China elektrisiert die Finanzwelt. Innerhalb weniger Tage schoss der chinesische Leitindex um beeindruckende 16 Prozent in die Höhe – allein am Montag legte er weitere acht Prozent zu.
Der Grund? Ein massives Konjunkturpaket, das die chinesische Regierung überraschend aus dem Hut gezaubert hat. Für viele Investoren kommt das wie gerufen. Chinas Wirtschaft schwächelt seit geraumer Zeit, und Peking hat nun ein Signal gesendet:
„Wir tun alles, was nötig ist“, um das Wachstumsziel von fünf Prozent zu erreichen, sagte das Politbüro. Doch was bedeutet das für Anleger? Lohnt sich der Einstieg jetzt wirklich?
Das „Whatever-it-takes“-Moment aus Peking
Marko Papic, Chefstratege von BCA Research, nennt es das „Whatever-it-takes“-Moment. Die Botschaft aus Peking sei klar: Die Regierung wird nicht zulassen, dass die Wirtschaft weiter schwächelt.
Das hat die Anleger euphorisiert. Hedgefonds-Guru David Tepper sprach zuletzt davon, dass er „alles, was mit China zu tun hat“, kaufen würde. Der Ansturm war so gewaltig, dass die Börse in Shanghai zeitweise überlastet war.
Was genau steckt hinter der Euphorie? Zunächst einmal hat die chinesische Notenbank die Leitzinsen gesenkt und die Liquiditätsanforderungen für Banken gelockert. Damit sollen vor allem die strauchelnden Immobilienfirmen gestützt werden. Zwei Tage später folgte der nächste Knall: Das Politbüro versprach, alles zu tun, um das Wachstumsziel von fünf Prozent zu erreichen.
Angst, den Anschluss zu verpassen
Doch der Hype um China hat auch mit der Angst der Investoren zu tun, etwas zu verpassen. In den letzten Jahren wurde China oft links liegen gelassen. Lieber investierten Anleger in Indien oder Schwellenländer-Indizes, die China ausschließen.
Diese Strategie hat sich bisher bezahlt gemacht. Seit 2021 legte der MSCI Emerging Markets ex-China um 33 Prozent zu, während der klassische MSCI Emerging Markets nur zehn Prozent gewann.
Jetzt jedoch könnte das Blatt sich wenden. Die Schnäppchenjäger sind unterwegs, denn chinesische Aktien sind im Vergleich zu indischen immer noch extrem günstig. Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 gelten sie als unterbewertet. Zum Vergleich: Indische Aktien werden mit dem 26-fachen ihrer Gewinne gehandelt.
ETFs für den China-Comeback
Für Anleger, die auf den Boom in China setzen wollen, bieten sich ETFs an, die den chinesischen Markt breit abdecken. Besonders der CSI 300 ist hier zu nennen, der die 300 größten Unternehmen des Landes umfasst. Wer mehr auf Technologie setzen möchte, könnte einen Blick auf den Hang Seng Tech Index werfen. Hier finden sich die großen Tech-Giganten wie Alibaba und Tencent.
Der chinesische Leitindex CSI 300 stieg in wenigen Tagen um fast 16 Prozent – angetrieben durch ein massives Konjunkturpaket der Regierung. Anleger hoffen auf weitere Maßnahmen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.
Doch Vorsicht: Nicht jeder ist überzeugt, dass der Aufschwung nachhaltig ist. Mirko Wormuth, ein China-Insider, der 23 Jahre im Land gelebt hat, warnt vor einem Strohfeuer.
„Die zentralen Probleme des Landes werden mit diesem Konjunkturprogramm nicht gelöst“, sagt er.
Besonders die Unsicherheit der chinesischen Verbraucher sei ein großes Problem, da sie einen Großteil ihres Vermögens in Immobilien gebunden haben – und diese verlieren rapide an Wert.
Die besten Einzelaktien: Wo sich ein genauer Blick lohnt
Auch auf dem chinesischen Einzelaktienmarkt gibt es interessante Kandidaten. PDD Holding etwa ist ein aufstrebender Internet-Einzelhändler, der von der wachsenden Nachfrage nach günstigen Produkten in China profitiert. Das Geschäft ist extrem profitabel, und mit der globalen Expansion von Temu könnte die Aktie noch viel Potenzial haben.
Wormuth sieht auch Potenzial im Automobilsektor, insbesondere bei Li Auto und BYD. Li Auto beeindruckt mit immer höheren Verkaufszahlen, während BYD sich als führender Elektroautohersteller fest im Heimatmarkt etabliert hat und nun auch international expandieren will.
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Ein Blick auf den Automarkt
Besonders spannend: Im Juli 2024 stellten Elektroautos erstmals die Mehrheit der in China neu zugelassenen Fahrzeuge. Das zeigt, wie dynamisch sich der Markt entwickelt. BYD, der Marktführer für Elektrofahrzeuge in China, profitiert davon enorm. Auch Li Auto hat seine Absatzprognosen für 2024 deutlich nach oben korrigiert. Das Unternehmen rechnet damit, im laufenden Jahr mehr als 500.000 Fahrzeuge zu verkaufen.