08. Januar, 2025

Market

Warum 2025 ein Rekordjahr für Übernahmen werden könnte

Nach Jahren der Zurückhaltung belebt sich das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen. Getrieben von besserer Finanzierung, strategischen Zwängen und hoher Investitionsbereitschaft bahnt sich eine Trendwende an.

Warum 2025 ein Rekordjahr für Übernahmen werden könnte
Die vier Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank im Jahr 2024 erleichtern Unternehmen und Investoren den Zugang zu Kapital, ein entscheidender Faktor für die Belebung des M&A-Marktes.

Ein Wiederaufleben des M&A-Geschäfts

Nach einer langen Phase der Zurückhaltung deutet alles darauf hin, dass das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) im Jahr 2025 wieder Fahrt aufnimmt.

Experten prognostizieren einen Anstieg des Transaktionsvolumens um mindestens 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Während 2024 etwa 30 Deals mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Euro abgeschlossen wurden, könnten es 2025 bereits 40 solcher Großtransaktionen werden.

„Der Markt zeigt klare Erholungstendenzen. Unternehmen und Finanzinvestoren sind bereit, strategische Entscheidungen voranzutreiben“, sagt Christian Kames, Co-Chef der DACH-Region bei Lazard Financial Advisory.

Zinssenkungen und Aktienhöhen als Treiber

Ein Schlüsselfaktor für das erwartete Wachstum ist das bessere Finanzierungsumfeld. Nach einer Phase steigender Zinsen hat die Europäische Zentralbank (EZB) 2024 vier Zinssenkungen durchgeführt, was den Spielraum für Fremdfinanzierungen deutlich erhöht hat.

„Das neue Zinsniveau verbessert nicht nur die Konditionen für Unternehmensfinanzierungen, sondern reduziert auch die Unsicherheit, die viele Deals zuvor blockiert hat“, erklärt Jens Maurer von Morgan Stanley.

Zusätzlich beflügeln steigende Aktienmärkte die M&A-Dynamik. Der deutsche Leitindex DAX erreichte Ende 2024 ein Rekordhoch von über 20.500 Punkten. Solche Marktentwicklungen schaffen nicht nur ein günstiges Umfeld für Kapitalbeschaffungen, sondern stärken auch das Vertrauen potenzieller Käufer.

Weltweit liegen über 1,6 Billionen Dollar ungenutztes Kapital („dry powder“) bei Private-Equity-Firmen. Der Druck, dieses Kapital gewinnbringend zu investieren, treibt das M&A-Geschäft an.

Ein Umbruch treibt Transaktionen an

Die wirtschaftliche Transformation, geprägt durch Digitalisierung, künstliche Intelligenz und den steigenden Bedarf an erneuerbaren Energien, zwingt Unternehmen zu strategischen Neuausrichtungen.

Dies schließt sowohl den Verkauf unrentabler Geschäftsbereiche als auch Investitionen in neue Technologien ein.

„Besonders die Automobilindustrie steht unter massivem Druck“, so Tibor Kossa von Goldman Sachs. Die Branche kämpft mit sinkender Nachfrage, dem langsamen Übergang zur Elektromobilität und der zunehmenden Konkurrenz aus China. Unternehmen wie Volkswagen denken offen über Werksschließungen und neue strategische Partnerschaften nach.

Finanzinvestoren unter Handlungsdruck

Private-Equity-Firmen sitzen auf großen ungenutzten Kapitalreserven. Das sogenannte „dry powder“, ungenutztes Kapital zur Investition, beläuft sich laut PitchBook auf über 1,6 Billionen Dollar.

„Viele Fonds stehen unter Druck, Ergebnisse zu liefern. Wir erwarten, dass der Rückstau in den Portfolios 2025 deutlich abgebaut wird“, so Kames.

Dies könnte eine Welle von Verkäufen und Neuinvestitionen auslösen, die den M&A-Markt weiter befeuern.

Blick über den Atlantik

Ein weiterer Fokus deutscher Unternehmen liegt auf dem Ausbau ihrer Präsenz in den USA. Der dortige Markt lockt mit hohen Margen und einer stabileren Konjunktur, trotz höherer Bewertungsniveaus.


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„Für deutsche Firmen sind die USA der wichtigste Expansionsmarkt, insbesondere vor dem Hintergrund steigender Handelszölle und geopolitischer Spannungen“, erklärt Maurer von Morgan Stanley.

Die Expansion nach China hingegen wurde aufgrund von Handelskonflikten und regulatorischen Unsicherheiten stark zurückgefahren.

Risiken bleiben präsent

Trotz des Optimismus warnen Experten vor möglichen Rückschlägen. Geopolitische Spannungen, eine mögliche Wiederbelebung der Inflation oder Änderungen in der US-Handelspolitik könnten geplante Transaktionen gefährden.

„Die Euphorie darf nicht über die Risiken hinwegtäuschen“, sagt Julian Riedlbauer von Drake Star. „Gerade in einem solch dynamischen Umfeld können selbst solide Deals schnell ins Wanken geraten.“

Dennoch bleibt die Stimmung überwiegend positiv. Die Zeichen stehen gut, dass 2025 als Wendepunkt im globalen M&A-Geschäft in Erinnerung bleiben wird.