24. November, 2024

Wirtschaft

Warum Ihre Lebensmittelrechnung trotz sinkender Inflation weiterhin steigt

Ein Lichtblick in der Inflationsdynamik, doch der Griff ins Portemonnaie bleibt schmerzhaft – vor allem am Supermarktregal.

Warum Ihre Lebensmittelrechnung trotz sinkender Inflation weiterhin steigt
Mit einem Rückgang von 6,8 Prozent erleichtern die gesunkenen Stromkosten die Haushaltsbudgets – doch bleibt der Trend stabil?

In Deutschland kehrt nach Jahren hoher Preissteigerungen langsam Ruhe ein – zumindest teilweise. Der August zeichnet ein Bild, das Hoffnung weckt und gleichzeitig neue Sorgen schafft.

Inflationsrate im August 2024 bei +1,9 %
Die Inflationsrate in Deutschland − gemessen als Veränderung des Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vorjahresmonat – lag im August 2024 bei +1,9 %. Zuletzt hatte die Inflation vor gut drei Jahren (März 2021: +1,8 %) unterhalb von zwei Prozent gelegen. Im Juli 2024 hatte die Veränderungsrate +2,3 % betragen, nach +2,2 % im Juni 2024. „Die Preisrückgänge bei Energie dämpften die Inflationsrate im August noch stärker als in den Monaten zuvor. Demgegenüber wirkten die weiterhin überdurchschnittlichen Preiserhöhungen bei Dienstleistungen inflationstreibend“, sagt Ruth Brand, Präsidentin des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Gegenüber dem Vormonat Juli 2024 sanken die Verbraucherpreise im August 2024 um 0,1 %.

Während die Gesamtinflation mit 1,9 Prozent auf den tiefsten Stand seit März 2021 sinkt, nehmen die Preise für bestimmte Lebensmittel weiterhin rapide zu.

Die Daten des Statistischen Bundesamts sind eindeutig: Der breite Rückgang der Inflationsraten, insbesondere im Energiebereich, hat maßgeblich zu dieser Entspannung beigetragen.

Benzinpreise fielen um beinahe 7 Prozent, leichtes Heizöl sogar um über 9 Prozent und auch Strom und Erdgas verzeichnen signifikante Rückgänge. Diese Entwicklung stellt eine Atempause dar, nachdem die Energiepreise lange Zeit ein großer Treiber der Inflation waren.

Doch während die Verbraucher bei Heizung und Tanken sparen können, bleibt der Gang zum Supermarkt für viele eine unangenehme Überraschung. Vor allem Olivenöl ist mit einem Preisanstieg von schockierenden 35 Prozent innerhalb eines Monats kaum mehr erschwinglich.

Ein Anstieg von 35 Prozent innerhalb eines Monats spiegelt die empfindliche Abhängigkeit von Importwaren und globalen Marktfluktuationen wider.

Auch andere Grundnahrungsmittel wie Zucker und Marmelade liegen deutlich über dem Durchschnitt. Dies spiegelt eine globale Tendenz wider, bei der Lebensmittel durch klimatische Bedingungen, geopolitische Unsicherheiten und veränderte Handelsströme zunehmend teurer werden.

Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung bringt es auf den Punkt:

„Die Inflation scheint unter Kontrolle, doch die Teufel steckt im Detail.“

Während die niedrige Inflationsrate als Zeichen einer sich stabilisierenden Wirtschaft interpretiert werden kann, machen die anhaltend hohen Lebensmittelpreise deutlich, dass noch lange nicht alle Herausforderungen überwunden sind.

Die Europäische Zentralbank (EZB) beobachtet diese Entwicklungen genau. Nach einem leichten Senken der Leitzinsen im Juni und einer Stabilisierung im Juli könnte die kommende Ratssitzung am 12. September weitere Schritte in Richtung einer Lockerung der Geldpolitik einläuten.

Finanzmärkte und Analysten erwarten bereits eine mögliche Zinssenkung, die weiterhin durch das Absinken der Inflationsraten gerechtfertigt scheint.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass Deutschland und der Euroraum auf einem guten Weg sind, die Inflation zu zähmen. Doch die unterschiedliche Entwicklung bei den Lebensmittelpreisen zeigt, dass wirtschaftliche Stabilität mehr als nur eine niedrige Inflationsrate erfordert.

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