15. November, 2024

Unternehmen

BMW im Krisenmodus – China-Schwäche und Produktionsstopp

BMW verzeichnet dramatischen Gewinneinbruch und Produktionsstopp durch Zuliefererprobleme – Hoffnung ruht auf neuen Elektroautos und der „Neuen Klasse“.

BMW im Krisenmodus – China-Schwäche und Produktionsstopp
Der einstige Gewinnmotor BMW gerät ins Stottern: Ein drastischer Einbruch des Nettogewinns und Probleme mit einem Bremsensystem werfen den Konzern zurück.

BMW kämpft mit Problemen an mehreren Fronten. Ein dramatischer Einbruch im Gewinn, ausgelöst durch Schwierigkeiten mit den Bremssystemen eines Zulieferers und ein schwächelndes China-Geschäft, sorgt für erhebliche Herausforderungen.

Unter dem Strich verdiente der Münchener Autobauer im dritten Quartal nur noch 476 Millionen Euro, was einem Einbruch von 84 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Besonders gravierend ist der Rückgang der Gewinnmarge im Autogeschäft, die von fast zehn Prozent im Vorjahr auf nur noch 2,3 Prozent fiel.

Bremsen als Stolperstein – Produktionsstopp und Rückruf belasten Bilanz
Die größte Belastung im abgelaufenen Quartal kam vom Bremssystem des Zulieferers Continental, das aufgrund eines Produktionsfehlers weltweit bei 1,5 Millionen BMW-Modellen ausgetauscht werden muss. Der Auslieferungsstopp für betroffene Fahrzeuge hat die Verkaufszahlen empfindlich getroffen und führt zu enormen Kosten für die Nachrüstung.

Der Produktionsfehler beim IDS-Bremssystem führte dazu, dass BMW gezwungen war, Auslieferungen vieler Modelle zu stoppen, was sich in einem Rückgang der ausgelieferten Fahrzeuge um 13 Prozent widerspiegelt. BMW-Chef Oliver Zipse und Finanzchef Walter Mertl zeigen sich jedoch optimistisch, den Rückruf bis Jahresende größtenteils abschließen zu können.

Schwache Nachfrage aus China trifft BMW hart

Nicht nur technische Probleme, auch der chinesische Markt, einst BMWs bedeutendster Wachstumsmarkt, bereitet dem Autobauer zunehmend Sorgen. Die Verkäufe in China brachen im dritten Quartal um 30 Prozent ein, wobei rund die Hälfte dieses Rückgangs auf den Verkaufsstopp durch die Bremsenprobleme zurückzuführen ist.

Um den Markt zu stabilisieren, hat BMW die Preise gesenkt und zahlt seinen Händlern in China vorgezogene Bonuszahlungen – Maßnahmen, die die ohnehin angespannte Margensituation weiter belasten. Während Konkurrenten wie Volkswagen und Mercedes ebenfalls schwächeln, bleibt BMW zuversichtlich, die Nachfrage durch gezielte Rabatte und Unterstützung der Händler zu stabilisieren.

Neue Hoffnung: Die „Neue Klasse“ als Zukunftsstrategie

Angesichts der drängenden Herausforderungen und des zunehmend unberechenbaren Markts konzentriert BMW sich auf die Einführung seiner neuen Elektrofahrzeug-Plattform, die „Neue Klasse“. Diese Modellreihe soll ab Ende 2025 neue Maßstäbe setzen, nicht nur in puncto Reichweite, sondern auch durch geringeren Stromverbrauch und ein vollständig überarbeitetes Design.

Die Reichweite soll laut BMW um ein Drittel höher sein als bei bisherigen Modellen, und erstmals wird auf ein traditionelles Cockpit verzichtet – Geschwindigkeit und Navigation werden direkt auf die Windschutzscheibe projiziert. Die Hoffnung liegt darauf, dass die Neue Klasse, die in einem neuen Werk in Ungarn gefertigt wird, BMW den benötigten Schub im umkämpften E-Auto-Markt verleiht.

Ungewissheit trotz Fortschritten im E-Auto-Bereich

Trotz der ambitionierten Pläne bleibt die Frage, ob BMW mit Elektroautos langfristig so profitabel sein kann wie mit konventionellen Fahrzeugen. Der Wandel zur Elektromobilität stellt BMW, wie die gesamte Branche, vor eine herausfordernde Transformation. Aktuell sind etwa 20 Prozent der verkauften BMW-Fahrzeuge elektrisch, doch bis 2030 sollen es mindestens die Hälfte aller Neuwagen sein.

Dennoch ist der Konzern zurückhaltend in der Aussage, wie rentabel dieser Wandel tatsächlich ist. Zwar legen die E-Auto-Verkäufe zu, doch die Margen in diesem Bereich bleiben deutlich hinter denen der Verbrenner zurück.

Europäische und US-Märkte als Lichtblicke – doch Trump bleibt Risiko

Während das Geschäft in Deutschland schwach bleibt, läuft es für BMW in anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Spanien und Großbritannien besser. Auch die USA zeigen sich stabil, wo BMW in South Carolina den größten Produktionsstandort betreibt und vor allem SUVs produziert.

BMW verfolgt eine Strategie der Technologieoffenheit und fertigt weiterhin Modelle mit Benzin- und Dieselmotoren. Der mögliche Wahlsieg von Donald Trump und dessen Pläne für höhere Zölle könnten jedoch auch in den USA die Pläne erschweren – BMW bleibt daher vorsichtig in seinen Zukunftsprognosen.

BMW im Umbruch, aber wohin?

BMWs aktuelle Herausforderungen verdeutlichen die Spannungen in der gesamten Automobilindustrie. Technische Rückschläge, ein rückläufiger China-Markt und geopolitische Risiken stellen das Unternehmen auf die Probe.

Die Einführung der „Neuen Klasse“ symbolisiert den Aufbruch in eine neue Ära, doch ob dieser Plan den Weg aus der Krise ebnen kann, bleibt abzuwarten. Oliver Zipse und sein Team stehen vor der Aufgabe, BMW fit für eine Zukunft zu machen, die stärker als je zuvor von externen Unsicherheiten geprägt ist.