wie viel Geld Viessmann tatsächlich in das Projekt gesteckt hat, doch angesichts des Erfolgsdrucks und der schwierigen Marktbedingungen war die Entscheidung, die App einzustellen, wohl eine logische Konsequenz.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer bleibt
Auch wenn die App zum 1. Oktober eingestellt wurde, gibt es zumindest einen Hoffnungsschimmer für die treuen Nutzer von Oneclimate. In der Nachricht an die Kunden heißt es, dass der Source-Code und das geistige Eigentum an eine andere Gesellschaft übertragen wurden. Eine Wiederaufnahme des Projekts sei damit theoretisch möglich – auch wenn es derzeit keine konkreten Pläne dafür gibt.
Das könnte Sie ebenfalls interessieren: