16. September, 2024

Unternehmen

Deutsche Bahn plant radikale Sanierung bis 2030

Inmitten von Baustellen und Umleitungen: Die Deutsche Bahn setzt auf eine umfassende Generalsanierung ihres Schienennetzes. Doch Experten zweifeln am ehrgeizigen Zeitplan.

Deutsche Bahn plant radikale Sanierung bis 2030
Unter dem Titel "Das große Bauen" plant der Konzern bis 2030 die Umwandlung des bestehenden Netzes in ein "Hochleistungsnetz".

Das Jahr 2024 markiert den Startschuss für das ehrgeizige Vorhaben der Deutschen Bahn: die Sanierung ihres Schienennetzes im Rahmen eines gigantischen Bauprojekts.

Doch bereits jetzt melden Branchenkenner Zweifel an, ob die Bahn diesen ambitionierten Zeitplan einhalten kann.

Die ersten Auswirkungen dieser monumentalen Bauoffensive werden die Fahrgäste und Güterverkehrskunden auf der viel befahrenen Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim zu spüren bekommen.

Ab Mitte Juli dieses Jahres steht die Strecke für ganze fünf Monate unter Vollsperrung, um tiefgreifende Bauarbeiten durchzuführen. Als Vorgeschmack sperrt die Bahn die Strecke bereits im Januar für drei Wochen, um die anspruchsvollen Vorbereitungsarbeiten zu erledigen.

Doch was steckt hinter dem Konzept "Alles aus einem Guss"?

Die Riedbahn wird nicht nur zum Experimentierfeld für ein neues Baukonzept, sondern auch zum Vorreiter für die anstehenden Generalsanierungen.

Die Zahlen sprechen für sich: 117 Gleiskilometer, 140 Kilometer Oberleitung, 16 Kilometer Lärmschutzwände, 152 Weichen, 1.200 Stelleinheiten der Leit- und Sicherungstechnik sowie 20 Bahnhöfe sollen gleichzeitig erneuert werden.

Ein gewaltiges Vorhaben, das die Bahn mit stolzen 1,3 Milliarden Euro veranschlagt.

Die geplante zusätzliche Fahrtzeit für Reisende im Fernverkehr während der fünfmonatigen Bauzeit beträgt 30 Minuten. Ein vermeintlicher Kompromiss, denn die Bahn argumentiert, dass durch diese Maßnahme mindestens 16 zukünftige Sperrungen vermieden werden könnten.

Ein notwendiges Opfer für eine Strecke, die mit bis zu 300 Zügen pro Tag zu den am stärksten befahrenen in Deutschland gehört.

Die Riedbahn fungiert somit als Testlauf für die bevorstehenden Herausforderungen. In den nächsten sechs Jahren plant die Deutsche Bahn die Erneuerung von insgesamt 40 Streckenabschnitten auf über 4.000 Kilometern.

Dabei sollen nicht nur Großbauprojekte wie die Riedbahn, sondern auch kleinere und mittlere Maßnahmen berücksichtigt werden. Ein Mammutprojekt, das mit zusätzlichen Kosten von mindestens 45 Milliarden Euro verbunden ist.

Das erklärte Ziellaut Berthold Huber: weniger Störungen, weniger Baustellen und vor allem mehr pünktliche Züge.
„Die aktuelle Betriebslage ist weder für uns noch für Reisende und Güterverkehrsunternehmen akzeptabel“, betont Berthold Huber, DB-Infrastrukturvorstand. „Deshalb steuern wir ab dem kommenden Jahr grundsätzlich um und sanieren Strecken und Bahnhöfe radikal.“

Die geplanten Sanierungen betreffen nicht nur die Riedbahn. Unter dem Prinzip "aus einem Guss" sollen auch Verbindungen wie Hagen-Wuppertal-Köln ab 2026 erneuert werden, gefolgt von der Strecke zwischen Lehrte bei Hannover und Berlin im Jahr 2027.

Die Sanierung der Riedbahn und die dazugehörige Umleitung.

Doch nicht nur die Riedbahn steht vor einer Herausforderung. Die Verbindung zwischen Hamburg und Berlin, einer der meist frequentierten Strecken Deutschlands, soll 2025 einer Generalsanierung unterzogen werden.

Mit bis zu 230 Zügen pro Tag und bis zu 30.000 Fahrgästen wird die 280 Kilometer lange Strecke zu einem Großbauprojekt. Neue Gleise, modernisierte Weichen, Oberleitungen und Bahnhöfe stehen auf dem Plan, und die Fahrgäste müssen sich auf mindestens 45 Minuten zusätzliche Fahrtzeit einstellen.

Der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßt grundsätzlich die dringend notwendige Generalsanierung, betont jedoch Bedenken hinsichtlich der Finanzierung. Das Ringen der Ampel-Koalition um den Haushalt 2024 lässt die Frage offen, ob die Finanzierung dauerhaft gesichert ist.

Die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin, eine der meist frequentierten Verbindungen Deutschlands, steht ab 2025 vor einer umfassenden Generalsanierung, die mit zusätzlichen 45 Minuten Fahrtzeit für die Reisenden einhergehen wird.

Die Bahn hingegen setzt auf die Ankündigung der Bundesregierung, dass die Investitionen nicht gekürzt werden.

Das Schicksal der Riedbahn wird somit zum Gradmesser für das gesamte Bauprojekt der Deutschen Bahn. Wird es gelingen, das Schienennetz bis 2030 zu einem Hochleistungsnetz umzubauen?

Oder wird die Bahn auch beim Bauen mit Verspätung zu kämpfen haben? Die Antworten liegen in den kommenden Jahren auf den Baustellen und in den Umleitungen, auf den neuen Gleisen und modernisierten Bahnhöfen – eine Weichenstellung für die Zukunft der deutschen Bahnreisenden.