Die Riester-Rente war einst das große Versprechen für die private Altersvorsorge. Doch mehr als 20 Jahre nach ihrer Einführung müssen Experten und Sparer gleichermaßen feststellen: Das Konzept hat sein Ziel verfehlt.
Die Renditen bleiben mager, viele Sparer erhalten nur kümmerliche Zusatzrenten – und das, obwohl sie staatlich gefördert wurden. Jetzt will Bundesfinanzminister Christian Lindner die Weichen neu stellen. Sein Plan: Ein Altersvorsorge-Depot, das die Kraft der Börse nutzt und die Riester-Pleite hinter sich lässt.
Das Fiasko Riester
Seit der Einführung der Riester-Rente im Jahr 2002 wurden 16,4 Millionen Verträge abgeschlossen. Doch eine große Mehrheit der Sparer hat am Ende kaum mehr als ihre eingezahlten Beiträge zurückbekommen.
Nach einer Analyse der Denkfabrik Finanzwende konnte keines der gängigen Riester-Produkte die Inflation ausgleichen – für eine langfristige Altersvorsorge ein Armutszeugnis.
Die durchschnittliche jährliche Auszahlung beträgt lediglich 1.581 Euro. Das sind magere 132 Euro pro Monat. Kein Wunder, dass inzwischen jeder fünfte Riester-Vertrag nicht mehr bespart wird.
Die „Lindner-Rente“: Ein Paradigmenwechsel
Lindners geplante Reform soll die private Altersvorsorge grundlegend verändern. Sein Vorschlag: Ein steuerlich gefördertes Altersvorsorge-Depot, das auf Wertpapiere setzt.
Dieses Modell orientiert sich an erfolgreichen Vorbildern aus Ländern wie den USA oder Großbritannien, wo die Renditen durch staatlich gefördertes Aktien-Sparen wesentlich höher ausfallen als in Deutschland.
Hätte es dieses Modell schon 2002 gegeben, könnten Sparer heute auf ein Vermögen von knapp 290.000 Euro blicken, wie eine Modellrechnung zeigt.
Dreifache Rendite durch den MSCI World
Lindners Modell setzt auf ein langfristiges Investment in den Aktienindex MSCI World, der als eine der verlässlichsten Anlagen gilt.
Wer 250 Euro monatlich in diesen Index investiert und dabei staatliche Förderung von 20 Prozent in Anspruch nimmt, hätte seit 2002 ein Vermögen von 288.500 Euro erwirtschaftet – fast das Dreifache des ursprünglichen Investments von rund 81.200 Euro. Zum Vergleich: Riester-Sparer hätten nach 22 Jahren kaum mehr als ihre eingezahlten Beiträge angesammelt.
Das Problem der Riester-Rente
Das größte Problem der Riester-Rente war die Beitragsgarantie. Was nach Sicherheit klang, hat sich als Renditekiller entpuppt. Um die Garantie zu gewährleisten, mussten Anbieter in festverzinsliche Papiere investieren, statt das Geld am lukrativeren Kapitalmarkt anzulegen. Besonders während des Börsencrashs 2008 wurde das deutlich: Anstatt vom anschließenden Aufschwung zu profitieren, waren Riester-Sparer in Festverzinsliche gefangen – mit entsprechend enttäuschenden Renditen.
Lindners Lösung: ETFs und Zinseszins
Mit der „Lindner-Rente“ könnten Sparer von den Vorteilen der Börse profitieren, ohne dass der Fiskus ihnen frühzeitig einen Strich durch die Rechnung macht. Bis zur Auszahlungsphase fallen keine Steuern an, wodurch sich der Zinseszinseffekt voll entfalten kann.
Der Finanzminister will Anlegern zudem den Zugang zu kostengünstigen börsengehandelten Indexfonds (ETFs) ermöglichen – ein Modell, das sich in vielen Ländern bereits bewährt hat.